40 Jahre „Betreuungsverein“

Jubiläumsfeier und Einweihung der Fachstelle rechtliche Betreuung & Vorsorge in neuen Räumlichkeiten

Jubiläumsfeier 40 Jahre „Betreuungsverein“ und Einweihung der neuen Räumlichkeiten der Fachstelle rechtliche Betreuung & Vorsorge in Kriftel. V.l. Ute Schulz (Leitung Fachstelle), Ute Schuler (Abteilungsleitung Jugend und Soziales), Torsten Gunnemann (Vorstand) und Christian Seitz (Bürgermeister Kriftel).

In neuen, hellen und großzügigen Räumlichkeiten in Kriftel feierte die Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge (vormals Betreuungsverein) des Caritasverbandes Main-Taunus e.V. ihr 40-jähriges Bestehen.

Im Jahr 1983 als Vormundschafts- und Pflegschaftsverein im Pfarrbüro Peter und Paul in Hofheim gegründet, hat die Fachstelle bis heute eine gute Entwicklung genommen. Man blickt positiv zurück, ist aber auch für die Zukunft gerüstet. Angefangen hat die Geschichte des Vereins im Hofheimer Haus zum Guten Hirten (heute Maria-Droste-Haus). Von 1983 bis 1992 wurden von einer einzelnen Fachkraft dort 22 Vormundschaften und 24 Pflegschaften geführt. In dieser Zeit gab es noch keinen Einsatz von Ehrenamtlichen in diesem Bereich.

Mit der Betreuungsrechtsform 1992 wurde der Betreuungsverein geboren und nun auch das Ehrenamt in der rechtlichen Betreuung eingeführt. Im Jahr 1996 zog der Betreuungsverein nach Lorsbach um, 2001 ins Vincenzhaus nach Hofheim. 2015 schließlich wurden Büroräume in der Frankfurter Straße in Hattersheim seine Heimat.

2023 bekam der Betreuungsverein nicht nur den neuen Namen „Fachstelle für rechtliche Betreuung & Vorsorge“, er wurde auch um eine Außenstelle in Wiesbaden, mit einer Mitarbeiterin vor Ort, erweitert. Seit Mai 2023 ist die Fachstelle nun die erste Einrichtung des Caritasverbandes Main-Taunus, welche ihren Sitz in Kriftel hat.

Das Angebot der Fachstelle steht allen Bürger:innen aus dem Main-Taunus-Kreis, Wiesbaden und dem Kreis Groß-Gerau zur Verfügung. Die Beratung, Unterstützung und Begleitung ist unabhängig von Konfession und trägerübergreifend. Beraten werden alle Menschen über 18 Jahre, die eine rechtliche Betreuung benötigen, deren Angehörige und andere Bezugspersonen von rechtlich betreuten Menschen, sowie Angehörige, Vollmachtnehmer und Ehrenamtliche die bereits eine Vollmacht oder Betreuung führen oder für die das ansteht. Auch Bürgerinnen und Bürger, die sich zu Vorsorgemaßnahmen erst mal informieren wollen, sind in der Fachstelle willkommen. Die Beratung ist vertraulich, kostenfrei, unabhängig und trägerübergreifend.

Zahlen, Daten, Fakten

Im Laufe der Jahre wurden inzwischen 266 Menschen von den zwei bis drei Mitarbeitenden des Betreuungsvereins rechtlich betreut. Von 1992 bis 2023 gab es einen Kooperationsvertrag mit dem Main-Taunus-Kreis.

Nun, im Jahr 2023, wurde das Konzept der Betreuungsassistenz umgesetzt und das Team somit auf drei Betreuer:innen und drei Betreuungsassistentinnen erweitert. Jährlich werden etwa 50 Ehrenamtliche Betreuer von der Fachstelle begleitet, die seit diesem Jahr auch in der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Betreuungsvereine Hessen aktiv ist.

