Ab 7 Uhr morgens waren die Angler aktiv, um einen Stand mit ihren beliebten Fischbrötchen und anderen Leckereien, Sitzbänke und die kleine Bühne aufzubauen. Mit Blick auf den Bootssteg verbrachten Mitglieder und Gäste einen feuchtfröhlichen Tag am Altrhein. Trotz der Nässe von oben, spielte zum Auftakt der „Evangelische Posaunenchor“ und unterhielt damit zwei Stunden die Feiernden. Es folgt der Ginsheimer Musiker Olaf Lenk und die Bischofsheimer Gruppe „Red Roses“, die bis in die frühen Abendstunden spielten. „Wasser Marsch!“, hieß es bei einer Übung der Jugendfeuerwehr. Auf Einladung der Angler bespritzten die Jugendlichen das Rheinufer und trugen so zu noch mehr Nässe bei. Einzig die angekündigten Bootsrundfahrten auf dem Altrhein fielen wegen der schlechten Witterung ins Wasser.
Heutiger Bootssteg keine 50 Jahre alt
Der jetzige Bootssteg mit über 90 Nachen ist keine 50 Jahre alt, das wissen nicht nur die alten Ginsheimer. Während die Anlage anfangs aus Fässern mit hölzerner Auflage bestand, wurde der erste eiserne Steg 1987 angeschafft. Dieser war 23 Jahre später marode und geriet in Schieflage. Deshalb wurde er 2010 komplett aus dem Wasser geholt (wir berichteten). Ein neuer Unterbau sorgt jetzt dafür, dass die Angler wieder ungefährdet in ihre Boote steigen können. Schon 2003 hatte der Verein kräftig in seine Anlage investiert und drei Dalben einschlagen lassen. Damit wurde die Ankerwinde überflüssig, die den Steg bisher am Ufer hielt.
Schon immer wurde in Ginsheim vom Boot aus gefischt und geangelt. Als sich am 7. Januar 1923 der erste Ginsheimer Angelsportverein gründete, lagen die Nachen weit verstreut auf dem Altrhein und dem Schwarzbach. Die an Bojen befestigten Boote mussten mit Seilen „eingefangen“ und ans Ufer gezogen werden, um einsteigen zu können. Mindestens alle zwei Jahre wurden die aus Holz bestehenden Nachen an Land gebracht und wurden mit einer neuen Schutzschicht aus Teer bedacht.
Einst Massen toter Fische auf dem Wasser
Der Ginsheimer Angelsportverein wurde nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründet. Jetzt galt es, sich weiteren Herausforderungen zu stellen. Die Verschmutzung der Flüsse setzte den Fischen und damit auch den Anglern sehr zu. Regelmäßig protestierten sie gegen die Verseuchung von Schwarzbach und Altrhein. Nicht nur in den 1950er- und 1960er-Jahren trieben regelmäßig große Mengen toter Fische auf der Wasseroberfläche, die herausgeholt werden mussten. Immer wieder setzten die Angler neue Fischbrut aus, um das Leben im Fluss zu erhalten.
Heute müssen sich die Angler wieder anderen Herausforderungen stellen. Der Reichtum an Arten und Anzahl der Fische hat sich erfreulich erholt. Allerdings ist auch eine alter Konkurrent wieder auferstanden: der Kormoran. Die geschützten Vögel tauchen sehr erfolgreich nach Fischen und minimieren den Bestand.
Illegales Angeln ist eingedämmt
Ein seit Jahren bestehendes Ärgernis habe sich dagegen gebessert, freut sich der Erste Vorsitzende des Angelsportvereins, Thomas Hof. Das illegale Fischen sei eingedämmt worden. Wie berichtet, war der Ginsheimer Altrhein lange ein beliebtes Ziel von Anglern ohne Regeln – vielfach osteuropäischer Herkunft. Zwei Angeln pro Person sind mit Angelschein erlaubt. Die illegalen Fischer legten dagegen Schnüre mit vielen Haken quer über den Fluss. Sie wurden dabei beobachtet, wie sie morgens mit ihrem Fang in blauen Müllsäcken abzogen.
Mehr Polizeipräsenz und vor allem das starke Wachstum der Wasserpflanzen habe dem Treiben Einhalt geboten. „Es hat sich sehr positiv verändert“, betont Hof. Wegen der Ausbreitung der Wasserpflanzen könne die erfolgreiche Fangmethode mit Schnüren und vielen Haken inzwischen nur noch schlecht angewandt werden, erklärt er.
Der Schutz des FFH-Gebiets (Fauna-Flora-Habitat) vor Ginsheim ist den Anglern sehr wichtig. Mit Argusaugen schauen sie, dass während der Brutzeit (15. April bis 15. Juni) kein Boot in den Bereich oberhalb der Schwarzbacheinmündung in den Altrheinarm Richtung Steindamm fährt. Da werde in seltenen Fällen sogar die Wasserpolizei gerufen, wenn uneinsichtige Bootsfahrer, trotz des freundlichen Hinweises der Angler, in diesen Bereich rudern.
Besonderen Wert legt Thomas Hof, neben dem Naturschutz, auf die Jugendarbeit. Der Vorsitzende freut sich, dass immerhin sieben Kinder regelmäßig an den Jugendveranstaltungen teilnehmen. „Wenn ich im Angelverein Chef bin, packe ich das“, hatte er sich bei seiner Wahl als Vorsitzender 2008 vorgenommen. Das Anglerheim am Birkendämmchen, das 1980 als Fertighaus entstand, ist mit seinem Außengelände sehr gut für die Treffen der Angler samt Familie geeignet.