Leserbrief Rechenzentren in Hattersheim

In den Leserbriefen dieser Zeitung waren nur ablehnende und (vermeintlich) gefahrenaufzeigende Stellungnahmen zum Thema "Rechenzentren im Baugebiet Nord" zu lesen. Diese Hinweise sind ernsthaft zu prüfen und zu bewerten. Davon abgesehen, sollten meines Erachtens jedoch auch die Gründe genannt werden, die für den Bau der Rechenzentren in Hattersheim sprechen.

Wirtschaft, Wissenschaft, politische Parteien, städtische Verwaltungen und sehr viele Bürgerinnen und Bürger fordern und erwarten eine stetige und schnellere Digitalisierung für fast alle Lebensbereiche.

Dies ergibt sich nicht nur aus der Nutzung von Handys und Internet, sondern beispielsweise auch für die Verbesserung der Diagnose und Behandlung in der Medizin, Modellierung und Berechnung notwendiger Klimaschutzmaßnahmen, Wettervorhersagen und vieles mehr. Auch im regionalen Bereich wird mehr Digitalisierung gefordert. Der Kreiselternbeirat des Main-Taunus-Kreises wünscht bspw. die Bereitstellung von mehr Plattformen für digitale Lern- und Lehrwerkzeuge. Also werden Rechenzentren auch dazu benötigt, wenngleich sie Energiefresser sind und auch deren Aussehen nicht jedem gefällt.

Aber warum und weshalb bei uns in Hattersheim und welche Vorteile bringt uns deren Bau?

Die bei Rechenzentren zwangsweise anfallende Abwärme soll zur Wärmeversorgung nahegelegener Wohn- und Gewerbebauten genutzt werden. Die gewerblichen Betriebe in der Heddingheimer Straße, die Hochhäuser der Goethestraße und der Heddingheimer Straße sind dafür geeignet. Aber auch die Blockheizkraftwerke des Wohngebietes Südwest, südlich der Mainzer Landstraße, könnten mit Abwärme versorgt werden. Damit würde viel des derzeit notwendigen Erdgases eingespart werden. Entsprechendes gilt auch für die Heinrich-Böll-Schule und die EVIM-Betriebe in der Dürerstraße. Letztendlich könnte auch das hiesige Schwimmbad damit beheizt werden.

Der Bau der Rechenzentren im Gewerbegebiet Nord erfordert einen Ausbau und Verlängerung der Heddingheimer Straße bis zum Keltenkreisel. Durch die Verlängerung der Straße, die von den Investoren der Rechenzentren bezahlt wird, kann endlich das häufig zu hohe Verkehrsaufkommen rings um den Globusmarkt entschärft werden. Die Anlieger der stark befahrenen Hofheimer Straße und der Mainzer Landstraße dürften aufatmen, da nun ein Teil des Verkehrs über die Heddingheimer Straße abfließt.

Auch die Gewerbesteuereinnahmen aus dem Betrieb der Rechenzentren sollten nicht vergessen werden. Seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Klaus Schindling wurde in unserer Stadt viel investiert und verbessert. Zu registrieren ist der Ausbau der städtischen Verwaltung, die Wiederinbetriebnahme der Stadthalle, die Neu- und Ausbauten von Kindergärten, die Sanierung der Kinderspielplätze, die Verbesserung der Ausstattung der drei örtlichen Feuerwehren, die Einrichtung eines ansprechenden Bauhofes, die Sanierung der Sportstätten in den drei Ortsteilen und vieles andere mehr.

Die augenfälligen, notwendigen und sehr kurzfristigen Verbesserungen des Erscheinungsbildes unserer Stadt waren nur möglich, weil die Stadt die Gelegenheit ergriff, Gewerbebetriebe mit hohen Gewerbesteuerzahlungen, eben Rechenzentren in der Voltastraße, anzusiedeln.

Vergessen werden darf auch nicht, daß bei Sanierungen örtlicher Straßen keine Anliegerbeiträge mehr erhoben werden. Diese Beiträge wurden den Anliegern erstmals bei Ausbau des Südrings nicht mehr berechnet. Ermöglicht haben dies die hohen Gewerbesteuereinnahmen, zum großen Teil durch die Rechenzentren geleistet.

Allein die Tariferhöhungen für die städtischen Bediensteten verursachen der Stadt Hattersheim in 2024 Mehraufwendungen von Höhe 4,2 Millionen Euro. Wie soll dieser Mehraufwand bezahlt werden?

Die Stadt hat nur die Möglichkeit einen Ausgleich zu schaffen durch die Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen, also der Gewinnung bzw. Ansiedlung weiterer profitabler Unternehmen, die Reduzierung jeglicher städtischer Leistungen, oder die Erhöhung der Grundsteuer.

Wären nicht die Rechenzentren als Investoren für die Stadt gewonnen worden, wäre es bereits vor ein, zwei Jahren notwendig gewesen. Eine Erhöhung der Grundsteuer hätte alle Mieter und Haus- und Wohnungseigentümer betroffen.

Im Übrigen sind mir die Rechenzentren im Gewerbegebiet Nord lieber als ein großer Baumarkt mit Schüttguteinrichtungen, wie dies vor Jahren von der rot-grünen Koalition geplant war, die sich jetzt im Wehklagen über die Datensilos ergeht. Dann hätten wir wesentlich mehr Verkehr, Staub und Lärm in Hattersheim.

Theodor Kamp, Hattersheim

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