Vorbereitet auf extreme Wetterlagen

Rund 50 der 70 ehrenamtlichen Deichschützer beteiligten sich an zweiter Wasserwehrschutzübung

GINSHEIM (ag) – Wer am Wasser lebt, muss auf das Wasser vorbereitet sein. Diesen Spruch kann man gut und gerne als Überschrift für die „Wasserwehrschutzübung“ der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg nehmen. Die Wasserwehr hielt am vergangenen Samstagmorgen ihre zweite Einsatzübung ab. Die in diesem Jahr neu gegründete Wehr umfasst derzeit 70 Frauen und Männer, erklärt Edmund Heidel, der Leiter des Bürgerservicebüros der Verwaltung.

 

Etwa zwei Drittel der Einsatzkräfte kommt aus Ginsheim. Um eine gute Notfallreserve zu haben, würde Heidel es begrüßen, wenn die Einsatzstärke noch um zehn bis 20 Helfer höher läge. An der Übung am Samstag beteiligten sich insgesamt 52 ehrenamtliche Helfer. Das verheerende Elbehochwasser von 2002 und die immer extremer werdende Wetterphänomene mit heftigen Platzregen oder Dauerregen lassen eine einsatzfähige Wasserwehr auch in der Doppelgemeinde als äußerst Sinnvoll erscheinen.
Annette Friedrich und Manfred Feil, beide Wasserbauingenieure vom Regierungspräsidium in Darmstadt, leiteten die etwa dreistündige Einsatzschulung der Wasserwehr. Bei sommerlichen Temperaturen hieß es für die Teilnehmer Sandsackschleppen und die Säcke ordnungsgemäß zu verbauen. Eine äußerst schweißtreibende Übung bei den etwa 15 Kilo schweren Säcken.
In der Theorie erläuterte Manfred Feil zunächst, wie man einem Böschungsbruch wasser- als auch landseitig begegnet Er erläuterte anhand von Schautafeln das Anlegen einer „Quellkade“. Nach der Theorie hieß es dann selbst Hand anzulegen. Die Sandsäcke mussten befüllt werden. Jeder kam an die Reihe und durfte einen Sack befüllen und vernähen. Im Ernstfall wäre es an diesem Samstag allerdings hektisch geworden, denn bereits nach dem zwanzigsten Sack gab die Nähmaschine den Geist auf und es hätte für Ersatz gesorgt werden müssen. Da es sich aber nur um eine Übung handelte, ersparte man sich den Ersatz und beschränkte sich auf die Sandsäcke, die von den Bauhofmitarbeitern mitgebracht worden waren. 
Mit einer Menschenkette transportierten die Helfer die Säcke von A nach B, um dann an der Stelle B eine Quellkade zu erstellen und später noch eine Flächenlast am Deichfuß. „Jetzt brauche ich erst einmal eine Woche Reha für meinen Rücken“, stöhnte einer der Helfer erschöpft. Der Muskelkater dürfte nach dem ausgiebigen Gewichte heben bei dem einen oder anderen auch am Sonntag noch etwas nach gewirkt haben. 
Im Hochwasserfall werden die Helfer zur Deich- oder Dammwache herangezogen um die Strecke vom Main, ab der Mainschleuse bis zum Rhein an der Gemarkungsgrenze nach Bauschheim, zu kontrollieren. Annette Friedrichs betone nachdrücklich, dabei niemals etwas auf eigene Faust zu unternehmen sondern immer das RP zu verständigen. Das Graben am Deich sei ein „No go“. Der Damm sei mit einem Wühlschutz versehen, den man als Schutz vor Tieren eingearbeitet habe. Eine Schotterschicht vermiese den Tieren das Bauen von Höhlen am Damm. 
Einmal im Jahr werde auch mit der Verwaltung eine Deichschau vorgenommen um eventuelle Schäden frühzeitig zu erkennen. Bis Ende dieses Jahres, spätestens aber im Laufe von 2013, so Friedrichs, sollen auch die noch fehlenden Deichabschnitte in Ginsheim und Gustavsburg fertig saniert sein. Die historische Dammmauer an der evangelischen Kirche in Ginsheim, wird dann durch eine neue Mauer ersetzt sein. Wann allerdings die mobilen Wasserschutzwände zur Deicherhöhung der Gemeinde zur Verfügung stehen werden, vermochte Heidel noch nicht zu sagen. Spätestens ,wenn das System angeliefert wird, müsse aber die Wasserwehr erneut zu einer Übung einberufen werden.
Mit einer deftigen Mahlzeit und kühlen Getränken dankte die Verwaltung den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz an diesem Samstagvormittag. Es sei heute nicht mehr selbstverständlich, so Annette Friedrichs, das so viele Bürger ihre Freizeit in den Dienst der Gemeinschaft stellten.
Keine Hilfskräfte für das Sandmännchen sondern Ginsheimer Deichschützer sind hier am Werk und verschließen mit einem Nähgerät, das bald darauf den Geist aufgeben sollte, den frisch befüllten Sandsack.?(Foto: Gössl)
Von Hand zu Hand werden bei einem Einsatzfall die 15 Kilo schweren Sandsäcke weitergereicht, bis sie an ihrem Bestimmungsort sind. Diese Menschenkette aus Teilnehmern der Deichwehrübung bewältigte die Aufgabe am Samstag gemeinsam.
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