Der Zuweg ist in Wahrheit eine historische Route

Der Hauptverbindungsweg in der Kleingartenanlage wurde als Abstecher der Regionalpark-Route hergerichtet

Poller aus Mainsandstein sollen neben einer optischen Abgrenzung auch dafür sorgen, dass die Autos nicht vom Weg abschweifen und über das Wurzelwerk der Bäume fahren.
(gus/Fotos: Steinacker)

BISCHOFSHEIM (gus) – Noch streiten sich die Experten, ob es das schon wieder war mit dem Winter. Ende Februar und Anfang März boten einige Sonnenstunden an der Mainspitze trotz kühler Temperaturen jedenfalls recht verlockende Bedingungen für einen Spaziergang oder eine kleine Radexkursion in die Natur. Im Mainvorland, wo eine beliebte und der Regionalparkroute zugeordnete Fahrradstrecke entlangführt, entdecken Ausflügler nun einen herausgeputzten Wegeabschnitt.

Die Regionalpark RheinMain GmbH hat im Bischofsheimer Mainvorland den knapp 300 Meter langen Pfad durch die Kleingartenanlage zum Teil asphaltieren, zum Teil mit einer gebundenen Decke ausstatten und das ganze durch eine Pollerreihe einfassen lassen. Das hat allerdings nichts mit den Interessen der dortigen Parzellenpächter zu tun, wie man auf den ersten Blick denken könnte.

Die Nord-Süd-Achse durch die Anlage hat vielmehr eine historische Bedeutung, existierte schon lange, bevor die ersten Hobbygärtner sich dort ihre Beete einzäunten. Schon als das Dorf Bischofsheim noch in den Grenzen des Ortsdammes beschränkt war, zogen die Bürger über einen Pfad, der heute Hochheimer Straße genannt wird, und über diese Route zum Main hinab, bestiegen am Ufer Nachen und setzten auf die andere Seite über, um in Hochheim einzukaufen. Während des Hochheimer Marktes etwa ging es richtig geschäftig zu auf dieser Route. Bischofsheim beherbergte dann viele Gäste, die frühmorgens aufbrachen, um in Hochheim das eine oder andere Geschäft abzuwickeln.

Ein Ziel der Regionalparkrouten ist es, solche historischen Begebenheiten wieder besser ins Gedächtnis der Bürger zurückzuholen, denn rein gar nichts deutete bisher auf die Jahrhunderte alte Funktion des Mittelweges der Kleingartenanlage hin. Nun stehen am Beginn und am Ende dieses Abstechers von der Fahrradroute, die am Winterdamm entlangführt, Stelen, die diesen historischen Hintergrund erklären. Am Endpunkt am Sommerdamm lädt zudem eine Parkbank zum Verweilen ein.

All dies hat die Firma Bischofsheimer Baubetrieb (BBG) im Auftrag der Regionalpark GmbH seit Januar innerhalb weniger Wochen umgesetzt. Am Dienstag, 1. März, durchschnitten Bürgermeisterin Ulrike Steinbach und Regionalpark-Geschäftsführer Manfred Ockel das symbolische rot-weiße Band am Beginn des Wegs und gaben ihn so frei, wie er von den Kleingärtnern freilich längst benutzt wurde.

In vergangenen Jahrhunderten, weist der Erläuterungstext auf der Stele aus, war dieser Weg zum Main genauso gut oder schlecht ausgebaut wie etwa die Hochheimer oder Frankfurter Straße, also ein eher normaler Bestandteil des Wegenetzes in und um das Dorf. Denn Sommer- oder Winterdamm, die das Mainvorland heute ebenso wie die B43 und die Bahnschienen abschneiden vom flussferneren Gelände, waren damals noch nicht vorhanden. Planer Bernd Hoffmann vom Darmstädter Büro Grynplan erläuterte, dass der historische Verlauf des Weges bei den Arbeiten inklusive seiner Absenkungen und Knicke unverändert geblieben ist. „Normalerweise würde man so etwas bei einem solchen Ausbau begradigen, darauf wurde hier bewusst verzichtet“, erläuterte Hoffmann.

Insgesamt wurden für das Projekt neben den 90.000 Euro für die eigentliche Baumaßnahme weitere 60.000 Euro für die Poller aus (fränkischem) Mainsandstein und alle Nebenkosten investiert. Die Poller sollen nicht nur den Routenverlauf markieren, sondern auch die Linden am Wegesrand davor schützen, dass Autos ihnen zu nahe kommen und über den Wurzelbereich hinwegfahren. 
In mehreren weiteren Bauabschnitten soll für 300.000 Euro das Mainufer neu gestaltet werden, um es den Bischofsheimern emotional wieder näherzubringen. Denn durch die ganzen baulichen Hindernisse wie Verkehrswege und Dämme ist es mit „Bischofsheim am Main“ im Alltag nicht so weit her. Die Regionalparkroute, die am Winterdamm entlangführt, ist seit dem Bau des Opelstegs in Rüsselsheim, der eine durchgehende Verbindung von Frankfurt direkt am Mainufer entlang geschaffen hat, deutlich stärker von Fahrradausflüglern frequentiert.

Aber auch Besucher, die von weiter her geradelt kommen, sind am Bischofsheimer Mainufer natürlich gerne gesehen. Der neue Weg führt zumindest schon mal zum Sommerdamm. Der Uferbereich selbst soll aber Fußgängern als „ruhiger Aufenthalts- und Erlebnisbereich“ vorbehalten bleiben. Ein zweiter Radweg wird dort nicht entlangführen.

 

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