Weiter verfügt die Fachstelle über ein großes Netzwerk von rund 40 Firmen und Organisationen (Träger der Eingliederungshilfe, z.B. EVIM, Diakonie, DRK und Josefs-Gesellschaft) mit denen regelmäßig und gut zusammengearbeitet wird.

Personelle Besetzung

Zurzeit besteht das Team der Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge aus Kai Kurth, Vereinsbetreuer und Diplom-Sozialarbeiter, den Betreuungsassistentinnen Joanna Bernsen, Doreen Wandschura und Brigitte Hofmann sowie Nicole Kalus, Vereinsbetreuerin und Sozialpädagogin, in der Außenstelle Wiesbaden. Die Einrichtung wird von Ute Schulz, Vereinsbetreuerin, MA Psychosoziale Beratung und Recht, geleitet.

Ziel

Die Fachstelle rechtliche Betreuung & Vorsorge berät Menschen sowohl zu den Themen rechtliche Betreuung, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung als auch zu Maßnahmen, die eine Betreuung verhindern. Es werden bei Bedarf auch vorrangige Hilfen vermittelt. Zudem werden rechtliche Betreuungen geführt. Weiter werden immer wieder kostenlose öffentliche Vorträge (auch als Hybrid-Veranstaltungen, die von zu Hause aus verfolgt werden können) zu den genannten Themen angeboten. Alle ehrenamtlichen Betreuer:innen und Vorsorgevollmachtnehmer:innen werden in Einzelterminen, mit Austauschtreffen und mit Aus- und Fortbildungen (die Ausbildung nach dem Hessischen Curriculum) in ihrer Arbeit unterstützt und begleitet. Die Fachstelle rechtliche Betreuung & Vorsorge stellt sich dabei der Aufgabe, Angehörige Betreuer:innen zu ermutigen, an den angebotenen Austauschtreffen oder Fortbildungen teilzunehmen. Menschen die gerne eine ehrenamtliche rechtliche Betreuung übernehmen wollen, werden hier immer gesucht.

Besonderes Angebot

Gemeinsam Vorsorgen ist ein kostenpflichtiges Angebot, indem sich die Fachstelle rechtliche Betreuung & Vorsorge vertraglich verpflichtet, eine Betreuung zu übernehmen, wenn dies einmal notwendig wird. Dieses Angebot richtet sich an alle Menschen, die keine Angehörigen haben, denen sie eine Vollmacht übertragen können, die sich aber in diesem Bereich absichern wollen. Beratungstermine zu dem Angebot können vereinbart werden.

Entwicklungen und Perspektiven

Durch die im Januar 2023 in Kraft getretene Betreuungsrechtsreform wurde die Selbstbestimmung der Klienten nochmals stärker hervorgehoben. „Die Neufälle sind komplexer und manchmal kommt die rechtliche Betreuung schon zu spät, um noch wirklich was bewegen zu können, sie muss erstmal „Scherben aufkehren““, hat Ute Schulz inzwischen erfahren, „um dann mit den Betreuten ins Gespräch zu kommen und ihnen zu helfen, ihre eigenen Wünsche wieder in den Vordergrund zu stellen.“ Viele Menschen trauen sich auch nicht, bei der Fachstelle Hilfe zu suchen. „Wenn sie dann aber einmal da waren, sind sie begeistert und kommen gerne wieder“ freut sich die Einrichtungsleitung. Die Fachstelle ermutigt die Menschen sich zu melden, wenn sie Hilfe brauchen. Sei es darum, Formulare auszufüllen oder zu beraten, welche Wege in ihrem individuellen Fall noch gegangen werden können.

Jubiläumsfeier in Kriftel

Die Jubiläumsfeier in den neuen Räumen der Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge Am Holzweg 26 B in Kriftel waren sehr gut besucht. Nicht nur Angehörige, Ehrenamtliche und Caritasvorstand Torsten Gunnemann nahmen offensichtlich gerne daran teil, auch MTK-Sozialdezernent Johannes Baron und der Krifteler Bürgermeister Christian Seitz sowie Vertreter:Innen der zuständigen Behörden aus dem MTK, Wiesbaden und Groß-Gerau waren zu Gast. Eingesegnet wurde das neue Heim der Fachstelle von Gemeindereferentin Christine Krempel aus der Pfarrei St. Elisabeth Hofheim-Kriftel-Eppstein.

