Es kam allerdings anders als schon lange und mit viel Vorfreude geplant: Dirigent Wolfgang Gatscher verletzte sich an der Hand, das Konzert der „großen“ Sänger musste abgesagt werden. „Aber unser Springflower-Leiter Manfred Krieger hat gesagt: ‚Wir machen das alleine, wir haben geübt‘“, erklärte Helgard Ritter den sehr zahlreichen Besuchern in der am Sonntag, 24. September, schön stimmungsvoll „ins richtige Licht“ gesetzten Okrifteler Matthäuskirche, warum das zehnjährige Bestehen des Kinder- und Jugendchores doch gefeiert werden konnte. Dass dabei sogar einige Mitglieder des Jugendchores schon für ihre zehnjährige Mitgliedschaft bei den Sängern geehrt werden konnten, machte das Konzert noch einmal ganz besonders.
Eigentlich gibt es den Jugendchor Springflower schon, seit er 1975 von Manfred Krieger gegründet wurde. Auch damals formierte er sich aus Schülerinnen und Schülern des Schulchores der Albert-Schweitzer-Schule, die auch nach dem Abschluss der vierten Klasse gerne weiter zusammen singen wollten. Die Albert-Schweitzer-Schule behielt den Chor unter ihren Fittichen. Bald hatte Springflower schon 100 Mitglieder, 1980 „mauserte“ er sich zum selbstständigen Jugendchor mit Vereinsstatus. Dem Auftritt des Jugendchores 1979 mit ABBA in der Frankfurter Festhalle folgten noch einige große Konzerte und Auftritte, obwohl Manfred Krieger aus beruflichen Gründen in Sachen Springflower etwas kürzer treten musste. Im Jahr 2005 – da wurde Musiklehrer Krieger pensioniert – startete der Chor wieder durch, im Jahr 2007 übernahm die Sängervereinigung Okriftel die Trägerschaft für den Jugendchor. Seitdem gab es sechs größere Auftritte wie etwa im Rhein-Main-Theater Niedernhausen in verschiedenen ABBA-Shows, einer Michael-Jackson-Show und als Begleitung der Kölner Band „Die Höhner“. Springflower veranstaltete jedes Jahr ein Konzert und führte auch „Ritter Rost“-Musicals auf.
Dass die jungen Sängerinnen und Sänger viel für das Jubiläumskonzert geübt hatten, das konnten die vielen Zuhörer in der Matthäuskirche am letzten Sonntag gut hören. Dem schnellen musikalischen „Tomatensalat“, zu dem Krieger anmerkte: „Das wird eigentlich nicht wirklich gesungen, sondern ganz schnell im vierten Gang gesprochen. Und es ist auch ein Lied, was schlau macht, weil man mehrere verschiedene Dinge dabei beachten muss – die Melodie und die verdrehte Aussprache!“, folgte das Tanzlied „Hannewackel“, zu dem die jungen Sänger auch alpenländisch stampften und sogar ansatzweise jodelten.
„Alles muss klein beginnen“ heißt das Begrüßungslied für die Vorerstklässler in der Albert-Schweitzer-Schule Okriftel (ASSO). Dass alle Altersstufen von „Springflower“ diese Töne aus ihrer Schulzeit kennen, merkte man gleich daran, dass auch „die Großen“ schon mal verhalten mitsangen. Dafür und auch für den nachfolgenden „Kleinen grünen Kaktus“ gab es selbstverständlich brausenden Beifall vom Publikum, genau wie für die frisch vorgetragenen „alten“ Lieder „Alle Vögel sind schon da“ und „Es tönen die Lieder“. Dem von eindrucksvoller Sänger-Gestik begleiteten „Lied von der Nase“ folgte die Schul-Hymne, die selbstverständlich auch von allen zusammen geschmettert wurde – sogar aus den Zuhörer-Reihen waren einige „Mitsinger“ zu vermerken. Nach dem „Urschrei“ am Liedende freute sich Manfred Krieger, die Leiterin der Grundschule, Kerstin Graf, ebenfalls unter den Konzertgästen begrüßen zu können.
