„Es gibt viel Neues zu entdecken!“

Kriftel: Einschulung der Fünftklässler in der Weingartenschule

Der Chor samt Band und Leiterin Carolin Acker.

Etwas ist anders als sonst an diesem Dienstagmorgen, 5. September. Auf der Straße vor der Weingartenschule (WGS) steht ein Polizeiwagen. Vier Polizisten hantieren mit einer Haltekelle und stoppen vereinzelt Autos. Auf Nachfrage klären die freundlichen Freunde und Helfer auf: Es gehe um die sogenannten Elterntaxis und ob die Kinder im Wagen vorschriftsmäßig angeschnallt seien. Jedes Jahr werde eine Schule von der Behörde ausgesucht. Dieses Jahr sei es die WGS.

Auch Oberstudienrätin Manuela Becker ist auf dem Parkplatz aktiv. Mit Warnweste passend ausgestattet, fragt sie jeden Parkenden, ob es zur Einschulung gehe. Gegebenenfalls schicke sie auch weg, meint sie. „Die meisten sind einsichtig“, zieht sie Bilanz. So viel Ordnungswille war nie.

Aufmunternde Wünsche

Direkt vor dem Eingang viel Gewohntes. Die Gesichter strahlen, man lächelt sich an. Am Himmel scheint die Sonne. Auf dem Boden: Gute Wünsche für die neuen Fünftklässler. Aufgemalt am Tag zuvor von den älteren Schülerinnen und Schülern. „Guten Start!“, „Viel Spaß beim Lernen!“, „Kein Stress, Ihr schafft das!“ und ähnlich Aufmunterndes steht mit bunter Kreide auf dem Boden vor dem Eingang der Weingartenschule geschrieben. Für diejenigen, denen vielleicht langweilig werden sollte beim Warten auf den Einlass, haben besonders umsichtige Kinder "Himmel und Hölle"-Kästchen gemalt. Doch da springt keiner drauf. Dafür sind alle an diesem wichtigen Tag zu aufgeregt. Eltern, Verwandte und vor allem die Kinder. Alle sind gekommen, um die Einschulung ihrer Lieben emotional zu begleiten.

Bekanntes und Neues

Viel Gutes und Vertrautes findet sich. Das Eltern-Café zum Beispiel. Reichlich Kaffee, Kuchen und Getränke, gestiftet und gebacken von den Eltern der Sechstklässler, direkt aus dem Fenster in den Schulhof gereicht. Neu sind die Stehtische, an denen in den Pausen lebhaft miteinander geredet wird. Die bestens aufgelegte Band samt vielstimmigem Chor, geleitet von Musiklehrerin Carolin Acker, stimmt die Neuankömmlinge musikalisch ein. "The Rains of Castamere", der Filmsoundtrack von Game of Thrones, und "Another Love" von Tom Odell sind die Titel.

Premiere hatte die Moderation von Levi Fröhlich aus der G7a, der durch die Veranstaltung führte. Seine quirlige Art hat durchaus Unterhaltungswert. Anders als früher sprechen auch die Zweigleiter und Klassenlehrkräfte zu ihren Kindern. Da wird der gemeinsame Schulerfolg beschworen, wie wichtig das „Coachen“ sei und wie empathische Führung funktioniere.

Neu in seiner Funktion ist auch der Schulleiter der Weingartenschule. Der vormalige Realschulzweigleiter Dr. Christoph Richter trifft in seiner Ansprache den richtigen Ton. Da ist viel die Rede davon, wie sehr sich die neuen Schülerinnen und Schüler auf ihre neuen Lehrerinnen und Lehrer verlassen können. „Keine Angst. Es wird immer jemand für Euch da sein“, muntert er seine neuen Schützlinge auf. Auch stünden eine Menge Mentoren, aus den Abschlussklassen rekrutiert, helfend an ihrer Seite. Das sind eine Art Paten für die Klassen, Ansprechpartner das ganze Jahr über. Sie wollen unterstützen und helfen, damit die Kinder sich von Anfang an wohl und willkommen fühlen. Auch ein Novum: Um ihre Funktion mehr zu würdigen, dürfen sie ihren Schützlingen die obligate Sonnenblume - gestiftet vom Förderverein – persönlich überreichen.

