Viel Lob für eine arbeitsintensive Entwicklung

Bei der Einweihung des neuen Oberstufengebäudes der HBS wird auf 20-jährige erfolgreiche Arbeit zurückgeblickt

HATTERSHEIM (ak) – „Wenn eine Gebietskörperschaft so viele Millionen in ein Schulgebäude investiert, dann sollte man dessen Einweihung nicht zwischen der dritten und vierten Schulstunde abhandeln!“ Aus dieser eigenen Überlegung heraus regte der Landrat des Main-Taunus-Kreises, Michael Cyriax, eine Feier zur offiziellen Einweihung und „Schlüsselübergabe“ für das neue Oberstufengebäude der Heinrich-Böll-Schule (HBS) in Hattersheim an.

 

Am letzten Freitag, dem 9. November, fanden sich dazu gutgelaunte politische Vertreter des Landes, des Kreises und der Stadt sowie zahlreiche „Ehrengäste“ – Lehrer, Eltern, Schüler, an der Planung für das Gebäude Beteiligte – in der Aula der HBS ein. Zu Beginn der Veranstaltung erinnerte Schulleiter Karl Hildebrandt an die Zeit vor etwa zehn Jahren: „Damals hätte kein Mensch mehr einen Pfifferling auf die Heinrich-Böll-Schule gegeben, mit nur noch 28 Schülern schien das Ende der gymnasialen Oberstufe hier besiegelt.“ Dass sich das so grundlegend geändert hat, führt er zum einen auf das große Engagement des Kollegiums der Schule zurück, zum anderen darauf, dass es im Main-Taunus-Kreis und auch in Hattersheim offenbar doch noch den „Gemeinschaftsgedanken“ gibt, der es nicht erlaubt, dass ausschließlich nur noch „profitable Projekte“ verwirklicht werden. „Auf diesem Fundament entstand hier ein außergewöhnliches Schulhaus – das ist ein stolzer Tag für die Heinrich-Böll-Schule, die Lehrer, die Schüler und die Stadt“, freute er sich und versprach: „Wie werden dieses 'Kapital' der Gemeinschaft nutzen, um eine möglichst hohe 'Rendite' für die Gesellschaft darauszuziehen!“
Landrat Michael Cyriax überlegte in seinem kurzen Grußwort, dass auch der in der Nazi-Zeit aufgewachsene Namensgeber der Schule, Heinrich Böll, der selbst nie gerne in die Schule gegangen sei, die Heinrich-Böll-Schule wohl gerne besucht hätte. „Hier steht der Schüler im Mittelpunkt“, lobte er das Lernklima an der Schule. „Der MTK vertraut in die Heinrich-Böll-Schule, er wird auch weiterhin in den Schulstandort Hattersheim investieren. Wir sehen Hattersheim als prosperierende Stadt, trotz der Finanzproblem, die es hier geben soll.“
Auch der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, freute sich, an diesem Abend eine „Bildungsinvestition“ des Main-Taunus-Kreises „mit in Betrieb nehmen“ zu dürfen. Er dankte Schulleiter Karl Hildebrand und Schuldezernent Wolfgang Kollmeier besonders dafür, dass sie sich so für die Heinrich-Böll-Schule eingesetzt haben und wies darauf hin, dass die HBS auch als „besonders gelungenes Beispiel der Ganztagsschule“ angesehen wird. „Der MTK hat die Zeichen der Zeit erkannt, der Kreis ist ein Zuzugsgebiet, hier wollen immer noch mehr Menschen her. Die Schulvielfalt im Kreis wird durch die HBS abgerundet“, erklärte er, „die HBS hat mit ihrem Konzept und ihren Baulichkeiten Zukunft, hier sollen die Schüler nicht 'nur' lernen, sondern sie werden auch in 'sozialer Kompetenz' ausgebildet. Unsere Gesellschaft der Individualisten muss wieder mehr Gemeinschaft werden.“
Bürgermeisterin Antje Köster hatte anlässlich des 25. Jahrestages der Namensgebung der Heinrich-Böll-Schule in die Rubrik „Vor 25 Jahren“ des Hattersheimer Stadtanzeigers geschaut und darin einen Artikel von damals gefunden, in dem die Gedanken des Namensgebers zu Schule und zum Lernen beschrieben werden. „Es ist gut, dass sich diese Leitgedanken des Namensgebers hier bis heute verfolgen lassen“, findet sie in ihrer Rede, und: „Ohne die Kraft und den Willen des Kollegiums wären wir nicht da, wo wir heute sind, die Schule hat für dieses Rumkonzept gekämpft!