Was die Lufthansa Klassikertage zu etwas ganz besonderem macht: Es handelt sich um keine statische Autoschau. „Über die ganzen Tage verteilt, fahren Autos an und ab. Es gibt also immer etwas Neues zu sehen und zu entdecken“, beschreibt der Vorsitzende der scuderia den besonderen Reiz der Veranstaltung, die in ihrer Form deutschlandweit ihresgleichen sucht.
Und in der Tat: Jeder Automobilfan kommt an den beiden Klassikertagen auf seine Kosten. Wer auf großvolumige Straßenkreuzer „made in USA“ steht wird ebenso fündig, wie die Freunde kerniger englischer Roadster oder italienischer Supersportwagen. Doch nicht nur Exoten oder Boliden wissen zu begeistern. Immer mehr avancieren die Youngtimer zu den heimlichen Stars des automobilen Stelldicheins rund um den historischen Posthof und in der Hattersheimer Stadtmitte. Wer hätte vor 30 oder 40 Jahren einen Ford Knudsen bestaunt oder den Kopf gedreht, wenn ein Opel Rekord C vorbeifährt? Es sind die heute 50- bis 60-jährigen Familienväter, die ihren staunenden Kindern oder Enkelkindern berichten, dass sie früher einmal selbst einen heutigen „Klassiker“ gefahren haben. Und so wundert es nicht, dass ein Citroen oder Renault Baujahr 1970 von eben so vielen Fahrzeugfans umstanden wird, wie so mancher Supersportwagen, für den man damals den 20- oder 30-fachen Kaufpreis zu entrichten hatte.
Wer das Glück hatte, in einem der Cafés am Hattersheimer Marktplatz ein Plätzchen ergattert zu haben, erlebte die große Autoschau aus der Logenperspektive. Im Minutentakt fuhren Fahrzeuge vorbei, vorgestellt von Detlef Krehl von der scuderia, der seit inzwischen 15 Jahren die „Stimme“ der „scuderia Lufthansa classico“ ist. Es gibt wohl kein Auto auf dieser Welt, zu dem der ausgewiesene Experte nichts zu sagen hat. Ob Hubraum, Bauzeit oder Geschichtchen zur jeweiligen Fahrzeughistorie – der Moderator der Klassikertage wusste Bescheid und gab sein Wissen gerne und ausgesprochen kurzweilig weiter.
Wenn neben dem Fußweg zum Stadtweiher zwei DeLorean mit geöffneten Flügeltüren parken, im Kirchgarten ein Cadillac bereitwillig die meterlange Motorhaube öffnet und sein wuchtiges V8-Herz bestaunen lässt, eine Vorkriegs-BMW vorbeiknattert und gleich dutzende Mercedes aus den Sechzigern ihre Heckflossen vom Frühlingswind umspielen lassen, dann handelt es sich um die publikumsträchtigste Veranstaltung des ganzen Jahres. „Wir sind froh und stolz, dass es die Klassikertage in Hattersheim gibt und wollen auch in Zeiten knapper Kassen dafür sorgen, dass Hattersheim einmal im Jahr zum Eldorado für Oldiefreunde wird“, bekannte sich Bürgermeisterin Antje Köster uneingeschränkt zu Hattersheim als Veranstaltungsort.
Man darf sich also jetzt schon auf 2013 freuen, wenn die große Jubiläumsausgabe der Klassikertage wieder zigtausende von Menschen begeistern und in die Mainstadt locken wird. „Eine bessere Imagewerbung kann man sich nicht vorstellen“, ist sich die Rathauschefin sicher.
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