In den letzten Jahren war der Gemeinde nicht selten pünktlich zur Kerb ein tolles, spätsommerliches Wetter vergönnt. Diesmal war das Kerbewochenende in Sachen Witterung geprägt vom Kontrast: Strahlender Sonnenschein und 28°C am Samstag, gefolgt von einem waschechten Temperatursturz nur einen Tag später auf nur noch 17°C. Wetterfühlige brauchten keinen Kater, um sich am Tag nach dem Kerbetanz etwas dusselig zu fühlen.
Doch es hätte alles viel schlimmer kommen können: Pünktlich zum Kerbeumzug am Sonntagnachmittag zeigte sich zwar nicht die Sonne, jedoch hatte Petrus ein Einsehen und verschonte die Gemeinde im Kerbe-Modus wenigstens vor ausgiebigen Niederschlägen. So schlängelte sich die bunte Umzugsschar wieder wie gewohnt durch die Gassen Kriftels, umjubelt von vielen Bürgerinnen und Bürgern am Wegesrand. Auf die Kerbeborsch mit ihrem Hammel auf Rollen folgte der Nachwuchs der Freiwilligen Feuerwehr Kriftel, stilecht in seinen blauen Uniformen und mit gelben Helmen auf dem Kopf. Und auch der rote Feuerwehr-Käfer darf natürlich bei keinem Krifteler Kerbeumzug fehlen.
Auch die Sportvereine zeigten wieder Präsenz: Der Radfahrerverein Germania 1913 Kriftel e.V. zeigte immer wieder Kunststücke auf der Straße, ebenso die Kinder und Jugendlichen der Handballabteilung der TuS Kriftel. Und auch die Abteilung Rhythmische Sportgymnastik war zahlreich vertreten. Begleitet wurden die jungen Akteure von zahlreichen Betreuerinnen und Betreuern sowie Eltern. Die Jugendmannschaften des SV 07 Kriftel färbten den Umzugsweg stellenweise tiefblau, passend zu den Vereinsfarben.
Der Krifteler Karneval Klub brachte die meisten Menschen auf die Straße: Unter dem Motto "Uns und diesem Karren folgen 120 Narren" folgte eben jene Anzahl an Vereinsmitgliedern, und bei dieser Gelegenheit wurde auch wieder das Motto für die kommende Kampagne verraten: "Heut' wird sicher viel gelacht, Kindheitshelden an die Macht!!" lautet es, und damit ist klar: Die fünfte Jahreszeit wird in Kriftel diesmal geprägt sein von Biene Maja, Spongebob Schwammkopf, Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg.
Mitten in der Saison befindet sich aktuell das Brass & Drum Corps Kriftel. Zwischen der Generalprobe zu den European Drum Corps Championships am vergangenen Freitagabend und eben jenem Wettbewerb an diesem Samstag ließ man es sich nicht nehmen, auch noch beim Krifteler Kerbeumzug mitzumarschieren. Und schließlich waren auch wieder die Rathausspitze, sprich: Bürgermeister Christian Seitz und der Erste Beigeordnete Martin Mohr zusammen mit dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung Alexander Feist auf den Beinen, allesamt mit Bembel und Pappbechern in der Hand, um den Schaulustigen den ein oder anderen Schoppen einzuschenken.
Vom Kerbetanz bis zum Giggelschlag
Doch nochmal zurückgespult: Zwischen dem Aufstellen des Baumes am Samstagnachmittag bei wirklich allerbestem Wetter und dem besagten Umzug am Sonntagnachmittag gab es natürlich noch diverse andere Programmpunkte: So stieg am Samstagabend wieder eine große Kerbeparty im Festzelt im Freizeitpark. Der Vorverkauf lief einmal mehr blendend, und mit dem "Franken X-Press" spielten alte Bekannte, von denen man genau weiß, dass sie die perfekte Musik im Gepäck haben um für die gewünschte Stimmung zu sorgen.