“ Natürlich sieht sie auch die Vorteile, die eine moderne und starke Heinrich-Böll-Schule für eine Stadt wie Hattersheim bringt: „Hattersheim steht in Konkurrenz zu den anderen Kommunen der Region, kann sich im Moment kaum retten vor Wohnungsanfragen.“ Im Hinblick darauf zitierte sie die Worte von Henry Ford: „Die Wettbewerbsfähigkeit einer Stadt beginnt im Klassenzimmer, nicht in einer Werkshalle oder einem Forschungslabor.“ Nach ihrer Ansicht soll das gute Miteinander von Schule und Stadt weiter so erhalten bleiben, den Schülern der Heinrich-Böll-Schule wünschte sie in ihrer Schule ein „erweitertes Zuhause“.
Kreisbeigeordneter und Schuldezernent Wolfgang Kollmeier erinnerte an die Zeit vor mehr als 20 Jahren, als in der Heinrich-Böll-Schule eine gymnasiale Oberstufe etabliert wurde. „Heute haben wir hier Schülerzahlen, die sich sehen lassen können, das ist ein Zeichen dafür, dass hier erfolgreiche Arbeit geleistet wurde“, lobte er. Ganz offenbar hatte er sich das neue Gebäude schon ganz genau angeschaut, er beschrieb den Gästen die moderne und in jeder Hinsicht gut durchdachte Ausstattung und die positive Ausstrahlung der Räumlichkeiten mit begeisterten Worten: „Das ist keine Lernlandschaft, das ist ein Lernparadies!“
Auch die Oberstufenleiterin der Heinrich-Böll-Schule, Angelika Beck, lobte ganz besonders die moderne Konzeption des neuen Gebäudes und bedankte sich dafür besonders beim Main-Taunus-Kreis, weil dieser so viele innovative Gedanken bei der Ausstattung erlaubt habe. „Lernen geht leichter in einer freundlichen, schönen Umgebung, das ist besonders wichtig für Schüler, die etwa zu Hause kein eigenes Zimmer haben. Wir sind jetzt direkt froh, dass wir nun manchmal um 17 Uhr Schwierigkeiten haben, die Schüler aus der Schule hinauszukomplimentieren!“, erzählte sie lachend.
Der Architekt des Neubaus der Heinrich-Böll-Schule, Claus Rollmann, war ganz offensichtlich nicht nur sehr stolz auf das neue Gebäude, er war auch froh, den langen Weg von der ersten Planung bis zu Fertigstellung hinter sich zu haben. „Unser Büro ist seit etwa 40 Jahren mit der Planung von Schulgebäuden beschäftigt – aber so etwas wie hier habe ich noch nicht erlebt, das war irgendwie eine Begegnung der dritten Art. Hier hat das pädagogische Konzept uns dazu veranlasst, mit den Flächen zu spielen und Zonen zu erfassen, die sonst in einem Plan gar nicht erfasst werden. Das diese Gedanken aber jetzt weiter verfolgt werden, spricht für ein sehr intelligentes Konzept. Wir sind stolz und dankbar, dass wir dieses Projekt machen durften!“ Ein Bild, wie der Weg von den ersten Planungen zum fertigen Gebäude in etwa aussah, vermittelte er den Zuschauen in einer zehnminütigen unterhaltsamen Präsentation, in der etwa 15 verschiedene Planzeichnungen und eine Kaffeemaschine mit der Einstellung „Extra stark“ auf dem Weg zu einem beeindruckenden Gebäude eine besondere Rolle spielten.
Zum Schluss der Feier sprach Pastoralreferent Dr. Sebastian Schneider, der selbst auch Religionsunterricht an der HBS gibt, einen Segensspruch für das neue Oberstufengebäude der Heinrich-Böll-Schule: „Herr, segne uns, damit wir in dem neuen Gebäude nicht bloß Wissen anhäufen, sondern auch lernen, Menschen mit Achtung zu begegnen. Danke für das neue Gebäude, das zum Lernen und Wohlfühlen einlädt.“
Das neue Gebäude der Heinrich-Böll-Schule hat rund 7,4 Millionen Euro gekostet. Es wurde im Passivhausstandard errichtet und hat eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. In ihm gibt es auf zwei Stackwerken Platz für acht Klassenzimmer und acht Kursräume sowie für einen Lehrerstützpunkt und ein Elternsprechzimmer. Notwendig war die Erweiterung unter anderem wegen der in den vergangenen fünf Jahren um 150 auf etwa 1300 angestiegenen Schülerzahl.
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