Vom Überschallknall geweckt

Vermeintliches Erdbeben entpuppte sich als Einsatz zweier Kampfjets

Zwei Kampfjets vom Typ Eurofighter verursachten den weit hörbaren Überschallknall am frühen Montagmorgen.

Am Montagmorgen wurden zahlreiche Hessen von einem ungewöhnlichen Knall gegen 6.30 Uhr geweckt und/oder erschreckt. Akute Besorgnis war weit verbreitet, Presseberichten zufolge gingen bei der Polizei zahlreiche Anrufe ein. Was war geschehen?

Online war als eine der ersten Reaktionen ein Eintrag auf www.volcanodiscovery.com zu finden, einer englischsprachigen Website, auf der sich die Nutzer gegenseitig über aktuelle Erdbeben und Vulkanausbrüche informieren. Manche User werteten den Knall als erdbebenähnliches Ereignis um 6.26 Uhr im Großraum Darmstadt. Von zwei Druckwellen, die Fenster und Türen zum Wackeln gebracht haben, war im dortigen Forum die Rede. Manche vermuteten eine Explosion in der Nähe, andere wiederum ein Erdbeben. Die Meldungen stammten aus einem großräumigen Gebiet, vom Odenwald über Darmstadt, Kelsterbach, Rodgau, Kelkheim, Kriftel und Hattersheim.

Die Aufklärung folgte kurze Zeit später: Der Bundeswehr zufolge waren zwei Kampfjets vom Typ Eurofighter in Landshut aufgestiegen. Beim Durchbrechen der Schallmauer kam es zum lauten und spürbaren Knall. Überschallflüge sind über dem Festland ab einer Mindestflughöhe von 36.000 Fuß (etwa 10.800 Meter) erlaubt. Trotzdem sorgt der dabei entstehende Schallkegel dafür, dass der Knall in einem Radius von circa 40 Kilometern zu hören ist.

Der Grund für den Einsatz der Bundeswehr-Jets: Der Funkkontakt zu einem Passagierflugzeug auf dem Weg nach Amsterdam war abgebrochen.

Sobald im deutschen Luftraum ein Flugzeug nicht mehr per Funk zu erreichen ist, steigen Kampfjets zur Klärung der Situation auf. Die Möglichkeit eines Terroranschlags spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Es gilt zu ermitteln, ob sich die Situation womöglich zu einem sogenannten "Renegade-Fall" entwickeln könnte. Unter "Renegade" versteht man ein Verkehrsflugzeug, das im Verdacht steht, von Luftpiraten als Waffe für einen Terrorakt missbraucht zu werden.

Die Eurofighter-Piloten versuchen deshalb, mittels international standardisierter Sichtzeichen mit dem Piloten des Verkehrsflugzeuges zu kommunizieren. Man macht diesen auf seinen Fehler aufmerksam - häufig bricht der Funkkontakt ab, weil der Pilot eine falsche Frequenz eingestellt hat - und kann dann im Normalfall zügig Entwarnung geben. So geschehen auch am Montag: Vom Passagierflugzeug ging dem Luftfahrtamt der Bundeswehr zufolge keine Gefahr aus.

Auslöser für die Einführung derartiger Maßnahmen waren die Anschläge vom 11. September 2001 und ein entführtes Kleinflugzeug im Irrflug über Frankfurt am Main im Januar 2003.

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