„Musik im Herzen“

Jubiläumskonzert „160 Jahre Liederkranz“ am 30. Oktober im Rat- und Bürgerhaus Kriftel

Alle drei Chöre des Liederkranzes gemeinsam auf der Bühne.

„Schließe die Augen, erfasse den Klang, Musik ist die Schönheit dein Leben lang“, so erklang es am letzten Sonntag zum Auftakt von allen drei Chören des Liederkranzes vor rund 140 Zuhörerinnen und Zuhörern. Diese Zeile stammt aus dem Lied „Musik im Herzen“, komponiert von Sebastian W. Wager, dem Leiter des Männerchores. Die etwa 50 Choristen stellten beim Konzert drei gemeinsame Lieder vor. Neben dem Eröffnungslied hörte man den Chorgesang aus Verdis Nabucco „Zieh Gedanke auf goldenen Schwingen“, der, wunderbar interpretiert, den Zuschauern wahre Gänsehautmomente bescherte. Den Abschluss des Nachmittags bildete John Rutters „Schau auf die Welt“.

Man merkte den Sängerinnen und Sängern die Freude an, dass nun endlich das schon für 2020 geplante Jubiläumskonzert „160 Jahre Liederkranz“ stattfinden konnte. Im Jahr 1860 hatten 21 Männer in Kriftel, das damals 700 Einwohner hatte, den Gesangsverein „Frohsinn“ gegründet. 17 Jahre später entstand in Kriftel mit „Eintracht“ ein weiterer Gesangsverein. 1920 schlossen sich beide Vereine zum „Liederkranz“ zusammen. Im Mai 1985 wurde der Frauenchor gegründet.

Zwischen den gemeinsam gesungenen Liedern präsentierten sich die einzelne Liederkranz-Chöre mit Kostproben aus ihrem Repertoire. Durch das Programm führten kurzweilig Markus Finger und Klaus Irmer, beide Mitglieder des Männerchores. Es wurde viel Wissenswertes zu den einzelnen Stücken erzählt, so konnte man neben dem Musikgenuss einiges über die Komponisten und die Herkunft der Lieder erfahren.

Quintessenz

Der jüngste Chor präsentierte sich zuerst. Es handelt sich um den 1999 gegründeten gemischten Chor „Quintessenz“. Seit 2019 wird er von Konstantin Karklisiyski geleitet. Karklisiyski spielt seit dem siebten Lebensjahr Cello, wurde schon bei vielen Cellowettbewerben ausgezeichnet und ist als Solist bekannt. Er studierte Chor- und Orchesterdirigat in Sofia und vervollständigte seine Ausbildung durch weitere Studien in Leipzig und Frankfurt.

Die elf Sängerinnen und ein Sänger präsentierten sich schwarz gekleidet mit roten Accessoires. Den Auftakt bildete das Lied “Conquest of Paradise“ des griechischen Komponisten Vangelis aus dem Jahr 1992, das große Bekanntheit erlangte, als es 1994 von Henry Maske zum Einzug in den Boxring gewählt wurde. Beim Lied „Waldesnacht“ handelt es sich um ein romantisches Lied aus dem Jahr 1874 von Johannes Brahms nach dem Text von Paul Heyse. Zum bekannten Song „Can‘t help falling in love“ wussten Irmer und Finger zu berichten, dass er aus dem Film „Blue Hawaii“ stammt und die Vertonung des Liedes einer Spieldose ist. „Ihr von Morgen werdet wissen, was aus dieser Erde wird. Unsre Hoffnung ist zerschlissen, und wir haben uns verirrt“, so erklang die Hymne an die Zukunft von Udo Jürgens. Auch Dirait-on, in französischer Sprache vorgetragen, und Lenas Sång, begeisterten das Publikum. Großer Applaus war den Mitgliedern und dem Leiter der Quintessenz gewiss.

Männerchor

Der Männerchor steht unter der Leitung von Sebastian W. Wagner, der Musikwissenschaft und Musikpädagogik studiert hat. Seine künstlerische Karriere begann er 1998 als Darsteller, später als musikalischer Leiter beim Posthofkeller. Ab 2006 leitete er für zehn Jahre die Showbühne Mainz, für die er Programme schrieb, komponierte und als Darsteller auf der Bühne stand. Ende 2017 übernahm er die Leitung des Männerchores des Liederkranzes.

