Große Bandbreite an Anwendungsfällen
Ab Ende Februar steht für den "Temys Health Assistant" nun die erste große Testphase im Stadtgebiet von Hattersheim am Main an. Inspiriert vom großen Erfolg anderer Voice Assistants, also intelligenter persönlicher Assistenten auf Softwarebasis wie Alexa von Amazon oder Siri von Apple, welche die Nutzung elektronischer Endgeräte über die natürliche Stimme ermöglichen, entwickelt die Temys Medical Services UG aus Hattersheim eine Voice Assistant-Lösung für den Gesundheitsmarkt.
Drei Use Cases (Anwendungsfälle) werden dabei nun in Kürze genau unter die Lupe genommen: Die Kommunikation zwischen Pflegendem und Patienten, die Dokumentation der Arbeit in der ambulanten Pflege sowie die Weitergabe medizinischer Daten. Die Temys UG hat hier den rechtliche Rahmen geschaffen, um Probleme im Kontext der datenschutzrechtlichen Regelungen für eine kurze Anwendungszeit zu beseitigen.
Doch mit diesen drei Anwendungsfällen ist die Bandbreite der möglichen Leistungen, die der "Temys Health Assistant" potenziell erbringen kann, noch längst nicht erschöpft: "Durch die Leistungsfähigkeit unserer Anwendung, vor allem des Sprachassistenten, können wir sehr viel mehr machen", so Alexander Zeier im Gespräch mit dieser Zeitung.
So sieht Zeier beispielsweise auch Möglichkeiten zur Behandlung von Demenz oder Depression durch die Interaktion mit dem Sprachassistenten, vor allem bei älteren Menschen, die unter Umständen alleine leben. Diese kann der Sprachassistent morgens nach dem Aufstehen fragen: "Wie geht es Ihnen?", "Welches Datum haben wir heute?" oder "Wir heißen Ihre Kinder?"
Die dazugehörigen Antworten von Demenzpatienten würden dann aufgezeichnet und maschinell ausgewertet, so dass der zuständige Neurologe stets einen aktuellen Bericht über den aktuellen Zustand des Patienten vorliegen hätte und beispielsweise Änderungen der Medikation veranlassen könnte, ohne dass der Patient zwingend sein Haus verlassen und in der jeweiligen Arztpraxis erst vorbeischauen müsste - ein potenziell großer Vorteil für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder für Patienten, für die aus anderen Gründen ein eigenständiger Arztbesuch eine große Hürde darstellt.
Alexander Zeier zitiert aus einer Statistik, die von Roland Berger vom Statistischen Bundesamt 2018 in Auftrag gegeben wurde: "In der Diagnoseüberwachung und Prävention wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz eine große Rolle spielen. Die befragten Experten gehen davon aus, dass 20 Prozent der ärztlichen Leistungen durch KI (Künstliche Intelligenz) oder Robotik ersetzt werden können." Alexander Zeier und Olga Stepanova können sich daher gut vorstellen, im Rahmen ihres Projekts künftig auch weitere Anwendungen zu testen und zusätzliche Partner mit an Bord zu holen.