Freizeitpark wird Testzone

Baumring als Falle für den Eichenprozessionsspinner installiert

Eine neue Bekämpfungsmethode ohne Chemie wird jetzt im Freizeitpark erprobt.

Auch im Rhein-Main-Gebiet breitet er sich weiter aus: der Eichenprozessionsspinner. Die Brennhaare der Raupen sind für Mensch und Tier gefährlich und lösen allergische Reaktionen aus. „Bisher gab es kein vernünftiges Mittel gegen die Eichen-Prozessionsspinner“, erläutert Fachmann Frank Bechstein vom Krifteler Baumpflegebetrieb. „Chemische Mittel töten oft weitere nützliche Insekten. Die Fressfeinde der Raupen werden dadurch verdrängt beziehungsweise ausgerottet. Dadurch hat sich der Eichenprozessionsspinner noch weiter vermehrt und verbreitet. Außerdem ist für das Spritzen nur ein sehr enges Zeitfenster nutzbar.“ Behandlungen mit Wasser seien nicht effektiv.

Bisher wurden die Raupen, wenn sie sich in Kriftel zeigten, abgesaugt, erklärt der Erste Beigeordnete Franz Jirasek. Das Absaugen der Bäume sei jedoch aufwendig, da die Arbeiter sich komplett in Schutzkleidung hüllen müssten. „Und es verursacht hohe Kosten“, ergänzt Jirasek. Pro Baum komme man da schnell auf 500 bis 600 Euro. Nur gut, dass es im Krifteler Gemeindegebiet nur knapp ein Dutzend Eichen gibt.

Ganz ohne Chemie

Jirasek ließ sich von Frank Bechstein jetzt vor Ort eine neuartige Falle vorstellen, die ganz ohne Chemie auskommt. Sie wurde an einer großen Eiche angebracht, die im Freizeitpark in der Nähe des Spielplatzes steht. „In einem Köderbeutel befindet sich ein Botenstoff, der die Raupen anlockt“, erläutert Bechstein. „Über ein Kanalsystem werden die Insekten in diesen Beutel gelockt und kommen dort nicht wieder heraus.“ Ein weiteres Mittel im Beutel sorgt dafür, dass die Raupen von innen und außen ausgetrocknet werden. Da sich der Beutel in der Sonne auf über 55 Grad erhitzt, werden zusätzlich die gefährlichen Brennhaare neutralisiert.

Die Raupen des unscheinbaren Falters schlüpfen im April bis Anfang Mai. Sie schließen sich kurz nach dem Schlüpfen zu den typischen „Prozessionen“ zusammen, nach denen sie benannt sind. Abends wandern sie so gemeinsam zum Fressen in die Baumkrone. Der am Baum befestigte Baumring soll die Raupen auf ihrem Weg am Stamm entlang in den Auffangbeutel geleiten, aus dem sie nicht mehr entweichen können.

„Die Falle kann ganzjährig montiert werden und auch im Winter am Baum bleiben, sie wächst quasi mit dem Baum. Auch der Beutel kann problemlos gewechselt werden“, so Frank Bechstein, der die Falle nun für die Gemeinde kostenlos im Baum montiert hat und sie zunächst einmal testen möchte. Jirasek: „Bewährt sie sich, soll die giftfreie Bekämpfungsmethode in Kriftel auch an anderen Orten eingesetzt werden.“

Bürger, die Beratung und Hilfe bei befallenen Bäumen auf ihren Privatgrundstücken benötigen, können sich an örtliche Schädlingsbekämpfungsfirmen beziehungsweise an einen Baumpflege-Fachbetrieb wenden. Bei grundsätzlichen Fragen steht an das Grünflächenamt im Rathaus unter den Telefonnummern 06192/4004-68 zur Verfügung.

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