Auch dieser Chor gab eine überzeugende Kostprobe seines Könnens. Zum Volkslied aus Dalmatien wurde berichtet, dass es immer, wenn man es im Restaurant „Zagreb“ in Kriftel anstimmte, Slibowitz aufs Haus gab. Mit „Musik erfüllt die Welt“ und „Musikanten“ wurden ein englisches Volkslied und ein Studentenlied zum Besten gegeben. Das „Bundeslied“ von Mozart ist ein Freimaurerlied, das 1830 die Burschenschaften gesungen haben. Mit „Sehnsucht“ wurde ein weiteres von Sebastian Wagner zum Text von Eduard Mörike komponiertes Stück präsentiert. Es wurde im Jahr 2018 in St. Vitus in Kriftel uraufgeführt. Das Karnevalslied „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“, das am 11. November 1948 das erste Mal gesungen wurde, gefiel einer Zuhörerin aus Eddersheim so gut, dass sie meinte, man müsse unbedingt davon in der Zeitung berichten. Sie freute sich über den Humor der Krifteler Sänger und meinte, das Lied sei ein Zeichen, dass es auch nach dem Krieg immer weiter ginge und man zuversichtlich bleiben solle.

ChoryFeen

Die ChoryFeen zeigten sich farbig auf der Bühne. Sie hatten beschlossen, dass jede, der es gefiel, zur Aufführung ein einfarbiges Kleid tragen konnte. So kamen Kleider in den Farben lila, blau, rot und gelb zu den schwarzen hinzu. Aber nicht nur deshalb boten die Damen ein anderes Bild, ihr Vortragsstil war ein anderer als bei ihren Vorgängern. Sie bauten Bewegung in ihre Lieder ein, um die Stimmungen besser ins Publikum zu transportieren. Es begann mit dem sehr bekannten „Hakuna Matata“ aus dem Musical „König der Löwen“. „Schön, wie ihr das Vögelchen habt fliegen lassen“, kommentierte Klaus Irmer das Lied „El Condor Pasa“. Zum Lied „Zyczenie“ von Frederic Chopin hatte die Chorleiterin den Text geschrieben. Sehr stimmungsvoll waren die Medleys aus dem Musical „Mary Poppins“ und aus den Schlagern von Udo Jürgens. Der Vortrag der ChoryFeen endete mit „Aber bitte mit Sahne“. Geleitet wird der Chor seit 2000 von Svitlana Tulchiner. Sie ist ausgebildete Pianistin und Klavierlehrerin und studierte Chorleitung, Pädagogik und Gesang. Neben den ChoryFeen leitet sie zahlreiche weitere Chöre.

Weitere Highlights

Ein Ohrenschmaus war die dargebotene Instrumentalmusik für Cello und Klavier. Konstantin Karklisiyski spielte auf dem Violoncello „Londonderry Air“ und das „Frühlingslied“. Hiermit konnte er sein großes Können auf diesem Instrument unter Beweis stellen. Er wurde am Klavier beim ersten Stück von Sebastian Wagner, beim zweiten von Svitlana Tulchiner begleitet.

An dem Jubiläumsnachmittag gab es zwei Auszeichnungen zu vergeben: an Severin Leber für 50 Jahre und an Elenor Pörtner für 40 Jahre treue Mitgliedschaft.

Während und nach dem Konzert sah man im Zuschauerraum nur zufriedene Gesichter. „Es ist so wunderschön, dass man wieder ein Konzert besuchen kann“, schwärmte eine Kriftelerin. „Nun weiß man erst, was man in den drei Jahren vermisst hat“, bemerkte ein anderer Zuschauer. Nicht nur Krifteler*innen hatten sich bei dem wunderschönen Sonntagswetter auf den Weg gemacht, um die Musik zu hören, aus dem gesamten Main-Taunus-Kreis und auch aus Wiesbaden und Frankfurt waren Gäste da. Bürgermeister Christian Seitz bedankte sich mit einer lobenden Ansprache für das Konzert. Engellie Stern-Krecker hatte als Vorsitzende das Schlusswort. Sie war hochzufrieden mit der ausverkauften Aufführung. Sie betonte noch einmal, dass alle Menschen, die einmal den Gesang ausprobieren wollen, herzlich bei den Chören willkommen sind. Schon während des Konzerts kamen zwei neue Luftfiltergeräte zum Einsatz. Sie werden in Zukunft bei den Proben eingesetzt, um den Sängern ein sicheres Gefühl beim Singen zu geben.

Zu dem besonderen Konzert, für das die Proben aufgrund der Pandemie mit so vielen Hindernissen verbunden waren und das trotzdem so gut gelungen ist, kann man dem Liederkranz nur herzlich gratulieren.

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X