Neubauten und Lückenschlüsse

Wie der Ausbau von Radverkehrswegen in Kriftel künftig aussehen soll / Fördermittel sollen genutzt werden

Durch den Bau einer Rampe zur Kapellenstraße würden Retentionsflächen verloren gehen.

Der Stellenwert des Radverkehrs soll weiter wachsen, darüber herrscht auch in Kriftel weitgehend Einigkeit. Zu dessen Förderung soll das hiesige Radverkehrsnetz erweitert und optimiert werden. Aus diesem Grund hat der Kreisausschuss des Main-Taunus-Kreises (MTK) bereits im Sommer 2018 ein Radverkehrskonzept beschlossen. In der jüngsten Krifteler Sitzungsrunde Anfang Februar erläuterte der Erste Beigeordnete Franz Jirasek den Mitgliedern des Planungsausschusses, des Haupt- und Finanzausschusses und der Gemeindevertretung in Form einer Mitteilungsvorlage des Gemeindevorstandes, wie der Ausbau von Radverkehrswegen in Kriftel Stand jetzt aussieht und wie die angedachten Maßnahmen umgesetzt werden sollen.

Die Planungen sind angelehnt an den Radverkehrsplan des MTK, so Jirasek. Auch mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e. V. (ADFC) und der Nahmobilitätsbeauftragten des Kreises haben Abstimmungen stattgefunden. Für die Gemeinde geht es nach diesem Radverkehrskonzept vor allem um das Schließen von Netzlücken im überregionalen Radwegenetz. In Kriftel gibt es demnach vier Abschnitte beziehungsweise Netzlücken, die einen Neubau oder eine neue Befestigung erfordern, um eine Nutzbarkeit als Radweg jeweils gewährleisten zu können. Es handelt sich hierbei laut Drucksache um:

  • Die Radverkehrsführung am Schwarzbach zwischen der Straße „In den Gartenwiesen“ und der Holzbrücke über den Schwarzbach zum Freizeitpark, einschließlich der Rampe vom Hattersheimer Weg zur Kapellenstraße.
  • Den Lückenschluss am Zubringer L3018 (Weg neben der Brückenrampe L3018).
  • Den Lückenschluss zwischen Kriftel und Liederbach.
  • Den Lückenschluss im Gemarkungsteil Hochfeld.

Letztere Querung eines Radweges im Bereich Hochfeld habe man Jirasek zufolge zunächst zurückgestellt. "Der macht im Moment keinen Sinn, weil er nicht an das überörtliche Radwegenetz angebunden wäre", stellte der Erste Beigeordnete im Planungsausschuss am 1. Februar fest. Man wolle hier zunächst abwarten, wie denn künftig die Studie über den neuen Radschnellweg FRM3 über den Korridor Wiesbaden, Hofheim, Kriftel und Hattersheim nach Frankfurt aussehen wird. Entscheidend sei die Klärung der Frage: Wo wird dieser einmal entlang führen? Man sei Teil der entsprechenden Gremien und könne bei dieser Entscheidungsfindung auch mitwirken, so Jirasek. Und dann könne man entscheiden, ob dieser angedachte Lückenschluss immer noch wie geplant Sinn ergibt - oder nicht.

Radweg entlang des Schwarzbachs

Neben besagten Lückenschlüssen geht es auch um den Schwarzbachuferweg von Hattersheim in Richtung Hofheim. Diesen wolle man seitens der Gemeinde in verschiedenen Stufen ausbauen. Schon im Jahre 2016 wurden für die Konzeption des Radwegeabschnitts entlang des Schwarzbachs Haushaltsmittel bereitgestellt. Im Abschlussbericht der Konzeptstudie „Radverkehrsführung entlang des Schwarzbachs“ war bereits der barrierefreie Umbau des Anschlusses an die Kapellenstraße im Bereich der Brücke über den Schwarzbach in Form einer Rampe enthalten, die von der Krifteler Gemeindevertretung beschlossene Wegführung ging in das Radwegekonzept des MTK ein.

Im Frühjahr 2019 wurde ein Antrag auf Förderung des Ausbaus aller vier genannten Abschnitte mit Mitteln aus dem Kreisinvestitionsfonds gestellt, die Fördermittelzusage erfolgte dann im vergangenen Herbst. Jener Bescheid ist an die Bedingung geknüpft, dass mit der beantragten Baumaßnahme bis spätestens zum 31. Dezember 2022 begonnen wird.