Vor dem berühmten „Country Roads“ durften die jüngsten Sängerinnen und Sänger sich zu ihren Eltern zurückziehen, während die größeren hören ließen, was sie gesanglich so drauf haben; der Gesangsvortrag wurde noch professioneller und mehrstimmiger. Danach durften auch die Drittklässler pausieren – den Viertklässlern war der Stolz, noch mit den „Großen“ vorne bleiben zu dürfen, anzusehen.
m die Sängerinnen und Sänger von Springflower zu ehren, die schon seit zehn Jahren Mitglied des Chores sind, war extra ein Vorstandsmitglied des Sängerkreises Main-Taunus, Hans Dieter Höhn, nach Okriftel gekommen. Er überreichte an Isa Günkel, Olivia Harder, Lisa Hartmann, Svenja Nolte, Jonas Herglotz, Benjamin Laumann und an Sven-André Müller jeweils Urkunden und eine Kappe mit der Aufschrift „Das Lied im Ohr und ich im Chor!“. Auch Caterina Jack und Sophia Wagner sind schon seit zehn Jahren Mitglied bei Springflower, ihnen werden die Ehrungen nachgereicht. Höhn gratulierte Helgard Ritter und der Sängervereinigung Okriftel zu dem „tollen Chor“ und bedankte sich bei Manfred Krieger für die Arrangements: „Das war wirklich fantastisch, was wir gehört haben – eure Sängerinnen und Sänger sind spitze!“ An die jungen Sänger hatte er eine Bitte: „Macht weiter so! Ihr seid unsere Hoffnung, dass der Chorgesang auch in 10 Jahren noch in Okriftel praktiziert wird!“ Hans Dieter Höhn lud die jungen Sängerinnen und Sänger zum Kreis-Chorkonzert im Jahr 2019 ein.
Auch die Vorsitzende der Sängervereinigung überreichte den jungen Jubilaren gerne Urkunden und dazu noch je einen Amazon-Gutschein. Spontan forderte Helgard Ritter die anwesenden Mitglieder der „großen“ Chöre der Sängervereinigung auf, sich zu erheben und „Singen bringt Freude“ anzustimmen – der Aufforderung wurde gut gelaunt Folge geleistet.
Danach stand Sara im Fokus des Geschehens: „Sie ist zwar erst 9 Jahre dabei – aber sie ist heute 18 Jahre alt geworden!“, wurde dem Publikum erklärt, bevor ein Geburtstags-Ständchen für die junge Frau angestimmt wurde.
Die nächste „Abweichung vom Programm“ folgte auf dem Fuße – Jonas Herglotz, von dem bei seiner Ehrung zu erfahren war, dass er inzwischen schon als Schauspieler und Sänger im Hofheimer Showspielhaus zu sehen ist, gab mit einem Song von Udo Jürgens (allerdings in englischer Sprache) eine tolle Kostprobe davon, was er bei Manfred Krieger und „Springflower“ einst gelernt hatte.
Die „Europa-Hymne“, das Lied „An hellen Tagen“ aus dem Jahr 1590, das berühmte Liebeslied von John Legend „All of me“, der Song „The rose“ in englischer Originalfassung und schließlich „Angels“ von Robbie Williams machten einen wunderbaren Konzertnachmittag komplett.
Zum Schluss wendete sich Helgard Ritter noch an Manfred Krieger: „Was wären wir ohne dich?“, fragte sie rein rhetorisch und würdigte seine „Riesenleistung“, die mit „Chorproben fast jeden Tag“ einhergeht. „Das ist so viel wert, das kann man gar nicht mit Geld bezahlen“, ist sich die Vorsitzende der Sängervereinigung sicher, und der brausende Applaus der Konzertgäste bestätigte ihre Ansicht.
Der Kinder- und Jugendchor „Springflower“ hat zurzeit etwa 70 Mitglieder im Alter zwischen 8 und 21 Jahren, es wird in verschiedenen Altersgruppen zu verschiedenen Zeiten geprobt und es werden auch je nach Alter unterschiedliche Programme erarbeitet. „Nach dem Übergang in weiterführende Schulen ist es vielen Sängerinnen und Sängern nicht mehr möglich, regelmäßig die Proben zu besuchen. Umso großartiger ist es, dass manche es bis zum Abi durchhalten, bei Springflower mitzusingen“, freute sich Manfred Krieger über die Treue seiner jugendlichen Sänger.
Jeder, der gleich welches Alters gerne bei den Chören der Sängervereinigung mitsingen möchte, findet mehr Informationen sowie die Zeiten der verschiedenen Übungsstunden im Internet unter www.saengervereinigung-okriftel.de.