Verbieten oder Sensibilisieren?

Problematik Schottergärten: Hattersheimer Fraktionen suchen nach einem gemeinsamen Weg

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen befürchtet einen weiteren Zuwachs an ungeliebten Schottergärten in den Hattersheimer Stadtteilen – nicht nur in den Augen der Grünen insbesondere in Zeiten der Klimakrise und des Insektensterbens eine bedenkliche Entwicklung, die es zu stoppen gilt. Wie man dieser gartentechnischen Unsitte jedoch Herr werden will – darüber waren sich die Parteien im Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr am Dienstag, 14. September im Okrifteler Haus der Vereine alles andere als einig.

Die Grünen fordern in einem Antrag die Stadtverordnetenversammlung auf, eine Satzung zu erlassen, derzufolge „die nicht überbauten Flächen der bebauten Grundstücke wasserdurchlässig zu belassen oder herzustellen sind sowie naturverbunden zu begrünen oder zu bepflanzen sind, soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen entgegenstehen“. Die Versickerung von Oberflächenwasser müsse im Sinne eines rationellen Umgangs gewährleistet sein, so die Grünen.

Zudem solle sich die Stadt Hattersheim dafür aussprechen, dass „private Gärten und öffentliche Grünflächen, Parks und Grünanlagen bienen- und insektenfreundlich bepflanzt und gestaltet werden“, gepaart mit der Unterstützung eines sogenannten „Verschotterungsverbots“.

Unterstützend solle nach Ansicht der Grünen die Stadt die hiesige Bevölkerung, und dabei insbesondere Neubürgerinnen und –bürger, über die Vorzüge von wasserdurchlässigen, bepflanzten und insektenfreundlich gestalteten Grünflächen und Gärten informieren. Und schließlich solle die Stadt auf eigenen oder von ihr unterhaltenen Flächen keine Schottergärten anlegen und mit entsprechenden Festsetzungen in neuen Bebauungsplänen weitere Verschotterungen bauplanerisch ausschließen.

Die Gründe für eine Bekämpfung von Schottergärten sind so zahlreich wie nachvollziehbar. Derart leblose Flächen wirken sich negativ auf den Wasserhaushalt, die Biodiversität und das urbane Klima aus. Sind Flächen wasserundurchlässig versiegelt, hat Wasser keine andere Wahl als an der Oberfläche abzulaufen, es kann also gar nicht erst mehr in den Grund einsickern. Im Gegenzug wird das Abwassersystem stärker belastet, was gerade bei Starkregen zu großen Problemen führen kann.

Zudem finden Tiere auf derart versiegelten Flächen weder Nahrung, noch Unterschlupf, und das (Nach-)Wachsen von Pflanzen wird bewusst unterbunden. Ein großer Nachteil für das Klima in der Stadt, tragen doch Pflanzen normalerweise entscheidend dazu bei, dass Lärm und Staub gefiltert, Sauerstoff gespendet und die Temperaturen gesenkt werden. Letzteres gerade an heißen Sommertagen, denn Schotterflächen heizen sich durch direkte Sonneneinstrahlung stark auf und geben diese Wärme in der Nacht wieder ab – die Folge ist eine weitere Überhitzung anstelle einer dringend notwendigen Abkühlung.

CDU-Fraktionschef Michael Minnert ließ zwar keinen Zweifel daran, dass die Regierungskoalition in Hattersheim Schottergärten ebenfalls als problematisch erachtet und diese möglichst weitgehend reduzieren will – jedoch nicht auf einem ähnlich direkten Weg wie die Grünen. Anstelle von Satzungen oder Verboten will man eher auf Information und Sensibilisierung setzen, auch Überzeugung und Beratung. Minnert stellte diverse Mittel und Wege hierfür in den Raum, wie zum Beispiel entsprechende Aktionen mit dem Ziel des freiwilligen Verzichts auf einen Schottergarten oder der Erstellung von erhellenden Broschüren zum Thema. Auch einen Wettbewerb nach Wiesbadener Vorbild unter dem Motto „Blühende Vorgärten“ regte er an. Jedoch will Minnert auch zunächst ermitteln, wie groß das Schottergartenproblem in Hattersheim überhaupt ist und ob solche Aufwände überhaupt in einem sinnvollen Verhältnis zu den tatsächlichen Gegebenheiten stehen.

Nun war man inmitten der Ausschussberatungen zu diesem Thema an einem Punkt angelangt, an dem man sich zwar interfraktionell einig darüber war, dass Schottergärten ein Problem darstellen und möglichst aus dem Stadtbild verschwinden sollen, dies jedoch auf stark voneinander abweichenden Wegen erreichen will. Deshalb schlug die Grünen-Fraktionsvorsitzende Nathalie Ferko eine fünfminütige Sitzungspause vor, in der man versucht, sich gemeinsam auf einen Änderungsantrag zu verständigen. Man einigte sich schließlich auf das Belassen des Antrags in den Ausschüssen und weitere Beratungen in den Fraktionen bis zur nächsten Sitzungsrunde. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Minnert signalisierte, dass man gerne bereit sei, zusammen zu erörtern wie man diese Problematik am sinnvollsten anpackt.

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