„Nun jauchzt dem Herrn alle Welt“

Festgottesdienst zur Feier des 30. Priesterjubiläums von Pfarrer Andreas Klee in der Kirche St. Martinus

hl

Das silberne Priesterjubiläum von Pfarrer Andreas Klee konnte wegen der Corona-Pandemie nicht gefeiert werden. Aber der Pfarrer hielt Wort mit seiner Ankündigung, dass das Fest nachgeholt werden würde. Am Sonntag, 29. Juni, war es dann so weit. Nun konnten gleich drei Jubiläen gefeiert werden. Vor 30 Jahren wurde Andreas Klee im Limburger Dom von Bischof Dr. Franz Kamphaus zum Priester geweiht, vor 25 Jahren bekam er seine erste Stelle als Pfarrer in Bad Schwalbach und es ist in diesem November zehn Jahre her, dass er nach Hattersheim kam. Bei der Nennung all dieser Zahlen ging es fast unter, dass Pfarrer Klee am Samstag Geburtstag hatte.

Um 10.30 Uhr war die mit weißen Schleifen an den Bänken geschmückte Kirche sehr gut gefüllt. Der Einzug von Pfarrer Klee mit den zahlreichen Ordensdamen und Rittern des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, die Ihre Mäntel mit dem Jerusalemkreuz trugen, den Messdienern und -dienerinnen, sowie dem Pastoralteam aus der Gemeinde und einigen angereisten Geistlichen war ein sehr ergreifender Augenblick. Pfarrer Klee begrüßte zuerst seine Hattersheimer Gemeinde, ganz nach seinem Motto: „Was wäre ein Pfarrer ohne seine Gemeinde.“ Weiter sagte er: „Wir feiern heute nicht eine Person, sondern das, was uns alle eint, den Dienst an Gott.“ Die Gemeinde hatte den Gedanken schon in ihrem ersten Lied aufgenommen, hier hieß es: „Nun jauchzt dem Herrn alle Welt. Kommt her, zu seinem Dienst euch stellt.“

Ganz herzlich begrüßte Pfarrer Klee seine Eltern, die ihn auf seinem ganzen Lebensweg begleitet und unterstützt haben. Der nächste Gruß ging an seine Ordensfamilie. Die Ordensdamen und Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem waren aus sechs Bundesländern angereist. Klee betonte, dass er sehr froh sei, die Frankfurter Komturei, die sich nach Maximilian Kolbe benannt hat, als Prior begleiten zu dürfen. Weiter stellte Pfarrer Klee die Geistlichen vor, die angereist waren, um mit ihm gemeinsam zu feiern. Darunter war Helmut Wanka, der ehemalige Personaldezernent des Bistums Limburg, den er auch als guten Reisebegleiter kennengelernt hatte. Korbinian Müller aus dem Bistum Eichstätt hatte er in Israel das erste Mal getroffen.

Die Predigt

Helmut Wanka begann die Predigt damit, dass er sagte, es seien teilweise harte Worte, mit denen Jesus uns konfrontiere. „Nehme täglich dein Kreuz auf dich“ erscheint zu viel des Guten zu sein. Glaube und Zweifel lägen nahe beieinander. Eine unerschütterliche Glaubensstärke sei selten geworden. Wanka erzählte von einem Besuch in Finnland in der orthodoxen Kathedrale in Helsinki. Er fragte den Studenten, der durch die Kathedrale führte: „Woran glauben Sie?“ Die Antwort lautete: „Ich glaube an mich.“ Wankas Meinung ist, dass Glaube ein Gegenüber braucht, genauso wie Liebe und Freundschaft. Das Leben sei wie eine Schale, die durch tiefes Vertrauen gestärkt wird. Hier „grätschte“ Korbinian Müller in die Predigt ein und ergänzte, das Vertrauen auch heiße, dass der andere einen ernst nimmt und ohne Bedingungen annimmt. Für die Gläubigen heiße das, da ist ein Gott, auf den man sich verlassen kann.