Doch das ist nicht die einzige Fördermaßnahme, die sich die Gemeinde hier zunutze machen könnte: Auch das Nahmobilitätsprogramm des Landes, Hessen Mobil Nahmobilität, bietet entsprechende Möglichkeiten. Die Förderung der zuwendungsfähigen Bau- und Planungskosten beträgt in der Regel 70 Prozent - "das sollten wir auf jeden Fall mitnehmen", so der Erste Beigeordnete im Planungsausschuss.

Zuvor seien jedoch noch eine ganze Menge Dinge zu klären, was zum Beispiel die Retentionsflächen und den naturschutzrechtlichen Ausgleich betrifft - selbst wenn es hier nur um wenige Quadratmeter geht. Dort müsse man noch einiges machen und in Auftrag geben, um überhaupt Baurecht zu erlangen. Man muss also leider in Sachen Schwarzbachuferweg Geduld aufbringen, der Bau wird sich wahrscheinlich bis ins nächste Jahr hineinziehen. Das Baurecht liegt noch nicht vor, eine kurzfristige Umsetzung des Projektes ist nicht möglich. Deshalb schlägt der Gemeindevorstand vor, für diese Maßnahme die Fördermittel über Hessen Mobil Nahmobilität zu beantragen.

Zumindest die Rampe zur Kapellenstraße möchte man gerne noch in diesem Jahr umsetzen. Doch dazu muss man zunächst die notwendigen baurechtlichen Genehmigungen erhalten. "Da geht es um Retentionsflächen", so Jirasek. Jener Ausdehnungsraum bei Hochwasser würde durch den Bau der Rampe verloren gehen. Auch ein naturschutzrechtlicher Ausgleich muss nachgewiesen werden. Verbinden würde man diesen Schritt dann gerne mit dem zweiten Bauabschnitt, der sich fortsetzt am Schwimmbad entlang Richtung Oberweidbrücke bis in die Schwarzbachallee, die zur Fahrradstraße umgewidmet werden soll. "Auch da müssen wir dann an das Gehölz", so Jirasek, " wir müssen an den Schwarzbach ran." Und auch hier müsse man sich wohl mit dem Thema Retention beschäftigen, ebenso mit Flora und Fauna. "Das wollen wir zusammen in Auftrag geben, so dass wir dann nicht nochmal anfangen müssen", stellte der Erste Beigeordnete in Aussicht.

Die Kosten für die Rampe werden schätzungsweise rund 160.000 Euro betragen. Für den ersten Bauabschnitt sind 610.000 Euro und für die Planung des zweiten Bauabschnittes 95.000 Euro vorgesehen, ist der Vorlage zu entnehmen. Die Kosten für die Erlangung der naturschutzrechtlichen Genehmigungen sind noch nicht erfasst. Im Haushalt stehen aus Vorjahren noch 349.000 Euro als Ermächtigung zur Verfügung. Für das kommende Jahr sind weitere 516.000 Euro zur Umsetzung der Maßnahme geplant.

Lücken zeitnah schließen

Bei den Lückenschlüssen will man lieber auf die Fördermittel des Kreisinvestitionsfonds setzen. Die dortigen Feldwege sollen mit einer Asphaltdecke befestigt werden. Um Fördermittel für die Nahmobilität Hessen Mobil in Anspruch nehmen zu können, müsste eine komplexe Fachplanung in Auftrag gegeben werden. Erfahrungsgemäß könne es länger dauern, bis eine Zusage über die Fördermittel für jede Förderungsstufe eingeht. Dies könnte einen um Jahre verzögerten Baubeginn bedeuten - und das will man vermeiden, denn die zum Ausbau vorgesehen Wege werden bereits intensiv genutzt und eine gewisse Ungeduld seitens der Bevölkerung in Hinblick auf den Baubeginn hat man bereits in Form diverser Anfragen vernommen. Deshalb will man hier die Fördermittel des Kreisinvestitionsfonds in Anspruch nehmen, da hier laut Vorlage "kein zeitaufwändiges Antrags- und

Genehmigungsverfahren erforderlich" sei, und besagte Abschnitte (mit Ausnahme des Gemarkungsteils Hochfeld) noch in diesem Jahr ausbauen. Die Förderrate des Kreisinvestitionsfonds betrage in der Regel ein Drittel - im vorliegenden Fall jedoch etwas weniger, weil die Summe aller Anträge den Haushaltsansatz des Kreises übersteige.

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