Diesmal hatte Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle keinen Gegenkandidaten. Aber es war sicher reiner Zufall, dass Katharina Adam, die 2019 für die SPD vergeblich gegen den CDU-Bewerber angetreten war, als einziges Mitglieder des Hauses bei der konstituierenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend fehlte, allerdings entschuldigt.
Die allgemein in Parlamenten übliche Übertragung der Vorsitzfunktion an eine/n Vertreter/in der stärksten Fraktion war durch die veränderte Sitzverteilung nach dem Ergebnis der Wahlen vom 14. März unstrittig. Die Christdemokraten stellen mit 13 Sitzen nun die mit Abstand stärkste Fraktion. So gab es diesmal keine/n Mitbewerber/innen und Kröhle kassierte auch in geheimer Abstimmung, die er übrigens selbst beantragt hatte, nur eine Neinstimme.
CDU-Fraktionschef Marcus K. Reif hatte für den Parteifreund einen kleinen Blumenstrauß parat. Der lässt sich mit ausgestreckten Armen problemlos auf Abstand überreichen. Am Rednerpult durfte Kröhle die Schutzmaske dann wie alle Rednerinnen und Redner ablegen. Allerdings sind in solchen Antrittsreden weniger unverhüllte Wahrheiten als staatstragende Bonmots gefragt.
So dankte Kröhle zunächst Alterspräsidentin Berhilde Enders für ihre Eröffnungsrede und die souveräne Durchführung der Wahl. „Du hast gute Worte gefunden, das zeigt deine 45-jährige Erfahrung“, lobte er die erneut ins Parlament hochgekreuzte 75-Jährige Wickererin und verwies auf den Einfluss, den sie innerhalb der CDU-Fraktion gehabt habe. „Du warst immer die Kümmererin.“
Kröhle drückte seine Hoffnung auf „eine gute und kollegiale Zusammenarbeit" in den kommenden fünf Parlamentsjahren aus. Er freue sich auf viele vertraute Gesichter in der Runde und betonte, dass das gegenseitige Vertrauen zwischen den Fraktionen in den jüngsten Jahren gewachsen sei.
Die Bitte an die Neulinge in der Stadtverordnetenversammlung sei es, frischen Wind in die Gremien zu bringen. Die Grenzen wird ihnen der Vorsitzende im Zweifel aufzeigen. „Seien sie unkonventionell, wenn es zu unkonventionell wird, werden Sie es an der Reaktion des Stadtverordnetenvorstehers merken.“
Ein beliebtes Stilmittel bei den Reden im Stadtparlament ist es, darauf zurückzukommen, wer früher was warum falsch oder richtig gemacht hat. Das sieht Kröhle offenbar nicht so gerne. „Lassen Sie uns einen Ideenwettbewerb führen", schloss er seine Antrittsrede. "Aber bitte keine rückwärtsgewandten Diskussionen mehr, schauen wir vielmehr optimistisch in die Zukunft.“


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