Am Sonntag wurde in der katholischen Kirche das Fest der Apostel Petrus und Paulus gefeiert. Vertrauen und starker Glaube, das sei es, was diese beiden sehr unterschiedlichen Personen ausgezeichnet haben, führte Helmut Wanka aus. Petrus habe Jesus geliebt, obwohl er ihn verraten habe und sei zum Felsen geworden, auf der Jesus seine Kirche aufbaute. Paulus, ein Denker und Theologe, habe viele Gemeinden gegründet und die Wichtigkeit der Taufe hervorgehoben. Korbinian Müller machte abschließend klar, was man von einem Pfarrer erwartet. Das Wesentliche sei, dass er Gott verkündige aus der eigenen Erfahrung, sich selbst Fehler eingestehe und die Menschen nicht verurteile, sondern annimmt. Diese Eigenschaften fände man in Pfarrer Andreas Klee, der für die ihm anvertrauten Menschen sorge und mit der Gemeinde auf einem gemeinsamen Weg unterwegs sei. „Der gute Gott behüte dich“, waren seine Wünsche für Klee.

Grußworte und Dank

Dr. Ulrich Göbel sprach im Namen der gesamten Pfarrgemeinde St. Martinus. Er zeichnete kurz den Lebensweg von Pfarrer Klee auf. Als Kaplan war Andreas Klee in Frankfurt-Bornheim, Hadamar und Limburg-Ahlbach tätig. Dann führte ihn sein Weg als Pfarrer nach Bad Schwalbach. Während der 15 Jahre dort übernahm er die Leitung mehrerer weiterer Pfarreien. Seit November 2015 ist er Pfarrer in St. Martinus in Hattersheim.

Ulrich Göbel sprach Glückwünsche und Dank dafür aus, dass Pfarrer Klee seinem Versprechen gegenüber Gott und der Gemeinde treu geblieben ist und daran festhielt, auch wenn es einmal schwierig wurde. Gott schenke Talente, trage Freude und Leid und gebe Kraft, eine Kraft, die Leben schafft. Göbel wünschte Pfarre Klee viele weitere glückliche Jahre.

Bürgermeister Klaus Schindling betonte, dass die 30 Jahre im Dienst für Gott eine Berufung seien. Ohne die Kraft Gottes könne man solch einen Beruf nicht ausüben. Mit und für die Menschen habe Pfarrer Klee zu der guten Stadtgemeinschaft in Hattersheim beigetragen. Schindling überbrachte die Grüße und Glückwünsche der städtischen Gremien. Er persönlich dankte Pfarrer Klee für die gute Zusammenarbeit und das freundschaftliche Miteinander. Von Anfang an habe die Chemie zwischen ihnen gestimmt. Er hoffe weiter auf eine noch lange währende positive Zusammenarbeit.

Pfarrer Klee bedankte sich für den wunderbaren Gottesdienst und sagte, er habe in puncto Zusammenarbeit mit den städtischen Gremien den Rat seines ehemaligen Chefs in Frankfurt befolgt, der ihm riet, zu diesen ein gutes Verhältnis zu pflegen. Er dankte dem Kinderchor, der die Messe durch seinen Gesang bereichert hatte. Der Chor besteht aus den Kommunionkindern und ist beim Gottesdienst erst das zweite Mal aufgetreten. Weiterer Dank ging an die Kirchenchöre aus Hattersheim und Eddersheim, deren gemeinsame Darbietung im Gottesdienst zeige, dass ein Zusammenwachsen möglich sei. Auch die Messdiener, Mädchen und Jungen, haben sehr zum Gelingen der feierlichen Stunden beigetragen. Ihnen und allen sonstigen Beteiligten dankte Pfarrer Klee ebenfalls ganz herzlich.

Fest der Begegnung

Ehrenamtliche aus der Gemeinde St. Martinus hatten alles für die Feier nach dem Gottesdienst rund um das Gemeindehaus vorbereitet. Als die Menschen aus der Kirche strömten war die erste Anlaufstelle der Tisch, an dem es Wasser oder Saftschorle gab. Der Bratwurstduft lag schon in der Luft. Es wurde fleißig gegrillt und die ersten Abnehmer waren schnell vor Ort. Sehr leckere Sachen waren vorbereitet worden. Zu den Würstchen gab es Kartoffel-, Gurken-, Kraut- und Reissalat. Auch ein kühles, frisch gezapftes Bier wurde angeboten. Schnell füllten sich die Tische draußen unter den Bäumen, aber auch im großen Saal des Gemeindezentrums hatten viele Platz genommen. Hier konnte man noch eine Fotoausstellung bewundern, die die Lebensstationen von Pfarrer Klee, angefangen vom Babybild bis zum Besuch von Bischof Bätzing in Hattersheim, zeigten. „Das ist aber cool“, war der treffende Kommentar eines Messdieners beim Betrachten der Bilder. Pfarrer Andreas Klee hatte etwa 100 persönliche Gäste, Familie und Wegbegleiter, eingeladen, von denen die meisten gekommen waren. Viele Gratulanten drängten sich um ihn und freuten sich über ein Gespräch. Aber auch an den Tischen fanden rege Diskussionen statt.

