Der nächste viel zu trockene Sommer

Niedrige Pegelstände am Schwarzbach / Winter konnte Defizite im Grundwasser nicht ausgleichen

Der Schwarzbach am Dienstagabend. Die üppige Brückenbepflanzung verhüllt den Blick auf einen noch nicht katastrophal anmutenden, aber dennoch niedrigen Wasserstand.

Wer in Kriftel zwischen St. Vitus und Freizeitpark die Brücke über den Schwarzbach überquert, der könnte auf Anhieb den Eindruck gewinnen, dass es der hiesigen Flora gerade prächtig geht. In den Farben Grün, Blau und Rot strahlen die Pflanzen auf dem Brückengeländer schier um die Wette - kein Wunder, hat man sich doch klugerweise in diesem Jahr für eine Bepflanzung entschieden, die mit prallem Sonnenschein gut zurechtkommt.

Doch wagt man einmal einen Blick hinter die dichte Blätterfassade, stellt man unweigerlich fest: Das Wasser im Schwarzbach stand auch schon mal höher. Die Szenerie mutet zwar nicht so apokalyptisch an wie derzeit in manchen Flüssen in Italien oder Frankreich, aber auch hier macht sich die abermals große Trockenheit dieses Sommers deutlich bemerkbar. Und auch der Freizeitpark ein paar Meter weiter weckt eher Assoziationen zu einer Savanne, und nicht zu einem städtischen Erholungsgebiet in Mitteleuropa. Nicht kräftig-saftige Grüntöne sind hier zu finden, sondern überwiegend Varianten von Braun und Beige.

Und der Schein trügt leider nicht: Dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zufolge lag der Schwarzbach-Wasserstand an der Messstation Eppstein am Dienstag bei gerade einmal zehn Zentimetern. Zum Vergleich: Genau ein Jahr zuvor wurden dort 19 Zentimeter gemessen. 2021 war aber auch zuletzt in Sachen Niederschlag leider ein Ausnahmejahr - schon 2019 und 2020 herrschte große Trockenheit, mit Wasserständen von nur neun, respektive acht Zentimetern.

Trockene Monate in Serie

Dem Wasserwirtschaftlichen Monatsbericht Hessen Juli 2022 des HLNUG zufolge folgte auf die ohnehin schon zu trockenen Monate Mai und Juni ein erheblich zu trockener Juli. Und wenn man auf die letzten dreieinhalb Wochen zurückblickt, wird man zuverlässig prognostizieren können, dass das Landesamt den August ebenso einstufen wird. Im Juli lagen im Bereich der oberirdischen Gewässer in Hessen die mittleren Durchflussmengen 51 Prozent unter den langjährigen Beobachtungswerten des Monats Juli. Schon im Mai wiesen 20 von 103 Pegeln laut HLNUG Niedrigwasser auf, gefolgt von einer enormen Steigerung auf 59 Prozent im Juni. Und im Juli waren es bereits 83 Messstellen, die eine Niedrigwassersituation vermelden mussten. Zwei Pegel waren zeitweise sogar komplett trockengefallen.

Als bemerkenswert stuft das Landesamt den Umstand ein, dass in diesem Jahr die Niedrigwassersituation schon relativ früh auftrat. Zum Vergleich: 2018 konnte im Mai an 97 Prozent der hessischen Pegel noch kein Niedrigwassertag festgestellt werden - 2022 hingegen hatten 20 Prozent der Pegel zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens einen Niedrigwassertag erlebt.

Sehr niedrige Grundwassersituation

Natürlich hat diese zunehmende Trockenheit auch Auswirkungen auf die Grundwassersituation. Das HLNUG blickt hierbei zunächst zurück auf das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr, das von November bis April andauert. Wechselhafte Witterung sorgte hier zuletzt lediglich für eine moderate Erholung im Bereich des Grundwassers. "Die aus den trockenen Vorjahren resultierenden Defizite im Grundwasser konnten nicht ausgeglichen werden", heißt es im aktuellen Bericht des Landesamtes.

Und das hydrologische Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) startete denkbar schlecht: Drei teils erheblich zu trockene Monate in Folge sorgten dafür, dass keine Grundwasserneubildung mehr stattfand, und auch der August wird sich hier nahtlos einreihen. Dieser Umstand ist zwar der Jahreszeit entsprechend, verschärft aber natürlich die Lage nach einer mangelhaften Grundwassererholung im Winter noch zusätzlich. Ende Juli wurden an 85 Prozent der hessischen Messstellen sinkende Grundwasserstände festgestellt.

Am 21. August wurde an der nächstgelegenen Grundwassermessstelle Schwanheim ein Grundwasserstand von 90,60 m über Normal Null gemessen. Die dortige Grundwassersituation wird als "sehr niedrig" eingestuft, gepaart mit dem wenig hoffnungsvollen Trend "fallend". "Aufgrund der andauernden Trockenheit sind die Anteile der bezüglich der Grundwasserstände unterdurchschnittlich und sehr niedrig klassifizierten Messstellen im Verlauf des Julis weiter deutlich angestiegen und liegen Ende des Monats höher als in den letzten vier Jahren", so das alarmierende Resümee des HLNUG.

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