Unterbringung von Obdachlosen in Kriftel

Verwaltung prüft Möglichkeiten der Schaffung von neuem kostengünstigen Wohnraum

Das Wohnhaus in der Kirchstraße 15 ist eine der Notunterkünfte der Gemeinde.

Zur Sitzungsrunde der Ausschüsse in der kommenden Woche hat der Gemeindevorstand einen aktuellen Bericht zum Stand der Unterbringung von obdachlosen Menschen in Kriftel vorgelegt.

Die Ordnungsämter der Kommunen sind gesetzlich dazu verpflichtet, sich um die Unterbringung von Personen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, zu kümmern.

Zusätzlich ist der Main-Taunus-Kreis seit 2022 angesichts der Verschärfung der Flüchtlingssituation darauf angewiesen, dass "anerkannte und somit auszugsverpflichtete Personen", die zuvor noch weiterhin in Unterkünften für Asylsuchende leben konnten, von den Kommunen anderweitig untergebracht werden. Nach dem Verteilungsschlüssel des Main-Taunus-Kreises waren dies in Kriftel im Zeitraum von Oktober 2023 bis Januar 2024 14 Personen pro Monat.

In Zeiten der Wohnungsknappheit steht freilich nicht für jeden solchen Fall direkt eine leere Mietwohnung parat. Deshalb müssen diese Personen gegebenenfalls durch das Ordnungsamt untergebracht werden, um drohende Obdachlosigkeit abzuwenden.

"Der Anteil der Personen, die unmittelbar aus einer Unterkunft für Asylbewerberinnen und Asylbewerber in eine Obdachlosenunterkunft umgezogen sind, beträgt inzwischen rund 71 Prozent", heißt es im Bericht des Gemeindevorstands.

Insgesamt sind aus diesen Gründen momentan 62 Personen durch das Ordnungsamt der Gemeinde in Notunterkünften untergebracht. Hierbei handelt es sich um 28 alleinstehende Männer, sechs alleinstehende Frauen und sieben Familien mit insgesamt 15 minderjährigen Kindern.

Als Notunterkünfte stehen dem Bericht zufolge in Kriftel derzeit die folgenden Liegenschaften zur Verfügung:

  • Eine Wohnung in der Bleichstraße 1,
  • Eine Wohnung in den Schwarzbachhallen (ehemalige Wohnung des Pächters),
  • Zwei Wohneinheiten in dem Wohnhaus Kirchstraße 10,
  • Wohnhaus Kirchstraße 15,
  • Sechs Mobile Homes in der Hofheimer Straße 56a,
  • Sieben Wohnungen der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Kriftel mbH,
  • Ein angemietetes Wohnhaus für bis zu 14 Personen in der Friedrich-Ebert-Straße 16.

Bis zum dortigen Brand am 5. Juni des vergangenen Jahres wurde auch das gemeindeeigene Wohnhaus in der Goethestraße 8 zur Unterbringung von bis zu drei Personen genutzt. Bis Anfang des Jahres stand außerdem die ehemalige Wohnung des Platzwartes auf dem Sportplatz zur Unterbringung einer Familie zur Verfügung. Ein Wasserschaden hat dieser Möglichkeit ein vorübergehendes Ende beschert, die entstandenen Schäden müssen noch in Ordnung gebracht werden.

Die Wohnungen in den Schwarzbachhallen und in der Bleichstraße 1 werden in den nächsten Monaten ebenfalls wegfallen: Der Neu- und Umbau der Kita sowie der Schwarzbachhallen steht an. Dies betrifft zehn Bewohnerinnen und Bewohner, die fortan in anderen gemeindeeigenen Notunterkünfte untergebracht werden müssen.

Der Gemeindevorstand berichtet, dass durch den Neubau der Wohnhäuser in der Raiffeisenstraße durch die GeWoBau zwei Familien im Dezember des vergangenen Jahres aus den Obdachlosennotunterkünften ausziehen konnten. Dank weiterer Umzüge von Mieterinnen und Mieter der GeWoBau in den Neubau Raiffeisenstraße konnten sieben Personen in mittlerweile frei gewordene Bestandswohnungen der GeWoBau umziehen. Zwei weitere Familien haben rund um den Jahreswechsel eine neue Bleibe auf dem freien Wohnungsmarkt gefunden.

"Trotz vergleichsweise vieler Auszüge in den vergangenen Monaten, bleibt die Obdachlosenzahl auf einem hohen Niveau. Bei der jährlichen Meldung für die 'Wohnungslosen und Obdachlosenstatistik' durch die Gemeinde Kriftel an das statistische Bundesamt mit Stichtag 31. Januar wurde deutlich, dass sich die Obdachlosenzahl innerhalb von zwölf Monaten von 32 Personen im Jahr 2023 auf jetzt 62 Personen nahezu verdoppelt hat", heißt es im Bericht weiter. "Etwa die Hälfte der untergebrachten Personen sind bereits seit über einem Jahr durch das Ordnungsamt in Notunterkünfte eingewiesen, eine Familie sogar seit dem Jahr 2014."

Drei Personen sind derzeit aufgrund von psychischen Auffälligkeiten einzeln in „Mobile Homes“ in der Hofheimer Straße 56a untergebracht. Hierbei steht das Ordnungsamt laufend in Kontakt mit den zuständigen gesetzlichen Betreuern, dem sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises sowie der psychiatrischen Abteilung der Varisano Kliniken in Hofheim. Allerdings stelle sich "eine Unterbringung in geeigneteren Wohnformen für psychisch Kranke aufgrund von fehlenden Kapazitäten" als schwierig dar.

Der Gemeindevorstand hat die Verwaltung mit der Prüfung beauftragt, wo und wie womöglich neuer kostengünstiger Wohnraum geschaffen werden kann. Hierbei wird unter anderem über ein "serielles, modulares Bauen aus nachhaltigen Materialien" wie Holz nachgedacht.

Die Verwaltung erarbeitet nun entsprechende Planungen.

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