Im Anschluss an den Himmelfahrtsgottesdienst luden die „Raabekatze” zum Benefizfest am und zugunsten des Kapellchens ein, um so die fehlenden Mittel zu erwirtschaften. Wer die Kapelle am Feiertag betrat und den vorherigen Zustand kannte war erstaunt von den frischen, kräftigen Farben und der Freundlichkeit, die das restaurierte Objekt ausstrahlt. Von tristen grauen Wänden, unschönen Setzrissen und brökelndem Putz war nichts mehr zu sehen.
Architekt Helmut Mohr betreute gemeinsam mit dem Bad Sodener Restaurator Thorsten Moser die Maßnahmen und hatte sich zu Beginn auf Spurensuche begeben. Fünf dick aufgetragene Farbschichten bedeckten die bläuliche Ursprungsfarbe der Apsis, und auch der Sockel der Madonna war mit einer zähen grünen Farbe überzogen. Die Inschrift war kaum zu lesen, und erst beim Abkratzen der grünen Masse zeigte sich, dass bei einer Renovierung in den 70er-Jahren am Text des Sockels manipuliert worden ist. Ein Ausrufezeichen war zugegipst und überpinselt worden, wollte man in den 70ern doch anscheinend nicht mehr, dass der Ausspruch „Vor Pest, Hunger und Krieg bewahre uns o Herr!“ allzu fordernd an den Schöpfer gerichtet wird. Jetzt jedoch ist der Satz zu Füßen des Gekreuzigten wieder in voller Länge lesbar und strahlt zudem in mit Blattgold belegten Buchstaben.
Die Apsis wurde im Originalblau gestrichen und ein für die Besucher unsichtbarer LED-Lichtschlauch bringt den Kapellenhimmel nur so zum Strahlen. Die weniger schönen alten Strahler waren ausgemustert worden. Auch die Deckeninschrift „Hier, wo einst die Rebe blühte, Gottes Odem uns umwehte – Senden wir mit Dank und Liebe, zu dem Herrn ein heiß" Gebet, dass er führe alle Helden in sein Reich – die Ewigkeit“ kann nach Jahren des Vergessens wieder gelesen werden, nachdem auch sie im Zuge alter Renovierungsmaßnahmen überpinselt worden war. Die Glasfenster, die zum einen den Heiligen Augustinus und den Heiligen Ignatius von Loyola zeigen, wurden gereinigt und neu gefasst.
Auch das alte Weihwasserbecken am Eingang, einst von den Vorbesitzern der Wiesenmühle, der Familie von Jungenfeld, gestiftet, wurde wie auch das große Gemälde über dem Eingang, von der Zuschusskasse Eintracht Flörsheim 1929 gestiftet, von Staub und Schmutz befreit. Die Sitzbänke, die zur Restaurierung allesamt ausgelagert waren, kamen selbstverständlich auch nur überholt wieder an ihren Platz zurück. „Die Bänke waren äußerst stark vom Holzwurm befallen“, berichtete Mohr. Durch Leckagen am Dach war über Jahre hinweg Feuchtigkeit in die Kapelle eingedrungen, die seit einigen Jahren über einen nächtlich laufenden Lüfter wieder nach außen geschafft wurde. Die Feuchtigkeit schuf jedoch ein Wohlfühlklima für Holzschädlinge. Auch an der Eingangstür ist nun ein Belüftungsgitter angebracht, sodass die Luft im Inneren zirkulieren kann. Trotzdem können Wanderer durch eine Schutzscheibe einen Blick ins Innere der Kapelle erhaschen, sollte die Tür verschlossen sein. In der Regel ist die Kapelle sonntagnachmittags geöffnet.
Auf alten Fotografien und auf Spuren am Boden entdeckten die Restauratoren, dass es in der Kapelle einmal Chor-Schranken gegeben haben muss. Auf Rat des Landesdenkmalpflegers sollen die alten Schranken nun wieder errichtet werden. Anhand der Fotografie hat Helmut Mohr zwei Styroporattrappen bauen lassen, die den Besuchern am Sonntag das neue Projekt veranschaulichten. Neue Sockel aus gelbem Sandstein würden 8.800 Euro kosten.
Kleine Rätsel bleiben am Kapellchen aber nach wie vor zu lösen, sind im Mauerwerk der 1925 gebauten Kapelle doch zwei Inschriften auf Latein beziehungsweise hebräisch eingelassen. Um welche Steine es sich hier handelt ist unklar. Die Kapelle wurde zum Gedenken der Opfer des Deutsch-Französichen Krieges (1870) und der Opfer des Ersten Weltkrieges gebaut. Später fügte man eine Gedenktafel mit den Opfern des Zweiten Weltkrieges hinzu.
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