Der Artikel in der Ausgabe 34 des Hattersheimer Stadtanzeigers „Keine ausreichende Nachfrage für Mobile Beratung“ bezieht sich auf den "Bericht 0075/REF4/XII" des Magistrats. Dieser Bericht geht zurück auf den Antrag 0004 des Ausländerbeirates vom 15. September 2021, in dem der Ausländerbeirat den Magistrat bittet zu prüfen „ob in Eddersheim und Okriftel ein Quartiersmanagement, ähnlich wie das Stadtteilbüro, eingerichtet werden kann“. Das nun vorgelegte Ergebnis der einjährigen Testphase in Eddersheim und Okriftel zur Ermittlung eines Bedarfes für ein Quartiersmanagement war zu erwarten und wurde so auch schon in einer Pressemitteilung des Ausländerbeirates am 7. April 2022 im Stadtanzeiger prognostiziert mit den Worten „sind wir ziemlich sicher, dass das Ergebnis so sein wird, dass es keinen Bedarf gibt.“
Als langjährige Mitglieder des „Runden Tischs“ in der Hattersheimer Siedlung können wir dazu nur sagen, dass es auch in der Siedlung bis heute kein Quartiersmanagement durch ein Stadtteilbüro gäbe, wenn man den Bedarf seinerzeit auf diese Methode ermittelt hätte.
Hat man wirklich geglaubt dass ein Menschen, selbst wenn er von der einmaligen Informationsaktion erreicht wurde, sich einen Herz fasst aber dann geduldig wartet, bis er dann an einem vorbestimmten Tag und Stunde sich jemandem von der Stadtverwaltung bereitwillig anvertraut, den er vermutlich nicht kennt, um sich mit ihm über seine „schwierige individuelle Lebenslage, Arbeitsmarkt, Bildung, Gesundheitsprävention (ja – das steht tatsächlich so im Text), soziales Wohnumfeld, eingeschränkte Wohnqualität, fehlende oder nicht ausreichend ausgestattete soziale und kulturelle Infrastruktur, Einschränkungen der Nutzbarkeit des öffentlichen Raums durch Vandalismus und Kriminalität“ zu unterhalten?
Bezogen auf die Erfahrungen in Hattersheim konnten wir feststellen, dass erst durch niedrigschwellige Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit sowie durch vertrauensbildende Maßnahmen in persönlichen Gesprächen eine Atmosphäre des Vertrauens geschaffen werden konnte, in der Menschen sich geöffnet haben. Mit der Zeit konnten sehr viele Initiativen realisiert werden, weil sich viele Menschen ehrenamtlich engagiert und eine Wertschätzung und Unterstützung erfahren haben, die durch eine Telefonsprechstunde nicht zu vermitteln gewesen wäre, geschweige denn zu fördern ist.
Schwierige individuelle Lebenslagen, die Lage am Arbeitsmarkt, sowie eingeschränkte Wohnqualität, um nur einige der Punkte zu erwähnen, die in der Magistratsvorlage angesprochen werden, sind häufig chronisch und durch ein Quartiersmanagement nicht zu ändern.
Was man den Menschen gibt, ist Respekt sowie handfeste und vor allem unbürokratische Unterstützung von Mensch zu Mensch. Das hilft vielen Personen, Ihren Alltag besser zu bewältigen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Es hilft Probleme im Keim zu erkennen und zu entschärfen. Durch die Arbeit des Stadtteilbüros ist über die Jahre ein weit verzweigtes Netzwerk an ehrenamtlichen Helfern entstanden, die auf vielfältige Weise in Hattersheim und darüber hinaus den gesellschaftlichen Zusammenhalt erhalten und fördern.
So etwas stellt sich der Ausländerbeirat für Okriftel und Eddersheim auch vor. Aufgrund der Informationen, die wir in verschiedenen Gesprächen gesammelt haben, können wir die Aussage im Bericht, dass es „keinen Bedarf für eine Mobile Beratung gibt“, nicht bestätigen.
Wir würden uns freuen, wenn die Verantwortlichen dieses Thema nochmal aufgreifen und nach Wegen suchen, dies auch zu realisieren.
Letztendlich darf man den präventiven Charakter eines Quartiersmanagements zur Vermeidung der Entstehung von sozialen Brennpunkten nicht unterschätzen.