Bereits vor einem guten Jahr wurde im Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr (UBV) eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen bezüglich des Schornsteins auf dem Sarotti-Gelände erörtert. Die Fraktionsvorsitzende Nathalie Ferko berichtete seinerzeit, dass sie von Bürgerinnen und Bürgern angesprochen wurde, die Fragen zur Absperrung des Schornsteins und die Dauer dieser Maßnahme hatten. Bürgermeister Klaus Schindling erklärte damals, dass die Stadt Hattersheim für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger verantwortlich sei, während der Schornstein selbst Nestlé gehöre und die Mainova Grundstückseigentümerin sei. Da sich Ziegelstücke aus der Außenhaut des Schornsteins gelöst hatten und auf die umgebenden Flächen gefallen waren, wurde der Bauzaun errichtet, der auch heute noch steht und Passanten sowie insbesondere auch die Kinder der Kita SchokoLaden schützen soll. Gleichzeitig bedeutet jene Absperrung natürlich auch enorme Einschränkungen für diejenigen, die geschützt werden sollen. So ist beispielsweise ein Drittel des Außengeländes der Kita seit über einem Jahr nicht nutzbar. Ein Umstand, der selbst dann unhaltbar wäre, wenn er nur vier Wochen andauern würde, stellte Bürgermeister Klaus Schindling in der Sitzung des Ausschusses UBV am Dienstagabend fest.
Den Anstoß zur erneuten Debatte rund um dieses Thema gab ein Antrag der SPD-Frakton, demzufolge der Magistrat aufgefordert werden soll, durch Gespräche mit dem Eigentümer des denkmalgeschützten Schornsteins im Hugo-Hoffmann-Ring darauf hinzuwirken, dass der Schornstein gesichert und die Straßensperrung ohne weitere Verzögerungen wieder aufgehoben wird. Die Anwohner im Hugo-Hoffmann-Ring seien durch die lange Straßensperrung erheblich beeinträchtigt, und die Hattersheimer SPD sieht daher die Notwendigkeit, dem Anliegen der Anwohner durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Nachdruck zu verleihen. Der Magistrat solle sich stärker für die Belange der Anwohner einsetzen, heißt es im Antrag abschließend.
Bürgermeister Klaus Schindling stellte daraufhin klar, dass der Magistrat den Zustand schon seit jeher als unhaltbar erachtet. Deshalb ist die Verwaltung auch direkt tätig geworden. So habe man erreicht, dass ein Abrissantrag gestellt wurde, der von der Stadt Hattersheim auch bewilligt worden ist. Daraufhin ging der Antrag zur Entscheidung zum Kreisbauamt, wo dieser dann nicht beschieden wurde. Das Amt für Obere Denkmalpflege in Wiesbaden hatte ein Veto eingelegt, deshalb konnte dem Abrissantrag nicht stattgegeben werden. Das ist nun schon bereits über neun Monate her, so Schindling. Seitdem läuft ein schier endloser Schriftverkehr zwischen allen Beteiligten. Hierbei haben sich in der Zwischenzeit wenigstens Nestlé und Mainova darauf verständigt, dass sie nur noch gemeinsame Mitteilungen zu diesem Thema herausgeben, was den ganzen Prozess übersichtlicher gestaltet.
Als nächstes wurde dem Bürgermeister zufolge ein Gutachten erstellt, ein Statiker wurde eingeschaltet und das Amt für Obere Denkmalpflege teilte mit, dass der Schornstein nur minimal gekürzt werden dürfe, um die notwendige Sicherheit zu gewährleisten. Er dürfe aber gleichzeitig nicht so weit gekürzt werden, dass er den Charakter als Schornstein verliere - denn es handelt sich hierbei nun mal um einen denkmalgeschützten Schornstein und kein allgemeines denkmalgeschütztes Bauwerk.
In der Zwischenzeit war eine Firma mit dem Einrüsten des Schornsteins beauftragt worden. Dabei wurde festgestellt, dass die Befestigungen, die notwendig sind, um das Gerüst um den Schornstein zu stellen, zu einer weiteren Destabilisierung des Schornsteins geführt hätten - also hat man auch dies verworfen, und man fing an zu erörtern, ob ähnliches vielleicht doch in einem kleineren Maßstab möglich sei.
Gleichzeitig wurde der Unmut der beeinträchtigten Bevölkerung immer lauter vernehmbar. Der Elternbeirat der Kita SchokoLaden schrieb in dieser Sache die Stadt Hattersheim, Nestlé, Mainova, den Main-Taunus-Kreis und auch die Obere Denkmalschutzbehörde an. Der Tenor der ersten vier Angeschriebenen: Alle haben ein hohes Interesse daran das Problem so schnell wie möglich zu klären und die Absperrungen zu beenden. Jedoch könne man die dafür notwendigen Genehmigungen nicht erteilen, wenn das Amt für Obere Denkmalpflege nicht zustimmt.
Weiterhin greife man seitens der Verwaltung regelmäßig zum Telefonhörer, um an die Denkmalschutzbehörde "den Druck der Bürger weiterzugeben", so Schindling. Viele Menschen hier leiden unter der aktuellen Situation und können nicht verstehen, warum es zwei Unternehmen und drei Behörden nicht gelingt eine durchführbare Lösung zu finden, wie der Schornstein in eine Form gebracht werden kann, in der von ihm keine Gefahr mehr ausgeht und er gleichzeitig auch noch ein Stück weit Hattersheimer Geschichte dokumentiert.
Behörde soll zur nächsten Sitzung eingeladen werden.
Es folgte im Ausschuss UBV eine angeregte Debatte darüber, wie man nun angesichts dieser Ausführungen des Bürgermeisters zu den intensiven Bemühungen des Magistrats mit dem SPD-Antrag weiter umgehen soll. Letztendlich einigte man sich darauf, dass der Antrag vorläufig noch ohne Abstimmung im Ausschuss belassen wird. Fraktionsübergreifend bestand Einvernehmen darüber, dass die Obere Denkmalschutzbehörde zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Bauen und Verkehr eingeladen werden soll, damit diese darstellen kann, woran genau es aktuell noch hakt und welche Wege beschritten werden können, um die Problematik zeitnah zu lösen.
Gegebenenfalls wird daraufhin im Präsidium eine gemeinsame Resolution an die Obere Denkmalschutzbehörde verfasst, um diese zu einem schnelleren Handeln aufzufordern.
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