Showtime war angesagt als der „Orientexpress“ der Karnevalisten seine Fahrt aufnahm. Ralf Falkenstein, Sitzungspräsident vom Carneval Club Eulenspiegel aus Mombach hatte das Protokoll übernommen. Für den Jahresrückblick nahm er kein Blatt vor den Mund. Im Zeichen des Klimawandels, so Falkenstein, gäbe es künftig die vier Jahreszeiten, „Frühling, Scheiße, Herbst und Winter“. Im Zentrum des Heimatbesuchs des Papstes in 2011, sah er die Visite bei Altkanzler Helmut Kohl, dem er die Beichte abnahm, aber, so wörtlich: „Es wurde gebeichtet, fertig geworden sind sie nicht.“
In der Schlagzahl der Worte und gereimter Explosivität drückte Horst Radelli, als Redner, dem ersten Showteil seinen Stempel auf. Nach jahrelanger Abstinenz auf der rechten Rheinseite, kam, sah und siegte er im Wettstreit um die meisten „Uijuijui-Zwischengesänge“ des Publikums. Mit stehenden Ovationen wurde der 64-jährige Fastnachtkünstler bedacht, der seit 53 Jahren auf der Bühne steht.
Im Dalmatinerkostüm kommentierte er das Zeitgeschehen aus dem Blickwinkel eines Hundes. Zu den häufigen Treffen zwischen Angela Merkel und Nicolas Sarkozy bemerkte er wortreich: „ Anschis Möpse in diesem Land, bleiben fest in deutscher Hand“. Jetzt schon hatte der Express volle Fahrt aufgenommen und so ging es in schneller Fahrt weiter. Das Duo „Babel net(t)“, Horst Siegholt und Pit Karg, mimten ein Gespräch zwischen einem Psychiater und Patient im Mannheimer Singsang. Auf die Frage des Arztes: „was haben sie“ antwortete Siegholt, „zwee Zimmer, Küche Bad“, darauf der Arzt: „nein was fehlt ihnen!“, der Patient: „ei joh, ein Balkon!“.
Auch die „Fastnachtstypen“ kamen nicht zu kurz. Die „Appollonia“, alias Gaby Elsener, eine Marke für sich, war in diesem Jahr auf Städtetour. Selbst zu später Stunde gelang es Elsener noch vortrefflich, das Publikum in ihren Bann zu ziehen, was auch dem Sitzungspräsidenten der „Eiskalten Brüder“, Andreas Schmitt, aus Gonsenheim gelang, der einmal mehr in der Rolle des „Obermessdiener“ brillierte. Alles, was in der Showtanzszene Rang und Namen hat, hatte der GCC für diesen Abend verpflichtet.
Ein wahres Tanzfeuerwerk brachten die Tänzer auf die Bühne. Den „König der Löwen“ präsentierten die deutschen Vizemeister im Showtanz aus Bibelsheim. Weltmeisterliches Können zeigte die Showtanzformation „Ragazzi“ aus Limburg, die den Weltmeistertitel seit zwei Jahren innehaben und mit „Afrika Spirit“ ihre neueste Choreographie im Musical-Stil zur Aufführung brachten.
Eine Augenweide auch das Tanzcorps „Rot-weiße Funken“ aus Frickhofen. Die mehrfachen deutschen Meister zeigten ihren schwungvoll getanzten „Seemannstraum“. Neben erstklassigen Rednern und Tanzformationen gehörte die Bühne auch exzellenten Gesangsgruppen. Allen voran brachten die „Altrheinstromer“ aus Ginsheim den Saal in Schwung. „Leise rieselt der Schnee, fastnachtlich glänzet der Wald, Olympia nach Mainz, das kommt bald“ tönte das Trio Uwe Hager, Thomas Wucher und Andy Mayer stimmungsgeladen.
Wie schon bei der Damensitzung eine Woche zuvor, brachte das „Heddemer Dreigestirn“ das Publikum völlig aus dem Häuschen. Als die „3 Tenöre“ gaben sie optisch als auch akustisch den Ton an und waren der absolute Paukenschlag im zweiten Teil. Das Finale leitete Sylvia Martens mit einem Fastnachtspotpourri ein und die Mainzer Show und Brass Band „Rheingold“ sorgte für den würdigen Abschluss einer rundum gelungen Sitzung.
Warum der Club, mit einem solchen Programm, kein volles Haus verzeichnen konnte, wusste der 1. Vorsitzende des Vereins, Hermann Frank auch nicht zu beantworten. Mit 400 Gästen war die Veranstaltung nicht ausverkauft. Es war den Gustavsburger Narren scheinbar nicht gelungen Auswärtige in die Mainspitze zu locken und zu den Auswärtigen müsse man aus karnevalistischer Sicht, so Frank, leider auch die Ginsheimer zählen. Die außer zu den Damensitzungen Gustavsburg hartnäckig ignorierten.
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