Neue Perspektiven

Zwei Mentorinnen, Lena und Susanna aus der R10b, äußern sich stellvertretend für alle über ihre Motivation: „Wir sind dabei, weil es uns Spaß macht, Jüngeren zu helfen,“ sagt Susanna. Und ihre Mitschülerin Lena ergänzt. „Das ist eben unsere soziale Ader“.

Die neuen Mitschüler sollen ihre Mentoren „ruhig mit Fragen löchern“, rät Direktor Richter. Auch die im Forum spürbare Aufgeregtheit hält der frühere Handballer für hilfreich:“ Wer vor dem Spiel kein Bauchkribbeln hat, spielt eher Sch….!“ Das böse Wort – das sein Trainer damals noch ungehemmt fallen ließ, lässt er schmunzelnd aus.

Es gäbe viel Neues zu entdecken, neue Leidenschaften zu entwickeln, „in der Schulband zum Beispiel“ „beim Lesen“ oder mit Blick auf das junge Moderatorentalent Levi „auch einen möglichen Einstieg in die Medienlandschaft“. Frühförderung werde an der WGS großgeschrieben. Die Sonnenblume, die am Schluss jeder neue Fünftklässler in den Himmel reckt, sehe er als positives Symbol:

„Die Zukunft unserer Kinder soll so hell, strahlend und ungetrübt sein“, rief der neue Schulleiter in die Runde.

Tatsächlich blickten alle hoffnungsfroh auf den neuen Lebensabschnitt. Eine davon ist Marisa, elf Jahre alt. Sie ist mit ihrer Mutter hier, kommt in die R5a und freut sich darauf „neue Freunde zu finden“. Ihre Mutter ist von dem pädagogischen Angebot der WGS angetan: „Die Schule hat einen guten Ruf, das Spektrum an Sprachen und Förderung überzeugt“, betont sie.

Der gute Ruf

Profitieren davon können ab diesem Dienstag zehn Klassen mit insgesamt 220 neuen Schülerinnen und Schülern. Darunter auch eine Intensivklasse mit insgesamt 18 Schülern, die größtenteils aus der Ukraine und Afghanistan kommen. Auch sie sollen hier ihren Weg gehen.

„Bei uns wird keiner alleine gelassen“, beruhigt Dr. Richter. Es gelte, die Reise durch die Klassenjahre „gerade auch gemeinsam mit den Eltern“ zu gestalten. Dafür stehe auch die Abkürzung WGS: Wir. Gemeinsam. Stark. Das Motto der Schule.

Gemeinsam unterwegs mit ihrer Tochter Zoe ist auch Familie Hädrich. Sie kommen aus Hofheim. Die Mutter habe nur „allerbeste Rezensionen im Internet“ über die Weingartenschule gelesen. Der im Einzelhandel tätigen Kauffrau berichteten Kunden viel Gutes über die neue Schule ihrer Tochter. Die ist ziemlich aufgeregt und hofft, dass ihr ihre Lieblingsfächer Mathe und Sport in der neuen G5a immer noch viel Freude bereiten.

Spaß wünscht sich auch Mitschüler Franz, der in die R5a eingeschult wird. Er freut sich auf neue Freunde und nette Lehrer. Für seine Eltern hatte der Tag der offenen Tür den Ausschlag für die WGS gegeben. „Die Mensa und die Nachmittagsbetreuung waren ein großer Pluspunkt für mich“, betont die Hofheimerin. Was ihr auch gut gefalle: Die Krifteler stünden voll hinter ihrer Schule. Das kann nicht jede Kommune von sich behaupten.

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