Leserbrief Neue Rechenzentren in Hattersheim

In Hattersheim sollen nach dem Willen von Bürgermeister Schindling zwei weitere große Rechenzentren auf riesigen Flächen und mit gigantischen Strombedarf entstehen.

In Interviews sagte Rathauschef Schindling dazu, dem Charme globaler Datacenter-Betreiber erlegen zu sein und die Vergabe von so großen Grundstücken wegen der Gewerbesteuer mit dem Wunsch zu verknüpfen, dass die Unternehmen ihren Firmensitz nach Hattersheim verlegen. So wollen sich zwei dicke Fische in Hattersheim neu ansiedeln. Digital Realty und Interxion haben sich unter dem Namen "Interxion: A Digital Realty Company" neu zusammen geschlossen. IONOS ist eine hundertprozentige Tochter der United Internet AG. Beide Unternehmen haben auf Anfrage jedoch nicht bestätigt, ihren Firmensitz nach Hattersheim zu verlegen. Wie glaubwürdig macht das Bürgermeister Schindling eigentlich noch?

Dass man den Klimapreis mit solch stromfressenden Giganten nicht mehr gewinnen kann, räumte Bürgermeister Schindling ebenfalls ein. Das Klima scheint für den Rathauschef gar keine Rolle zu spielen. Auch beim Thema Abwärme setzt Bürgermeister Schindling hierbei insbesondere auf die Rechenzentrumsbetreiber selbst und allgemein auf den technischen Fortschritt. Anstatt klare und sinnvolle Vorgaben zu machen, wie die Betreiber die Abwärme einsetzen oder zumindest technische Lösungen dazu vorzugeben, wie die Abwärme zielgerichtet und vorteilhaft genutzt werden kann.

Durch die Versiegelung von riesigen Flächen ist mit erheblichen Beeinträchtigungen auf das Grundwasser zu rechnen. Die riesigen, dann versiegelten Flächen liegen direkt im Wassereinzugsgebiet des Hattersheimer Wasserwerks. Die Auswirkungen auf das Grundwasser sind nicht absehbar. Darüber hat der Rathauschef bisher kein Wort verloren. Das Thema Grundwasser ist für Bürgermeister Schindling offensichtlich genauso unwichtig wie auch das Klima. Beides ist jedoch untrennbar miteinander verknüpft.

Wie ist es um die Gewerbesteuer Einnahmen der Stadt Hattersheim tatsächlich bestellt?

Ist der riesige Flächenbedarf in Hattersheim für diese gigantischen, stromfressenden Rechenzentren überhaupt vertretbar, wenn die Gewerbesteuereinnahmen nur noch einen Bruchteil dessen betragen was Rathauschef Schindling den Bürgern weismachen wollte?

Hat Bürgermeister Schindling überhaupt ein Konzept, die von den stromfressenden Giganten erzeugte Abwärme zielgerichtet und vorteilhaft einzusetzen?

Was ist mit der Ankündigung der CDU, Hattersheim soll eine der grünsten Städte Hessens werden?

Und wie lässt sich das mit der völligen Versiegelung von hunderttausenden Quadratmetern in Hattersheim für diese Datenbunker überhaupt vereinbaren?

Im Verhältnis zur riesigen versiegelten Fläche wird von den Rechenzentren zwar jede Menge Abwärme durch die gigantischen Stromfresser erzeugt, jedoch nur eine sehr geringe Anzahl von Arbeitsplätzen generiert.

Wie ist es um das Grundwasser des Hattersheimers Wasserwerks bestellt?

Welche Auswirkungen wird die Versiegelung solch riesiger Flächen im Wassereinzugsgebiet auf das Grundwasser haben?

Soll Hattersheim etwa so für die enormen und herausfordernden Klimaaufgaben gewappnet werden? Wohl kaum. Es gibt jede Menge offener Fragen zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit, rund um das Klima, auch für Hattersheim. Die Bürgerinnen und Bürgern haben ein Recht auf ehrliche Antworten von Bürgermeister Schindling, und zwar noch vor der Wahl am 8. Mai.

Bei aller berechtigter Kritik, kann Rathauschef Schindling jedoch auch etwas positives vermelden, wenn auch nur für sich persönlich. Als erste Kommune hat sich Hattersheim der GDA angeschlossen und Bürgermeister Schindling verstärkt zudem nun auch den Vorstand der GDA. GERMAN DATACENTER ASSOCIATION ist ein Zusammenschluss von Betreibern und Inhabern von Rechenzentren aller Größen. Bürgermeister Schindling hat in der GDA also einen Vorstandsposten ergattert. Glückwunsch an den Rathauschef, viel unkontrollierte heiße Luft bzw. Abwärme und weniger Grundwasser für die Stadt Hattersheim und ihre Bürger. Ob das jedoch ein ausgewogenes Zukunftsmodel für ganz Hattersheim sein kann, können die Bürgerinnen und Bürger bei der Wahl am 8. Mai selber entscheiden.

Helmut Göttlinger, Hattersheim

Durchschnitt: 4.6 (9 Bewertungen)


X