Still wurde es am Sonntagmittag auf dem Neuen Friedhof in Flörsheim, als die ersten Klänge des Musikvereins Flörsheim in der Trauerhalle einsetzten. Anlässlich des Volkstrauertags versammelten sich dort rund 50 Menschen, um der Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung zu gedenken. Die Flörsheimer Feier wurde von der Stadt Flörsheim sowie dem VdK-Ortsverband Flörsheim ausgerichtet. Umrahmt von Standartenträgern kirchlicher Gruppen, nahmen auch Mitglieder der Feuerwehr sowie des Deutschen Roten Kreuzes an der Zeremonie teil.
Der Musikverein 1954 eröffnete die zentrale Gedenkfeier, bevor Kaplan Lucas Weiß das Wort ergriff. Der Volkstrauertag, sagte er, sei ein Tag "des Innehaltens, der Erinnerung und der Mahnung". Viele Menschen lebten in Angst, andere instrumentalisierten diese, "um Gewalt an sich zu reißen und andere zu unterwerfen". Das Gedenken solle dem etwas entgegensetzen und zugleich Dankbarkeit für mehr als acht Jahrzehnte Frieden in Deutschland wecken. Nach einer stillen Minute folgten das gemeinsame Vaterunser und der Segen.
Im Mittelpunkt der Feier stand die Ansprache von Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle. Er erinnerte an die Millionen Toten der beiden Weltkriege, an die Opfer von Vertreibung und nationalsozialistischer Verfolgung. "Es ist kein Tag lauter Worte, sondern ein Tag, der uns zusammenhalten lässt", sagte er. Frieden sei auch 2025 keine Selbstverständlichkeit. Weltweit nähmen Konflikte zu und demokratische Werte gerieten unter Druck. Die oft beschworene "Friedensdividende" der vergangenen Jahrzehnte sei aufgebraucht. "Wir müssen unsere Demokratie gegen Feinde von außen und innen verteidigen", mahnte Kröhle.
Dabei, so betonte er, bleibe der Volkstrauertag nicht im Gestern stehen. "Er stellt Fragen, die aktueller nicht sein könnten: Was ist uns unsere Freiheit wert? Wozu sind wir bereit, um sie zu schützen?" Intoleranz und Hass entstünden nicht plötzlich, sondern schlichen sich in die Gesellschaft – "mit Worten, Parolen, mit dem Wegsehen". Erinnern bedeute daher Verantwortung: Geschichten sichtbar machen, jungen Menschen erklären, warum Frieden zerbrechlich bleibt. "Aus der Erinnerung kann Kraft wachsen – für ein friedliches Miteinander in unserer Stadt, in unserem Land und weltweit."
Nach einem weiteren Musikstück endete der Teil in der Trauerhalle. Anschließend wurde der Gedenkkranz am Gedenkstein auf der Wiese des Friedhofs niedergelegt, wo sich die Teilnehmenden zum zweiten Teil der Feier versammelten und still der Opfer gedachten.
Währenddessen wurde auch in Weilbach und Wicker der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. In Weilbach führte der Vereinsring durch die Zeremonie, musikalisch begleitet von der Sängervereinigung Weilbach. Das Gebet sprach Konrad Sebastian Ohly und die Ansprache hielt Ortsvorsteher Thomas Schmidt, der eindringlich zur Wachsamkeit gegenüber Ausgrenzung und Hass aufrief.
In Wicker hatte der örtliche VdK zum Ehrenmal auf dem Friedhof eingeladen. VdK-Vorsitzende Carmen Anthes und Ortsvorsteherin Luana Schnabel richteten Worte des Gedenkens an die Teilnehmenden. Für die musikalische Begleitung sorgte die MGV Harmonie Wicker, bevor Pastoralreferentin Susanne Erdmann-Seither die Feierstunde mit einem Gebet beschloss.
Gegen 13 Uhr legten Vertreter der Stadt auf dem jüdischen Friedhof einen Kranz nieder und erinnerten damit an die ermordeten und verstorbenen Mitglieder der Flörsheimer jüdischen Gemeinde. Die schlichte Geste machte deutlich, wie wichtig es bleibt, sich an die Lehren der Geschichte zu erinnern.


Kommentare