Benefiz-Sitzung für St. Gallus diesmal in der Goldbornhalle
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und der Weg führte die närrischen Gäste am vergangenen Sonntagnachmittag, 26. Januar, um 16.11 Uhr in die Wickerer Goldbornhalle zur Benefiz-Sitzung für die Katholische Kirche St. Gallus. Doch bevor die Sitzung überhaupt beginnen durfte, musste noch eine ganz besondere Erlaubnis eingeholt werden: Ob man denn nun in Wicker, wo der fastnachtliche Ruf eigentlich Helau ist, Hall die Gail rufen dürfe …?
Ähnlich dem Rosenmontagszug hatte die Narretei in all ihren Facetten den Weg in die Goldbornhalle gefunden: Das Musik- und Trommlercorps der Ranzengarde, die Abordnung der Gesamteskorte der Mainzer Garden, die Füsiliergarde Mainz-Gonsenheim und sogar sechs Schwellköpp reihten sich in den Zug zur Bühne ein. Showband, Jugendballett, ein Meenzer Polizist und ein Weinkönig, witzige Vorträge, hervorragende Musikeinlagen und Showtanzformationen mit tänzerischen Leistungen auf höchstem Niveau begleiteten die Narren über fünf Stunden hinweg mit ihrem spektakulären Wahnsinn.
Kein Wunder, schließlich gehört Wilhelm Bachmann, Küster der katholischen Kirche St. Gallus in Flörsheim, zum Generalstab des Flörsheimer Narrenclubs, ist außerdem Eskortenchef bei der Kasteler Jocusgarde. Seit vielen Jahren sammelt das Team um Bachmann Spenden zum Zweck der Kirchenrestaurierung. Doch wegen der Schließung des Flörsheimer Galluszentrums musste im vorigen Jahr die beliebte Benefiz-Sitzung leider ausfallen. Wofür die Einnahmen aus der Benefiz-Sitzung 2020 verwendet werden, steht allerdings noch nicht fest, doch es gibt immer etwas, das zu renovieren oder zu erneuern ist.
Die professionelle Moderation des Abends übernahm indes Markus Wagner. Er gab das Mikrofon für Protokoller Gregor Stark frei. Der fastnachtliche Nachwuchs durfte auf der Bühne natürlich nicht fehlen: Jean und Luis Dörhöfer appellierten zeitaktuell als Bauer und Kartoffel an das Gewissen der Verbraucher.
Als „Fräulein Baumann“ wurde Dr. Markus Weber auf die Bühne geleitet. Bei den Erzähungen über ihre Erlebnisse im biblischen Alter von mehr als hundert Jahren blieb so manchem Jeck vor Lachen die Puste weg. Die letzte Überlebende aus Heesters‘ Krabbelgruppe grüßte „dieselbe Bagage wie jedes Jahr“. Sie benutzte früher Puder im Gesicht, ist allerdings mittlerweile auf Spachtelmasse umgestiegen. Sie brauche sich auch beim Arzt nicht mehr auszuziehen wie früher, es reiche, wenn sie die Zunge rausstreckt. Standing Ovations und heftigster Applaus waren ihr Honorar an diesem Abend.
Den karnevalistischen Einzug in seine Gemeinde hat auch der neue katholische Pfarrer von Flörsheim und Hochheim, Friedhelm Meudt, bestanden. In seiner Rolle als Arbeiter mit blauer Latzhose und einem Kreuz auf dem Schutzhelm klagte er über all die hinderlichen Umstände, die bei der Renovierung des Pfarrhauses eingetreten sind. So wackelt zum Beispiel sein Wasserbett immer dann, wenn er die Toilettenspülung drückt, und das Garagentor schließt, wenn er das Licht einschaltet. Seine Fastnachtsvorträge sind in seiner Heimatstadt übrigens legendär. Ob als ‚Primadonna‘, ‚Queen Elizabeth‘ oder ‚vertrockneter Vater Rhein‘ – in all seinen Rollen läuft er jedes Mal zur Hochform auf.
Die „Tugendbolde Gesangstruppe“ mischte das Publikum nochmal richtig auf, bevor der närrische Wahnsinn mit Mainzer Liedern und einem grandiosen Finale gegen 21 Uhr ihren Ausklang fand.
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