„Eine Stimme wie Zucker“

Miray Hank aus Kriftel kam bis ins Halbfinale bei "The Voice Kids" auf SAT.1

Miray mit "Coach" Lena Meyer-Landrut.

Wenn man sie so sieht im Übungsraum neben ihrem Vater Jens und ihrem Gesangslehrer Dietmar Vollmert, steht da ein ganz normales Mädchen. Natürlich, sympathisch, ohne Allüren. Kaum vorstellbar, dass sie kürzlich vor einem Millionenpublikum im Fernsehen aufgetreten ist. Genau das hat die 13-jährige Kriftlerin Miray Hank aus der R8b der Weingartenschule getan. Weil sie es wollte. Weil sie es konnte. Und nicht aufgab.

In der zwölften Staffel von The Voice Kids, die es seit 2013 bei den TV Sendern SAT.1 und Joyn gibt, wird das beste Gesangstalent unter 17 Jahren gesucht. Die Kinder treten in mehreren Runden an, um das Publikum und die Coaches zu überzeugen. Das waren in dieser Staffel die Stars Alvaro Soler, Wincent Weiss, Lena Meyer-Landrut sowie Smudo & Michi von den Fantastischen Vier. Die Auswahl erfolgt in mehreren Etappen.

Gestartet wird mit den Blind Auditions. Hier zählt immer nur die Stimme. Jedes Talent performt ein Lied, unsichtbar für die Coaches. Die Musik-Stars urteilen nur mit ihrem Gehör. Gefällt das Gehörte einem Coach, ist das Talent in den Battles. Danach folgen die Sing-Offs, quasi das Halbfinale. Wer da durchkommt, ist im Finale.

Am letzten Freitag saßen die Zuschauer vor dem TV oder fieberten mit den Finalisten in Berlin live mit. Miray aus Kriftel war nicht dabei. Aus dem Traum? Geplatzt? Ihre Tränen sind mittlerweile getrocknet. Sie kam immerhin ins Halbfinale! „So weit muss erst mal die Nationalmannschaft kommen“, schmunzelt Vater Jens Hank.

Talent schon früh gefördert

Auf ihr Talent angesprochen, sagt er, das komme nicht von ungefähr. Ihre Mama, Deniz Hank, ist Türkin und hat öfter auf Hochzeiten gesungen und so ein bisschen die Haushaltskasse aufgebessert. Letztlich käme Mirays musikalisches Talent von der türkischen Seite. Von der Freude am Singen habe sie da viel mitbekommen. „Wir brauchen keine Musikanlage mehr“, lacht er. Die Tochter singe den ganzen Tag. Mit neun Jahren habe sie angefangen Klavier zu spielen. Zwei Jahre Gitarre folgten. Die Familie hat früh die musikalischen Weichen für ihre Tochter gestellt.

In der Grundschule kam der Chor. Die Schule wechselte, die Freude am Singen blieb. Es kamen erste Erfolge. In der Band der Weingartenschule hatte sie 2022 einen Soloauftritt am Tag der offenen Tür. Ihr Song „Kings and Queens“ kam an. „Damals war ich ziemlich aufgeregt,“ gibt Miray zu. Ganz im Gegensatz zu ihrem TV-Auftritt bei den Voice Kids. Da hat sie bei allen Etappen eine professionelle Gelassenheit an den Tag gelegt. Konzentriert und voller Energie stand sie dort im Studio. Miray: „Tatsächlich habe ich in der Schule mehr Lampenfieber als vor 1.000 Fremden zu singen.“ Der Backstage-Bereich sei regelrecht ein Wohlfühlort gewesen. Viele hätten sich dort liebevoll um sie gekümmert. „Wir waren wie in einer bunt gemischten Familie. Da wurde keiner allein gelassen.“

Begeisterte Lena

Ihr persönlicher Coach war der deutsche Star Lena Meyer-Landrut. Sie war sehr angetan von Mirays Stimme: Die sei „wie Zucker und ganz ergreifend“. Sehr gut kam Mirays Song „Kal Yanimda“ von der deutschtürkischen Sängerin Ayliva an. Den habe sie „mit ihrer perfekten Stimme“ (Lena) gut rübergebracht und mit dem deutschtürkischen Text ihre Wurzeln betont. Bei den Battles berührte die sehnsuchtsvolle Liebesballade „What Was I Made For?“ von Popstar Billie Eilish Coaches und Publikum. Die Fantas fanden es „geil!“

„Obwohl ich das Gefühl – Liebe, Trennung, Schmerz - noch gar nicht kenne“, gab die sympathische Schülerin im Studio offenherzig zu.