Pfarrer Andreas Klee persönlich

Pfarrer Klee erzählte im Gespräch mit dem Hattersheimer Stadtanzeiger, dass seine Entscheidung, Priester zu werden ein langsamer Prozess war, er hatte keinen Erscheinungsmoment. Als Kind ist er mit seiner Oma in die Kirche gegangen und war im katholischen Kindergarten. Er war Messdiener und schon mit 16 Jahren reiste er das erste Mal nach Israel. Da er immer einen Hund haben wollte, war sein erster Berufswunsch „Förster“. „Denn die haben ja immer einen Hund“, schmunzelte er. Auch Bibliothekar kam in Frage. Schließlich begann er in Frankfurt ein Theologiestudium und entschloss sich später, sein Studium in St. Georgen fortzusetzen. Seine Gefühle bei der Priesterweihe beschreibt er „in etwa so wie bei einer Hochzeit“. Gebunden an die katholische Kirche hatte er sich schon bei der Weihe zum Diakon, die 1994 stattfand.

Zum Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem befragt, erklärte Pfarrer Klee, dass er eine Einladung in die Komturei Frankfurt bekommen habe und später erfuhr, dass er von einer Bekannten für die Aufnahme in den Orden vorgeschlagen worden sei. Das war im Jahr 2007. Seitdem ist er als Prior in dem Orden tätig. Der Ritterorden ist ein päpstlicher Laienorden. 1868 wird als Gründungsjahr angenommen. Schon 20 Jahre später wurden Damen für die Aufnahme in den Orden zugelassen. Die Mitglieder der Frankfurter Komturei treffen sich einmal im Monat. Deutschlandweite Treffen finden zweimal im Jahr statt. Ziel des Ordens ist die Unterstützung der Christen im Heiligen Land. Dieses geschieht nicht nur durch geistigen Beistand und Besuche, sondern auch durch Spenden. So habe man schon beim Bau von Kindergärten, Schulen oder Krankenhäusern geholfen.

In Hattersheim fühlt sich Pfarrer Klee sehr wohl. Es ist für ihn eine offene Stadt mit allen Möglichkeiten in einer reizvollen Gegend. Er freut sich sehr über die vielen engagierten Ehrenamtlichen in der Gemeinde und das gute Pastoralteam. Als seine liebste Tätigkeit als Pfarrer nennt er spontan „die Sakramente spenden“. Aber auch die Arbeit mit den Kindergärten und den Kommunionkindern macht ihm Spaß und er predigt auch gerne. Seine Hobbys sind Lesen und Reisen. Seinen Hund Leo vermisst er auch nach vier Jahren noch, sieht aber im Moment keine Möglichkeit für sich, wieder einen Hund zu haben.

Klees Pläne für die Zukunft sind bestimmt durch die Überführung der Gemeinde Hattersheim in die Großpfarrei, die mit Flörsheim und Hochheim zum 1. Januar 2028 gebildet wird. Er steht dem Wandel offen gegenüber und meint, die Menschen würden für das, was sie interessiert auch einige Kilometer Weg in Kauf nehmen. Es ergäben sich auch Chancen, besonders für Kinder, wenn sie an alle Kirchenorte gewöhnt würden und eine größere Gemeinschaft erführen. „Um die Hattersheimer Gemeinde ist mir nicht bange“, betont er. Für sich selbst meint er, er sei „angezählt“. Nach der Gründung der Großpfarrei werde er wahrscheinlich eine andere Aufgabe vom Bischof bekommen.

Nach dem Synodalen Weg gefragt, meinte Pfarrer Klee, andere Organisationsstrukturen in der Kirche würden die Menschen nicht dazu bringen, einzutreten. Vielmehr sei es die Aufgabe der katholischen Kirche für die Menschen in dieser Zeit, in der die Welt anscheinend aus den Fugen gerät, Antworten zu finden. Ganz zentral sei hierbei eine Antwort auf die Frage, „was bedeutet Gott?“

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