Trotz der zweifellos kurzen Nacht ließen die Kerbeborsch auch in diesem Jahr keinen Zweifel daran, dass sie genau wissen, warum eine Kerb überhaupt gefeiert wird: Pünktlich um 9 Uhr in der Früh standen sie alle vor der Katholischen Kirche St. Vitus, um dem dortigen Festgottesdienst zur Erinnerung an die Kirchweih beizuwohnen. Und auch unmittelbar danach war ihnen keine Verschnaufpause vergönnt: Um 11 Uhr wurde auf dem Sportplatz das traditionelle Promi-Fußballspiel angepfiffen, natürlich wieder vom ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter Lutz Wagner. Erneut hatten sich zahlreiche "Prominente" hierzu angemeldet und kickten beherzt gegen "Die Wulle", auch wenn der Spaß natürlich im Vorder- und das Ergebnis im Hintergrund standen. Kaum ertönte der Schlusspfiff, hieß es auch sogleich: Aufstellen zum Kerbeumzug! Dieser endete, wie immer, im Festzelt, wo nach dem lautstarken Einmarsch der Kerbeborsch die in der Gemeinde wohlbekannten „Äppel-Quetscher“ für Stimmung sorgten. Das Duo ist längst Stammgast beim Lindenblütenfest, und auch auf der Bühne im Kerbezelt sind die beiden, die sich ganz bescheiden als "Hessens geilste Partyband" bezeichnen, bestens aufgehoben.
Der Kerbemontag startete dann mit dem beliebten Frühschoppen. Ab 10 Uhr bescherte "Hansi" der feierlustigen Menge den passenden Soundtrack. Zu den üblichen erfrischenden Getränken konnte es man sich direkt deftig schmecken lassen: Vom Spießbraten mit Soße über Handkäs bis hin zur Currywurst war alles im Angebot. Den Giggelschlag konnte diesmal Oliver Prusko von der Tropica Raritätengärtnerei für sich entscheiden, er erwies sich als besonders treffsicher mit dem Dreschflegel - der Tonkrug hatte gegen ihn keine Chance. Nach der Ernennung zum neuen „Botschafter von Kriftel“ beim VKS-Neujahrsempfang war dies nun schon der nächste Erfolg für das Krifteler Unternehmen.
Parallel zum bunten Treiben im Festzelt und auf den Straßen der Gemeinde fand natürlich auch im Freizeitpark wieder ein großer Rummelplatz statt. Nach eher weniger einladendem Wetter am Sonntag und Montag herrschten dann pünktlich zum Familientag mit vergünstigten Fahrpreisen am Dienstag wieder deutlich bessere Rahmenbedingungen, zweifellos zur Freude und Erleichterung der Schausteller. Vermisst wurde diesmal jedoch ein Autoscooter - überraschenderweise war diese bei den jungen Leuten stets sehr beliebte Attraktion in diesem Jahr nicht zu finden. Aber die vielen anderen Buden, Attraktionen, Fahrgeschäfte und Essensangebote ließen diese Lücke schnell vergessen.
Andächtige Beerdigung der Kerbebopp
Ja, und dann ging sie auch schon wieder zu Ende, die diesjährige Kerb: Am Dienstagabend setzte sich ab 19 Uhr wieder der Trauerzug vom Rat- und Bürgerhaus in Richtung Freizeitpark in Bewegung. Das letzte Stündlein für Kerbebopp "Johann" hatte mal wieder geschlagen - zumindest für das Jahr 2025. Mit schwarzen Krawatten und Trauerflor am Ärmel, lodernde Fackeln in der Hand, zog eine gar nicht mal so kleine Kolonne die Frankfurter Straße hinab, vorbei an St. Vitus, zur letzten Ruhestätte des tapferen Beschützers eines jeden Kerbebaumes in Kriftel. Still und bedrückt übergaben die Kerbeborsch ihren Johann dem Feuer - auf dass er wieder auferstehen möge im kommenden Jahr, wenn es im September natürlich wieder heißen wird: In Kriftel ist bald Kerb, hey!
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