Ökologie, Klimaschutz und Ästhetik in unterschiedlicher Gewichtung

Interaktive Informationsveranstaltung zur Fassadengestaltung des Rechenzentrums im Gewerbegebiet Nord

Mäßiges Interesse: Nur etwa 60 Bürgerinnen und Bürger fanden am Montagabend den Weg in die Stadthalle zur interaktiven Informationsveranstaltung.

Viele Stühle blieben am Montagabend leer, als in der Hattersheimer Stadthalle der Rechenzentrumbetreiber NTT und Bürgermeister Klaus Schindling drei Varianten zur Fassadengestaltung des neuen Rechenzentrums im Gewerbegebiet Nord vorstellten und für Fragen der Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung standen. Nur etwa 60 Personen zeigten ausreichendes Interesse an der Veranstaltung - und dadurch erhielt jede Stimme der Anwesenden automatisch mehr Gewicht. Denn Interaktivität und Bürgerbeteiligung wurden zumindest hier tatsächlich groß geschrieben. Auf den Plätzen fanden die Besucherinnen und Besucher Flyer mit einem QR-Code, der zum Computerprogramm Mentimeter führte und dort ein Echtzeit-Feedback zur Präsentation ermöglichte: So konnten die Zuschauerinnen und Zuschauer alle drei Varianten in Bezug auf den Grad der Berücksichtigung von Ökologie, Klimaschutz und Ästhetik bewerten und ihren Favoriten krönen.

Bindend ist das Ergebnis dieser Umfrage freilich nicht, doch Bürgermeister Klaus Schindling gab im Vorfeld der Infoveranstaltung zu Protokoll, dass es sein Anliegen sei, "im Dialog mit den Anwohnerinnen und Anwohnern eine gemeinsame, für alle zufriedenstellende Lösung für die Fassadengestaltung des neuen Rechenzentrums zu finden." Es sei wichtig, dass dieses neue Rechenzentrum sich nicht nur als funktional, sondern auch als nachhaltig und ästhetisch gut verträglich entpuppt.

Die drei Varianten

Nacheinander stellte Günter Eggers, Director Public bei NTT Global Data Centers, die drei Varianten vor, die der Rechenzentrumsbetreiber zur Fassadengestaltung vorschlägt. Eggers betonte zu Beginn, dass es sich hier jeweils nur um grundsätzliche Konzeptentwürfe handelt und er deshalb keine Detailfragen, beispielsweise zu Pflanzenarten zur Fassadenbegrünung oder zu den gegebenenfalls Verwendung findenden Photovoltaikmodulen beantworten könne.

Variante 1 zeichnet sich durch eine Kombination von Kletterpflanzen und Farbpaneelen aus. An der Fassade des Rechenzentrums sollen hier Paneele in unterschiedlichen Grüntönen verwendet werden, die ein "dynamisches Zusammenspiel" erzeugen sollen. Hierfür sollen massive, perforierte Netzpaneele verwendet werden. Inspiriert von der Natur sollen grüne Kletterpflanzen in einer spielerischen Farbpalette die Fassade hinaufsteigen. Ein grünes Netz an der Fassade soll das Wachstum der Pflanzen anregen, diese sollen sich in unterschiedliche Höhen emporschwingen. Im Endeffekt soll nach Ansicht der Designer das gestaltete Muster auf der Fassade nicht nur am Tage für "visuelles Interesse" sorgen, sondern auch nachts "interessante Lichteffekte" ermöglichen.

Die zweite vorgestellte Variante bringt zusätzlich noch Photovoltaik ins Spiel. Während die Grünpflanzen die Ästhetik des Gebäudes steigern und zum "ökologischen Wohlbefinden" beitragen sollen, nutzen Photovoltaikmodule die Sonnenenergie und machen das Rechenzentrum energieeffizienter.

Variante 3 ist schließlich nur das "Standardpaket", bestehend aus Kletterpflanzen und schlichten, in Beige gehaltenen Paneelen mit Holzfassadenakzenten. Einige der Fassaden in Richtung Friedhof sollen hier mit Holzakzenten versehen werden, während an den "optimalen Fassaden" der Einsatz von Kletterpflanzen vorgesehen ist.

Allein schon die Zahl der Fragen zu Details rund um die Photovoltaik ließ den Schluss zu, dass diese Variante auf die größte Gegenliebe stößt. Es wurde sogar gefragt, warum keine weiteren Photovoltaikmodule auf dem Dach des Rechenzentrums geplant seien - dies liegt daran, dass diese Fläche überwiegend von den Kühlanlagen beansprucht wird. Günter Eggers hält es jedoch für überlegenswert, eventuell verbleibende freie Flächen auch zur Energiegewinnung zu nutzen.

Bürgermeister Klaus Schindling hält es in Bezug auf Variante 2 für sinnvoll, wenn man in Sachen Photovoltaik gegebenenfalls auf die effizientesten Module setzt und hier ästhetische Aspekte wie die Farbwahl eine nachrangige Rolle spielen würden. Stand jetzt sind hier deshalb schwarze Photovoltail-Module geplant - ein Stück weit auf Kosten der Ansehnlichkeit. Aber auch hier lässt die Konzeptphase noch Spielraum.

Für hörbares und wenig erfreutes Staunen wirkte auf manche Besucherinnen und Besucher noch der Hinweis darauf, dass auf dem Gelände auch ein eigenes Umspannwerk entstehen wird. Dieses brauche man für den Anschluss der vielen Server, die sich im Rechenzentrum befinden, so Günter Eggers.

Eggers bat das Publikum auch darum zu bedenken, dass die Kosten für die Fassadengestaltung auch Grenzen haben. Man solle die präsentierten Varianten immer im Verhältnis zu dem sehen, "was wir heute in der Voltastraße haben." NTT mache mit diesen Vorschlägen "deutliche Schritte nach vorne", und er hofft, dass eine der vorgestellten Varianten für die Bevölkerung "zumindest eine Akzeptanzschwelle" erreicht.

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