In der Kulturscheune am Rathausplatz versammelten sich Musikliebhaber, um sich von der Sängerin Esther Lorenz und dem Gitarristen Peter Kuhz auf eine musikalische Reise mit dem Titel "Von Toledo bis Jerusalem" entführen zu lassen. Dieses besondere Konzerterlebnis wurde von der Stadt Flörsheim anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags organisiert, der jedes Jahr am 27. Januar der Befreiung des KZ Auschwitz gedenkt.
Esther Lorenz und Peter Kuhz beeindruckten das Publikum, indem sie die vielfältige musikalische Tradition der israelischen und spanisch-jüdischen Kultur von den Sepharden bis zum osteuropäischen Judentum präsentierten. Zusätzlich zu ihrer musikalischen Leistung schufen sie durch ihre geschichtlichen Erläuterungen einen tiefen Kontext für das Konzerterlebnis.
Lorenz setzte die Lieder in einen inhaltlichen Rahmen und spannte einen Bogen von den Ursprüngen der europäischen Juden in Spanien und Deutschland bis zu ihrer Vertreibung und Auswanderung in alle Welt. Diese Vorstellung war weit mehr als nur ein Konzert, denn neben der Musik wurden auch Geschichten erzählt, lyrische Verse rezitiert und ein faszinierender Blick auf die jüdische Geschichte von der mittelalterlichen Zeit bis heute geworfen. Das Duo entführte die Zuhörer in die Welt der sanften, aber emotionalen Klänge.
Lorenz bot während des Konzerts interessante Einblicke in die Geschichte der Juden. Sie erzählte beispielsweise von den Sepharden, die im Jahr 1492 aus Spanien vertrieben wurden, einem Land, das über Jahrhunderte ein geistiges Zentrum der jüdischen Kultur war. "Adio querida", ein Lied von großer Bedeutung für die Sepharden, wurde als Symbol ihrer mittelalterlichen Kultur präsentiert und berührte die Zuhörer tief durch seine melodische Interpretation. Die Musik dieser jüdischen Gemeinschaft, die sich nach ihrer Vertreibung aus Spanien im Mittelalter in Südeuropa, Israel und den Vereinigten Staaten niederließ, beeinflusste sogar den spanischen Flamenco, der bis heute an die maurischen Klänge dieser fast vergessenen Kultur erinnert.
Das Duo beeindruckte nicht nur durch seine handwerkliche Kompetenz, sondern auch durch die einfühlsame Interpretation der Lieder. Lorenz' klare und liebliche Stimme verlieh den Liedern eine besondere Emotionalität, während Peter Kuhz als Solist brillierte und die ursprünglich für Klavier oder Orchester geschriebenen Titel eindrucksvoll auf der Gitarre umsetzte.
Das Publikum zeigte seine tiefe Berührung und Anerkennung mit reichlichem Applaus, der die kammermusikalische Performance des Duos würdigte. Die musikalische Reise "Von Toledo bis Jerusalem" erwies sich somit nicht nur als ein faszinierendes kulturelles Kaleidoskop, sondern auch als ein bedeutsamer Beitrag zur Erinnerung an die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Flörsheim.
Die Veranstaltung fand ihren krönenden Abschluss, als das Duo als Zugabe das bekannte "Hava Nagila" präsentierte und das Publikum mitriss.
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