Leitgedanken bildlich dargestellt

Graffiti-Workshop an der Heinrich-Böll-Schule Hattersheim vor den Sommerferien

Die engagierten Künstlerinnen und Künstler des Graffiti-Workshops. Hintere Reihe: Carlotta, Sara, Wictoria, Hagar, Rebecca, Kunstlehrerin Nina Chambre, Denise, Lea, Jan, Elis, Luis, vordere Reihe Karolina, Jana, Kaouthar, Kunsttherapeutin Lakoona, Sarah (jeweils von links nach rechts).

Leitbild einer Schule – das sind niedergeschriebene Gedanken, die festlegen, welche Ziele die Schule verfolgt und wie der Umgang aller Beteiligten miteinander aussehen soll. Die Heinrich-Böll-Schule Hattersheim hat festgehalten, dass jedes einzelne Kind im Mittelpunkt stehen soll, die Unterrichtsqualität ständig verbessert werden und ein gutes Schul- und Lernklima herrschen soll. Gutes gesellschaftliches Miteinander, Toleranz, Zivilcourage, Motivation, Respekt, Gerechtigkeit und Fairness sind ebenfalls Begriffe, die in den Leitgedanken vorkommen. Neben dem ausführlichen Leitbild gibt es eine Kurzfassung, die den Schülerinnen und Schülern die wichtigsten Punkte greifbar vermitteln möchte. Aber auch dieses war der Steuergruppe der Schule um Schulleiter Dr. Dietrich Heither, die sich einmal in der Woche trifft und Schulentwicklungsprojekte anstößt, nicht genug. Man überlegte sich, dass es gut sei, die wichtigsten Leitgedanken bildlich darzustellen und diese als Wandbild in der Pausenhalle den Lernenden und Lehrenden ständig vor Augen zu führen. Aus dieser Idee heraus entstand ein Projekt: der Graffiti-Workshop in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien.

Die Kunstlehrerin und Leiterin der Fachschaft Kunst, Nina Chambre, hatte im Vorfeld die Agentur artmos4 um den Graffiti-Künstler Marcus Dörr angesprochen. Da dieser in der festgelegten Woche beschäftig war, hatte er die aus Koblenz stammende Künstlerin Lakoona vermittelt, die dieses Projekt gerne begleitete. Lakoona ist Kunsttherapeutin und hat schon oft in Jugendzentren und bei Workshops mitgearbeitet und Erfahrung mit Graffiti. Zum Mitmachen waren Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 bis 12 aus allen Schulzweigen aufgerufen worden. Es meldeten sich elf Schülerinnen und drei Schüler, die die Leitbegriffe darstellen wollten. Einige waren schon einmal mit Graffiti in Berührung gekommen, viele hatten die Spraydosen das erste Mal in der Hand. Folglich musste das Sprayen erst einmal erlernt beziehungsweise geübt werden. Dazu begab sich die Gruppe nach Frankfurt an den Ratswegkreisel. Dort konnte eine schon mit Graffiti verzierte Mauer neugestaltet werden. Mit großem Elan und unter der Anleitung von Lakoona machten sich die jungen Künstlerinnen und Künstler an die Arbeit. Man erlernte die Technik und auch, wie man gemachte Fehler wieder ausbessern konnte. Die Motive wurden improvisiert. „Die Gruppe war sehr ambitioniert und konzentriert“, betonte Lakoona.

Gute Ideen umgesetzt

Am Donnerstag letzter Woche begannen die Arbeiten zu dem Wandbild. Plan war, große Aluplatten mit unterschiedlichen Bildern zu versehen und diese anschließend an der Wand in der Pausenhalle zu einem Gesamtbild mit der Größe vier mal sechs Meter zusammenzufügen. Die Jugendlichen hatten zu den einzelnen Begriffen der Leitgedanken Skizzen angefertigt, die sie nun umsetzen wollten. Insgesamt standen 13 Platten in unterschiedlicher Größe und Form bereit.

