Schulabsentismus ist ein großes Problem

Bericht zur Schulsozialarbeit an der Heinrich-Böll-Schule im Ausschuss UBV vorgelegt

Die Schulsozialarbeit an der HBS sieht sich mit zahlreichen Problematiken konfrontiert. Steigende Schülerzahlen erschweren die wichtige Arbeit von einer Vollzeitkraft und zwei Halbtagskräften zunehmend.

In der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Kultur und Sport am Mittwoch vergangener Woche (27. November) legte der Magistrat einen aktuellen Bericht bezüglich der Schulsozialarbeit an der Heinrich-Böll-Schule vor.

Der wahrscheinlich wichigste Punkt: Zu Beginn des Jahres 2024 wurde der Vertrag der Schulsozialarbeit von Seiten des Main-Taunus-Kreises kurzfristig gekündigt, um zukünftig nur noch eine Vollzeitstelle zu finanzieren. Die dadurch entstandene Finanzierungslücke für das Team der Schulsozialarbeit wurde durch die Stadt Hattersheim aufgefangen, so dass im kommenden Schuljahr keine Kürzung der Arbeit notwendig sein wird. Damit werden an der HBS auch weiterhin drei Fachkräfte (eine Vollzeitkraft und zwei Halbtagskräfte) aktiv sein.

Diplom-Pädagogin Dr. Kerstin Eilers zeichnete dennoch ein besorgniserregendes Bild von der aktuellen Situation in Sachen Schulsozialarbeit an der Hattersheimer Gesamtschule. So zeige sich immer stärker eine Uneinheitlichkeit in Hinblick auf die Schülerinnen und Schüler in den einzelnen Schulzweigen und Klassen. Dies mache sich unter anderem in Form von erheblichen Lernrückständen einiger Schülerinnen und -schüler bemerkbar, was häufig auf hohe Fehlzeiten zurückzuführen sei. Auch psychische Probleme, Versagensängste und familiäre Schwierigkeiten belasten viele Heranwachsende.

Ein weiteres Problem stellen teils große sprachliche Unterschiede dar, und das nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, die erst vor kurzer Zeit in Deutschland angekommen sind, sondern auch bei hier Geborenen.

"Für den Zusammenhalt und die Entwicklung einer funktionierenden Klassen- und Schulgemeinschaft ist neben einer individuellen Lernförderung auch die Definition des Gemeinsamen und dessen aktive Förderung notwendig", stellen die drei Sozialarbeiterinnen Dr. Kerstin Eilers, Sabine Gauss und Nicola Wagner in ihrem Bericht fest und formulieren diverse Fragen:

  • "Wie kann man der wachsenden Schülerschaft mit gleichbleibenden personellen Ressourcen gerecht werden? Die Übergänge in 7H und 7R sind herausfordernde Phasen und erfordern ein besonderes Augenmerk von allen Beteiligten."
  • "Wie kann ein demokratieförderndes und partizipatives Miteinander gefördert werden, wenn die individuellen Lernvoraussetzungen und Lebensbedingungen weit auseinandergehen?"
  • "Wie gehen wir mit einem schwächer werdenden Netz an sozialen Unterstützungsmöglichkeiten um, das oft überlastet erscheint und sich auf die dringlichsten Notlagen konzentrieren muss?"

Und das alles vor dem Hintergrund von bereits jetzt überlasteten Schulsozialarbeiterinnen und der Aussicht auf einen enormen Anstieg der Schülerzahl. Aktuell besuchen 1.450 Schülerinnen und Schülern die HBS, nach Abschluss des Erweiterungsbaus werden es etwa 1.700 sein. In diesem Schuljahr wurde die Schulsozialarbeit immerhin noch ganzjährig von einer beim Kreis angestellten Praktikantin im Anerkennungsjahr unterstützt.

Im laufenden Schuljahr setzte sich der Trend zu einer gleichbleibend hohen Zahl an Einzelfallhilfen und Beratungen fort. Mit insgesamt 139 Schülerinnen und Schülern wurde gearbeitet, bei einer nahezu paritätischen Geschlechterverteilung. Insgesamt 472 Beratungsgespräche und Kontakte wurden realisiert, was eine erneute Steigerung im Vergleich zum Vorjahr darstellt. 70 Prozent der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern entfielen dabei auf die Förderstufe und die Hauptschule. Auffällig dabei: Der hohe Anteil an Sechstklässlerinnen und Sechstklässlern - ein Jahrgang, dessen Grundschulzeit in die Hochphase der Corona-Pandemie fiel.

Das wichtigste Bindeglied sind die Lehrerinnen und Lehrer, die besondere Schwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler wahrnahmen und diese zur Schulsozialarbeit lotsten. Aber auch aus Eigenantrieb wandten sich viele Schülerinnen und Schüler an die Schulsozialarbeit.

Gründe hierfür waren häufig Konflikte mit den Mitschülerinnen und Mitschülern, das Arbeits- und Lernverhalten sowie auffälliges Sozialverhalten.

Neu hinzugekommen ist der Bereich Schulabsentismus, der sich spätestens seit diesem Schuljahr zu einem massiven Problem entwickelt habe, heißt es im Jahresbericht. Meist waren hierfür komplexe, familiäre Problemlagen die Ursache, die einen regelmäßigen Schulbesuch erschwerten oder zuweilen unmöglich machten.

Ein neues Phänomen ist der Umstand, dass manche Schülerinnen und Schüler sogar aktiv von ihren Erziehungsberechtigten in diesem Verhalten unterstützt wurden.

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