Trauer um Gerhard Jaeger

Der engagierte Chronist und Gemeindefotograf ist im Alter von 90 Jahren gestorben

So kannten die Krifteler Bürgerinnen und Bürger Gerhard Jaeger: Immer mit vollem Einsatz auf der Suche nach dem nächsten Schnappschuss.

Wenn jemand in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung von Kriftel in all ihren Facetten lückenlos miterlebt und dokumentiert hat, dann war das zweifellos Gerhard Jaeger. Der passionierte Hobbyfotograf ließ sich kein bedeutsames gesellschaftliches Ereignis in der Obstbaugemeinde entgehen. Egal ob kultureller Hochgenuss oder mitreißende Vereinsaktivität: Gerhard Jaeger war stets dabei, mit der Kamera im Anschlag. Eifrig und mit großer Freude hielt er so das Leben in Kriftel im Bild fest und schuf damit wunderbare Zeitzeugnisse von großem Wert für die Gemeinde. Auch die Krifteler Nachrichten verliehen den Fotografien von Gerhard Jaeger stets gerne Raum und Reichweite; seine Schnappschüsse prägten und bereicherten zahllose Ausgaben unserer Zeitung in hohem Maße.

Am Freitag, 12. August, ist Gerhard Jaeger nun mit 90 Jahren verstorben. Kriftel trauert um einen liebenswerten Menschen, einen hochtalentierten Fotografen und einen gewissenhaften Chronisten.

Über Südfrankreich nach Deutschland

Gerhard Jaeger wurde 1932 in Ostpreußen an den Masurischen Seen geboren. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges erlebte er am eigenen Leibe die Vertreibung. Sein Vater arbeitete als Kriegsgefangener in Südfrankreich in einem Weingut. Dorthin gelangte die Familie Jaegers, und an dieser Stelle begann er auch mit der Ausübung seines größten Hobbys, das er zeitlebens nicht mehr aufgeben sollte: Der Fotografie.

Im Alter von 26 Jahren kam Jaeger schließlich in die junge Bundesrepublik - und damit nach Kriftel. Jaeger fing an für die Hoechst AG zu arbeiten; dort gelang ihm der berufliche Aufstieg zum Vorarbeiter im Bereich Pharmazie. Im Jahre 1960 heiratete er Evelin Wegner, die zuvor ebenfalls in den ersten Nachkriegsjahren in Südfrankreich tätig war.

Enormes gesellschaftliches Engagement

Gerhard Jaeger hat sich zu Lebzeiten für diverse Krifteler Vereine enorm engagiert. 1978 gehörte er - wie könnte es auch anders sein - zu den Gründungsmitgliedern des Foto- und Film-Clubs Kriftel. Außerdem brachte er sich über viele Jahre intensiv im Städtepartnerschaftsverein Kriftel ein, zeitweise auch als Vorstandsmitglied. Immer wieder nahmen Gerhard Jaeger und Ehefrau Evelin freudig Gäste aus der französischen Partnerstadt Airaines bei sich auf. Hier erwiesen sich natürlich auch seine in jungen Jahren in Südfrankreich erworbenen Fremdsprachenkenntnisse als äußerst wertvoll. Für seine Verdienste rund um die Städtepartnerschaft wurde Gerhard Jaeger die Partnerschaftsmedaille verliehen. Auch mit der Ehrenplakette der Gemeinde Kriftel wurde Jaeger für sein umfangreiches ehrenamtliches Engagement bedacht.

Und schließlich bestand auch eine jahrzehntelange intensive Beziehung zwischen dem Verstorbenen und dem Gesangverein Liederkranz 1860 Kriftel e. V. - kaum eine Veranstaltung der Krifteler Sängerinnen und Sänger hat Jaeger verpasst, zahllose Termine und Auftritte begleitete er mit seiner Kamera.

Zu seinem 85. Geburtstag machte ihm die Gemeinde ein großes Geschenk: Eine Hubsteigerfahrt ermöglichte Jaeger Einblicke in die wenigen Winkel am Ziegeleipark, die in seiner Fotosammlung bislang noch fehlten. Aus luftiger Höhe konnte er so seine persönlichen fotografischen Aufzeichnungen der Gemeinde erfolgreich vervollständigen. „Ich habe die Umwandlung des ehemaligen Ziegeleigeländes in ein Baugebiet von Beginn an mit der Kamera begleitet. Für meine Vorher-Nachher-Bilder fehlte mir noch ein abschließender Schuss“, erklärte Jaeger vor zwei Jahren glücklich, als er die Hubsteigerfahrt endlich antreten konnte.

Von diesem dokumentarischen Werk profitiert zweifellos auch die Gemeinde Kriftel. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu seinem 90. Geburtstag im Februar überreichte Gerhard Jaeger als Geburtstagskind selbst ein Geschenk an Bürgermeister Christian Seitz: Eine Festplatte, prall gefüllt mit Aufnahmen zum Thema "50 Jahre Kriftel". Jaeger wird nicht nur dank dieses Zeitzeugnisses in Kriftel unvergessen bleiben.

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