Torsten Gunnemann, Vorstand des Caritasverbandes Main-Taunus e.V., blickte in seiner Begrüßung der Gäste kurz auf die 40-jährige Geschichte der Fachstelle Betreuung und Vorsorge. „Hier wurde immer eine wichtige Arbeit geleistet“ stellte er fest und wies darauf hin: „aber die starken Jahrgänge kommen erst noch, deren gute Beratung in unserem komplexen Sozialsystem immer wichtiger werden wird.“ Er wies darauf hin, dass die Rechtliche Betreuung die Voraussetzungen dafür schafft, dass betroffene Menschen ihre Rechte wahrnehmen und ihre Pflichten erfüllen können, die auch für die Geltendmachung, Gewährung und Inanspruchnahme von Sozialleistungen erforderlich sind. Eine Schwierigkeit ist dabei, dass die Pauschalen keine Klienten mit höherem Bedarf berücksichtigen. „Das Fehlen von vorrangigen Hilfen und die komplexen Fälle bzw. der Bedarf an Kontakten, gerade von Menschen mit psychischen Erkrankungen, fressen die Zeit, die für die einzelnen Personen vorgesehen ist, auf“, weiß Gunnemann. Dabei haben die Werte Nächstenliebe und Achtung der Menschenwürde eine große Bedeutung. "Die berufliche, aber auch die ehrenamtliche Führung von Betreuungen ist und bleibt eine Herausforderung, das hat meinen vollen Respekt“, würdigte er die Aufgaben, die in der Fachstelle für rechtliche Betreuung jeden Tag neu in Angriff genommen werden.

Ebenso wie Gunnemann freute sich Kriftels Bürgermeister Christian Seitz darüber, dass die Fachstelle rechtliche Betreuung und Vorsorge des Caritasverbandes Main-Taunus jetzt ihren Sitz in Kriftel hat. “Wir sind sehr froh und stolz darauf, dass der Caritasverband nun seine neuen Räumlichkeiten in unserer Gemeinde eröffnet hat und von hier aus den Menschen mit Rat und Tat zur Seite steht“, gab er auch die Gratulation seiner Gemeindeverwaltung weiter, „für die Menschen, im gesamten Main-Taunus-Kreis, die eine rechtliche Betreuung benötigen, ist diese Form der Betreuung und Beratung hier ein Glücksfall. Auch das Angebot der vielfältigen Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen ist eine große Bereicherung für alle im Main-Taunus-Kreis.“

Auch der Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent des Main-Taunus-Kreises, Johannes Baron, gratulierte sehr angetan zu den „modern klimatisierten Räumen“. „Meinen Weg hierher will ich einmal so beschreiben: erst ist man auf dem Holzweg, geht es hoch hinaus in den 6. Stock, und dort oben bekommt man dann notwendige Hilfen“, freute er sich schmunzelnd. Er versicherte der Einrichtung „weiterhin großen Rückhalt aus der Kommunalpolitik“, mit dem Hinweis darauf, dass von den etwa 240.000 Einwohnern des Kreises circa zehn Prozent vom dortigen Sozialdezernat betreut werden. „Wir wollen ganz bewusst, dass sich möglichst viele Menschen für das Soziale engagieren – sowohl hauptamtlich als auch ehrenamtlich. Auch deshalb freuen wir uns über die Arbeit, die hier geleistet wird“, so Johannes Baron. „Das wird mir auch von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so bestätigt“, gab Johannes Baron gerne weiter. Mit einem Glas alkoholfreien Sektes wurde in gut gelaunter Runde angestoßen und noch lange miteinander geplaudert.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X