Letzter Besuch bei einem Todgeweihten

IG Steg nahm am Samstag Abschied von der abrissreifen Verbindung zur Böcklersiedlung

 

BISCHOFSHEIM (gus) – Ein Sekt auf das Ende eines Übergangs: Wenige Tage vor der Schließung des Eisernen Stegs zwischen Wasserturm und Böcklersiedlung trafen sich Mitglieder der IG Steg und ihre Unterstützer ein letztes Mal auf dem Bauwerk, das seit gestern abgesperrt ist und nicht mehr benutzt werden kann.

 

 

Der sonst eher zu freudigen Anlässen gereichte Sekt wollte nicht ganz zu der Stimmung passen, in der sich die etwa zwei Dutzend Bürger versammelten, die zumeist, aber nicht alle aus der Böcklersiedlung stammten. Vielleicht, so eine kleine Resthoffnung, trifft man sich ja eines Tages an selber Stelle wieder, auf einem neuen Übergang. Und dann wäre der Sekt zweifellos angebracht.
IG-Steg-Sprecher Bernd Laun hat derzeit wenig Hoffnung, dass der Vorschlag seiner Gruppe, sich mit dem Bau einer Aluminiumkonstruktion näher zu befassen, von den gemeindlichen Gremien in nächster Zeit aufgegriffen wird. Der von der IG vorgerechnete Kostenvorteil einer Alubrücke gegenüber den Kalkulationen des von der Gemeinde beauftragten Planungsbüros, das die Errichtung einer Stahlkonstruktion durchspielte, stieß nicht auf die erhoffte Resonanz bei Verwaltung und Fraktionen. „Es wurden verbindliche Angebote erstellt, aber das alles interessierte die Gemeindevertreter von SPD, GALB und BFW nicht, sie blieben bei einem Stahlbrückenneubau“, resümierte Laun.
Doch auch diese Stahlbrücken-Berechnungen des Büros „planinghaus“ spielen in den aktuellen politischen Debatten keine Rolle: Der Fokus der Investitionsanstrengungen liegt für die nächsten Jahren an anderer Stelle im Ort, musste die IG lernen. Auch das Kramen in den Fehlern der Vergangenheit, die von den heute Verantwortlichen nicht bestritten werden, bringt dem Anliegen der Siedler nichts. Zur Chronologie des über 100 Jahre alten Bauwerks gehört es freilich, wie Laun aufzählte, dass es „über Jahrzehnte von Bürgern, Schulkindern, Mitarbeitern der Firma Opel und der Bahn auf dem Weg zur Arbeit genutzt“ worden sei.
Dass die Bahn die Konstruktion über all die Jahre, in denen sie in ihrem Besitz war, nicht so gewartet und gepflegt hat, wie es sich für ein technisches Bauwerk gehört, liegt angesichts des Zustandes der Stahlkonstruktion nahe. Ebenso wenig scheint man sich in der Verwaltung bei der von der Gemeinde nicht bestellten Übergabe der Brücke in ihren Besitz Ende 1993 mit deren Zustand ausreichend befasst zu haben. Dabei sei schon von der letzten Hauptprüfung im Jahr 1988 verzeichnet, dass 27 Knotenbleche erheblich angerostet und sechs Knotenbleche durchgerostet waren“, rekapitulierte Laun. „Einen Beleg über eine Instandsetzung durch die Bahn gibt es nicht.“
Das waren wohl die Schlamperjahre , in denen das verursacht wurde, was nun zum Abrissbeschluss führte. Der ist, wie alle zugestehen, wegen der immensen Kosten, die eine Sanierung verursachen würde, unausweichlich. Und wenig informierte Bürger müssen nun lernen, dass die Bauarbeiten am Fuße des Stegs nicht etwa der Herstellung der Fundamente für einen neuen Übergang dienen sondern der Sicherung des Abrisskrans, der den Planungen nach am 23. November sein Werk vollbringen soll. „Die Stegbenutzer wollen es einfach nicht wahrhaben, dass er ersatzlos gestrichen wird“, schließt Laun aus den Vermutungen uninformierter Kreise.
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