Elis und Luis aus der achten Klasse hatten sich die Begriffe „Chancen und Möglichkeiten“ vorgenommen und dazu überlegt, dass sie eine sternenförmig ausgestanzte Platte, auf die sie einen blauen Himmel mit Wolken gesprayt hatten, mit Wegweiser bestücken wollten, die unterschiedliche Pfade zu einer Tür markieren. Dieses soll das Ankommen in der Schule, das Begleiten durch die Schule und das Finden des eigenständigen Weges symbolisieren, der schließlich beim Verlassen der Schule durch die Tür führt.

Jana und Kaouthar hatten sich den Begriff „besser werden“ ausgesucht. Sie stellten dieses mit einer Treppe dar, die schließlich zu einer Krone führt, ein Symbol dafür, dass jeder Mensch an seinem eigenen Aufstieg arbeitet, was schließlich zum Erfolg führt.

Das Thema „Nachhaltigkeit“ wurde von Rebecca bearbeitet. Sie hatte schon Erfahrung mit Graffiti gemacht und stellte auf einer Aluplatte die Blätter einer Bananenstaude dar, auf einer zweiten Platte wurden Bananen vor einem lila Hintergrund abgebildet. Dieses sollte Bezug nehmen auf die Bananenstaude, die im Innenhof der Heinrich-Böll-Schule wächst und schon seit Jahren dem Hattersheimer Winter trotzt. Die Tatsache, dass bei uns essbare Bananen wachsen können, soll daran erinnern, dass wir neue Wege suchen sollten, um nachhaltiger zu leben. Durch eine Biene in einem kleinen Dreieck soll die Verbindung zu den Schulbienen der Imker AG hergestellt werden.

Sara und Carlotta hatten sich Gedanken gemacht, wie man das Thema „Digitalisierung“ angehen könnte. Dabei war ihnen eingefallen, dass die Darstellung eines iPads, das seit letztem Jahr in der Schule zur Verfügung gestellt wird, eine gute Möglichkeit sei. Sie wollten in Orange den „Heinrich-Böll-Kopf“ darstellen und durch sichtbare Schaltelemente und die Buchstaben HBS als Icons das iPad erkennbar machen.

Selbstverständlich darf in einer Schule das Thema „lernen“ nicht fehlen. Hieran arbeiteten Denise und Sarah. „Beim Lernen muss man den Kopf anstrengen“, erklärten sie, „deswegen stellen wir ein großes Gehirn und die Buchstaben ABC dar.“

Wiktoria und Hagar hatten sich die Platte vorgenommen, die später an einer zentralen Stelle hängen soll. Sie mussten sich in Geduld üben, da ihrer Aluplatte bei der ersten Lieferung nicht mit dabei war und sie mehrere Stunden auf die Nachlieferung warten mussten. Sie planten einen Handschlag mit einer schwarzen und einer weißen Hand vor einer Erdkugel darzustellen. „Dieses Symbol steht für viele Begriffe: Einheit, Respekt, Toleranz, Gleichberechtigung und wird immer verstanden, egal wo man herkommt“, erläuterten sie. „Gleichzeitig ist es auch ein Symbol für Frieden. Für die Schule bedeutet dieses, dass alle Schüler akzeptiert und unterstürzt werden“, ergänzte Nina Chambre.

Zum Thema „Gerechtigkeit“ hatte Karolina eine gelbe, kreisrunde Fläche auf einen blauen Hintergrund gesprüht, was an die Sonne erinnert. In diese Fläche soll eine Waage gebracht werden.

Ein echtes Graffiti-Bild wird mit Ziffern gekennzeichnet. Die Zwillinge Jan und Lea aus der siebten Klasse hatten sich diese Aufgabe vorgenommen und wollten mit den drei letzten Ziffern der Postleitzahl, 795, den Bezug zu Hattersheim herstellen.

Alle diese Einzelplatten werden nach der Fertigstellung fachmännisch an die Wand in der Pausenhalle montiert. Die begleitende Künstlerin Lakoona wird anschließend eine Verbindung zwischen den einzelnen Platten sprayen und alles zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Das Kunstwerk wird im neuen Schuljahr, Anfang September, feierlich eingeweiht.

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