Besonders beeindruckt hat Miray die Band im Studio. „Der Schlagzeuger war von der Band Silbermond. Die konnten alles spielen“, betont Miray, das habe richtig Spaß gemacht. Warum sie sich den Auftritt im TV so sehr gewünscht habe? Miray lächelt. Die ebenfalls bei den Voice Kids erfolgreiche Schülerband De Breaks hätte sie motiviert: „Zwei davon waren mit mir in der Schule. Wenn die das können, kann ich das auch“, gibt sich die Dreizehnjährige kämpferisch. Außerdem wollte sie es den coolen Jungs in ihrer Klasse mal so richtig zeigen. Die hätten am Anfang dumme Sprüche gemacht. „Jetzt sind sie eher kleinlaut“, freut sich die junge Schülerin.

Durchaus kleinmütig war Miray nach den Battles bei den Voice Kids. “Ich dachte, Game Over!“ Ihr Coach Lena Meyer-Landrut habe sie wieder aufgebaut. Tatsächlich wurde viel geheult, erinnert sich Miray. „Darunter waren aber auch viele Freudentränen“, lacht sie. Zu guter Letzt hatte sie auch gut lachen.

Professionelle Begleitung

2022 hatte sie schon einmal versucht, bei den Voice Kids Fuß zu fassen. Damals kam sie aber über die Auswahlrunde nicht hinaus. Danach nahm sie auf Wunsch des Vaters Gesangsunterricht. Miray selbst wollte es sich eigentlich, ganz selbstbewusst, selbst beibringen. Der Vater blieb konsequent und fand mit Gesangslehrer Dietmar Vollmert, der in Kriftel auch das Musikforum leitet, eine kongeniale Begleitung des jungen Talents. „Die Zusammenarbeit hat sich gelohnt“, lobt Vollmert. In eineinhalb Jahren wurden die wichtigen Grundlagen gelegt.

Er selbst habe als pädagogischer Begleiter für seine „Pop-Prinzessin“ eine Verantwortung wie noch nie gespürt, gerade auch für ihre Stimme. „Gerade weil ich aus der Klassik komme, weiß ich, wie wichtig Basics sind für die Stimme“, betont er. Er will Stimmen grundsätzlich nicht verändern, aber der Umgang damit soll verbessert werden. Das Resultat spricht für seine Arbeit. Die meisten Menschen empfänden Mirays Stimme als „schön und erwachsen“, lautet das Fazit ihres Musiklehrers.

Dass sie dann letztlich doch nicht im Finale dabei sein konnte, hat Miray schon sehr enttäuscht. Sie hatte so gehofft, weiterzukommen. Vielleicht lag es an der Quote, meint Vater Jens. Immerhin hätten sich fünf Mädchen und nur drei Jungs ins Finale gesungen. An erster Stelle kommt für Miray nun der Schulabschluss. „Wobei“, ergänzt die junge Sängerin verschmitzt, „einen Social-Media-Kanal kann ich mir schon vorstellen: Da kann ich ein bisschen performen.“

Es sei nach einer Niederlage enorm wichtig, nicht zu resignieren, meint ihr Gesangslehrer. Damit müsse sie umgehen lernen. „Vielleicht“, wirft Miray ein, „probier‘ ich mal ein Duo mit meinem zwölfjährigen Bruder Devin.“ Der spielt Schlagzeug und will auch Songs schreiben. Aber bei allen Plänen bleibt sie realistisch, wünscht sich sogar das Abitur. Und musikalisch fände sie einen Auftritt im Krifteler Freizeitpark beim Open Air-Fest im Sommer „cool“ – vielleicht sogar mit den Jungs von der Band De Breaks.

Bürgermeister Seitz: "Bühne gerockt"

Miray herzlich gratuliert zum Vierer-Buzzer bei den Blind Auditions hat auch Bürgermeister Christian Seitz, der ihr Weiterkommen bei der Show verfolgte. Er schrieb dem Nachwuchstalent schon nach dem ersten Auftritt, sie habe die Bühne "wirklich gerockt" und nicht nur sehr schnell alle Coaches, sondern auch die Zuhörenden mit ihrer "tollen Stimme und der perfekten Performance" begeistert. "Da ich Dich ja auch schon live in unserem Rat- und Bürgerhaus singen hören durfte, hat mich Dein Auftritt stolz gemacht, ein solches Talent in Kriftel zu haben. Egal wie es ausgeht: Für uns Krifteler hast Du längst gewonnen. Mach weiter so!"

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