Das Ende der Rewe-Filiale

Handelskonzern entscheidet sich gegen die Verlängerung des Mietvertrags / Supermarkt wird Ende 2022 schließen

Die Rewe-Filiale in der Frankfurter Straße. 32 Jahre lang diente sie der Krifteler Bevölkerung als zentrale Einkaufsmöglichkeit. Ihr Ende ist nun besiegelt, die Nutzung der Räumlichkeiten ab 2023 ungeklärt.

Seit Montag ist es offiziell: Die Tage des Rewe-Markts in der Frankfurter Straße sind gezählt. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Anja Loewe, die Leiterin der Pressestelle Region Mitte der Rewe Group, dass der Markt zum Jahresende 2022 mit dem Auslaufen des Mietvertrags schließen wird.

In den letzten Jahren gab es immer wieder Befürchtungen, dass es zu diesem Schritt kommen könnte, gerade vor dem Hintergrund der beiden anderen Krifteler Rewe-Märkte in der Oberweidstraße und der Hattersheimer Straße - jedoch wurde der Mietvertrag dann doch stets für weitere drei Jahre verlängert. Diesmal kam es zu keiner Einigung: Die Besitzverhältnisse der Räumlichkeiten haben sich Mitte 2020 verändert, und der neue Eigentümer versuchte seinerseits den Mietvertrag schon zum Jahresende 2021 zu kündigen, mit der Begründung, dass die aktuelle Miete viel zu niedrig sei. Die Rewe Group verfügte zwar ungeachtet dessen über eine einseitige Option zur Mietverlängerung über den 31. Dezember 2022 hinaus, jedoch fiel nun die endgültige Entscheidung gegen die Nutzung dieser Möglichkeit.

Sinkt die Bedeutung der Ortsmitte?

Damit findet die 32-jährige Geschichte des vorbildlich zentral gelegenen Lebensmittelmarkts der Gemeinde ein Ende. Mit der Einweihung der Galeriepassage wurde dieser 1989 eröffnet, damals noch als HL-Markt. Nun gerät die Ortsmitte immer stärker in Gefahr an Bedeutung zu verlieren: Maßgeblich für die Entscheidung zum Bau der Galeriepassage war seinerzeit die Aussicht, dass die Krifteler Bevölkerung damit eine konzentrierte Anlaufstelle für Einkauf und Gesundheit erhält. Und auch als sozialer Anziehungspunkt sollte und soll sie eigentlich dienen, nicht zuletzt durch eine Vielzahl von Gaststätten.

Jedoch sinkt die Anzahl der dort beheimateten Restaurants, und mit dem Wegfall des Supermarkts geht der zweifellos größte Besuchermagnet verloren. Ob die hiesigen Parteien weiterhin an diesem Ort ihre Wahlkampfstände aufschlagen werden, wenn sich im Hintergrund kein Lebensmittelmarkt mehr befindet, der für einen permanenten Fluss an Laufkundschaft sorgt?

Schwierige Gespräche

Vor zwei Wochen hatten sich der Leiter für Expansion und kaufmännisches Immobilienmanagement sowie ein weiterer Expansionsmanager der Rewe Group beim Ersten Beigeordneten Franz Jirasek angekündigt und informierten ihn über die Nichtverlängerung des Mietvertrags. Seitens des Handelskonzerns sehe man keine Basis für weitere Gespräche mit dem neuen Eigentümer.

Auch Franz Jirasek hat mit Letzerem bereits Gespräche geführt. "Mit dem bisherigen Eigentümer haben wir in der Vergangenheit sehr guten Kontakt gehabt", so der Erste Beigeordnete. Dieser sei stets "sehr aufgeschlossen der Gemeinde gegenüber" gewesen. Leider gestalte sich der Kontakt zum neuen Eigentümer jedoch als "etwas schwierig", bedauert Jirasek, der feststellen musste, dass dieser "zu Kriftel keinen Bezug" habe. Auf die Frage, was er dort eigentlich vorhabe, konnte er keine konkrete Auskunft geben und bestand nur auf seiner Ansicht, dass in dieser zentralen Lage viel höhere Einnahmen als bisher zu generieren seien.

Jirasek wird die jüngste Entwicklung zum Anlass nehmen weitere Gespräche mit dem neuen Eigentümer zu führen, stellt aber auch fest, dass man als Gemeinde nur sehr begrenzt Einfluss auf Verhandlungen zwischen Vermieter und Mieter nehmen kann. Man werde jedenfalls sehr genau darauf schauen, was an der Stelle des Marktes entstehen soll und gegebenenfalls auch planungsrechtlich die Interessen der Gemeinde durchsetzen. "Aber er hat sich davon erst mal nicht beeindrucken lassen", beschreibt Jirasek die aktuelle Haltung des Vermieters. Man müsse erst einmal abwarten, welche Vorstellungen dieser nun zur Nutzung der Räumlichkeiten ab 2023 entwickelt.

Bemühungen um Nachfolge

Auch auf Mitbewerber der Rewe Group ist der Erste Beigeordnete in dieser Angelegenheit schon zugegangen. Zumindest eine dieser Kontaktaufnahmen sei zunächst "einigermaßen erfreulich verlaufen", so Jirasek, der hier gerne vermittelnd wirken würde. Entscheidend werde jedoch sein, welche Vorstellungen der neue Eigentümer in sich trägt.

Jirasek erläuterte in der Sitzung des Planungsausschusses am Montag auch die Position der Rewe Group, dass man angesichts neuer Bestimmungen und Verordnungen dringend in die Kühlräume und weitere Renovierungen investieren müsse. Darauf hatte man seitens des Handelskonzerns bereits in früheren Gesprächen im Vorfeld von Vertragsverlängerungen wiederholt hingewiesen. Eine stolze Investitionssumme von etwa 400.000 Euro steht hierfür im Raum. Auch diesbezüglich wurde schnell klar, dass zwischen dem Mieter Rewe und dem neuen Eigentümer des Ladengeschäfts keine Gesprächsgrundlage zu finden sein wird.

Zudem habe die Corona-Pandemie ein verändertes Kundenverhalten hervorgebracht: Ging vor zwei Jahren noch der Trend eher wieder zurück in Richtung zentral gelegene Supermärkte, wären nun viele Menschen doch wieder dazu übergegangen wöchentliche Großeinkäufe bei Vollsortimentern zu tätigen.

"Wir werden auf jeden Fall alles versuchen, dass dort wieder ein Lebensmittelmarkt untergebracht werden kann", kündigte Franz Jirasek abschließend an. Die 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von der Rewe Group bereits in der vergangenen Woche über die Schließung des Marktes Ende 2022 informiert. Alle werden in umliegenden Filialen weiterbeschäftigt.

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