„Unser schönstes Ausflugsziel“

Tierpark: Einsparungen zwingen zur Sponsorensuche / Die Zeit drängt / Förderverein als Rettung?

HATTERSHEIM (idl) – Einen solchen Andrang hatten die Bewohner des Hattersheimer Tierparks am Glockwiesenweg noch nie erlebt.

 

Während Gänse, Puten und Schafe den Aufmarsch der Mädchen und Jungen aus den örtlichen Kindertagesstätten lieber aus sicherer Entfernung beobachten, marschiert eine Ziege zielstrebig auf die jungen Demonstranten, Eltern und Erzieherinnen zu. Ob sie ahnt, dass die vielen Menschen zu Besuch gekommen sind, um sich für den Erhalt ihres angestammten Domizils einzusetzen? Oder ist das zutrauliche Tier einfach nur neugierig? Man kann trefflich darüber diskutieren.
Fakt ist, dass die Demonstration für den Erhalt des bei Jung und Alt beliebten Streichelzoos als Erfolg gewertet werden darf. 800 Unterschriften „pro Tierpark“ durfte Erste Stadträtin Karin Schnick am vergangenen Mittwoch entgegennehmen, gesammelt auf Initiative von Mitarbeiterinnen der Hattersheimer Kigas, Kitas und privat organisierter Betreuungseinrichtungen.
Zur Erinnerung: Auf fraktionsübergreifenden Beschluss der Stadtverordnetenversammlung wurde im Rahmen der Haushaltskonsolidierung der städtische Zuschuss für den Tierpark in Höhe von rund 29.000 Euro gestrichen. Im Klartext: Ab dem kommenden Haushaltsjahr wird der Betrieb des Streichelzoos nicht mehr mit öffentlichen Mitteln finanziert. Im Haushaltsplan 2013 gliedern sich die Gesamtkosten in folgende Einzelposten auf: 16.000 Euro sind als Personalkosten ausgewiesen, 3.000 Euro für Instandhaltungsmaßnahmen, 4.200 Euro für Futter und 2.800 Euro für Abschreibungen. 
„Wir sind als Stadt Hattersheim daran interessiert, dass der Zoo erhalten bleibt“, bekannte sich Karin Schnick zu dem beliebten Ausflugsziel und sicherte Unterstützung bei der Beschaffung von Spendengeldern und Sponsoren zu, machte aber auch unmissverständlich klar, dass es ab dem kommenden Jahr keine städtischen Zuschüsse mehr geben wird. „Die Stadt Hattersheim hat sich als Kommune, die den Rettungsschirm der hessischen Landesregierung in Anspruch genommen hat, verpflichtet, Einsparungen im städtischen Haushalt vorzunehmen. Dazu gehört unter anderem die Streichung der städtischen Aufwendungen für den Betrieb des Tiergeheges“, so Karin Schnick, „daran gibt es nichts zu rütteln.“
Also müssen andere Geldgeber ran. 
Die Suche gestaltet sich freilich als schwierig. Bei der Regionalpark-Pilotgesellschaft, die den Hattersheimer Streichelzoo als eine ihrer Attraktionen ausweist, ist man bereits abgeblitzt. Die Geschäftsführung der Gesellschaft machte unmissverständlich klar, dass man sich nicht an der Finanzierung des Streichelzoos beteiligen werde. Wichtig zu wissen: Die Stadt Hattersheim zahlt pro anno 100.000 Euro in die Kasse der Pilotgesellschaft, die damit unter anderem den Betrieb des Wildtiergeheges in Bad Weilbach finanziert. Auch das Kreishaus gibt sich bedeckt. Es sei nicht vorgesehen, das Hattersheimer Tiergehege über den Kreisetat zu finanzieren, war aus der Kreisstadt zu hören. Gerne aber sei man bei der Sponsorensuche behilflich, kündigte Landrat Michael Cyriax auf Anfrage an.
Vielleicht können es engagierte Hattersheimerinnen und Hattersheimer richten. Wie am Rande der Demonstration zu erfahren war, soll schon bald ein Förderverein für den Tierpark gegründet werden. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr. „Bis spätestens Herbst muss klar sein, ob die notwendigen Mittel beschafft werden können“, gibt Tierpfleger Albert Ebert zu bedenken, der sich seit vielen, vielen Jahren um die Tiere und die Anlage am Glockwiesenweg kümmert. „Schließlich kann man ja den Zoo nicht vom einen auf den anderen Tag dicht machen. Die Tiere müssen ja andernorts untergebracht werden.“
Dazu darf es nach Meinung der jüngsten Hattersheimerinnen und Hattersheimer aber auf keinen Fall kommen. „Der Tierpark muss bleiben!“ skandierten rund 100 Mädchen und Jungen und hielten trotz Dauerregen am vergangenen Mittwoch ihre Transparente hoch. „Der Tierpark ist unser schönstes Ausflugsziel“ war auf einem zu lesen.
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