Aktuell kann man diesen Gegensatz sehr schön an der „Ja zu FRA“-Demo festmachen. Hier wird viel Geld ausgegeben, um medienwirksam zu werben, Zugtickets werden bezahlt und Mitarbeiter zur Teilnahme bewegt, um eine möglichst hohe Teilnehmerzahl zu erzielen. Diese Mittel haben die betroffenen Menschen nicht, aber sie kämpfen trotzdem jeden Montag weiter, denn für sie geht es um ihr Leben.
Den Verantwortlichen bei Fraport, Lufthansa, DFS und Landesregierung geht es um Geld:
– deshalb wurde entschieden, ohne die Auswirkungen auf die Bevölkerung angemessen zu berücksichtigen;
– deshalb wurden die Einwände der Betroffenen nicht ausreichend bei der Entscheidung berücksichtigt;
– deshalb gesteht niemand ein, dass die neue Landebahn so niemals hätte genehmigt werden dürfen;
– deshalb wird auch niemand zugeben, dass der Flughafen eigentlich gar nicht weiter ausgebaut werden kann, weil die Region sonst kollabiert.
Jeder der Verantwortlichen, der jetzt sagt, das Ausmaß der Belastungen wäre so nicht vorhersehbar gewesen und es würde ihn überraschen, sagt nicht die Wahrheit! Dieses Ausmaß war genau so vorhersehbar, und zwar in dem Moment, als diese Bahn genehmigt und die Flugrouten festgelegt wurden. Dafür gab es genügend Experten, die an den Planungen beteiligt waren.
Deshalb ist das was hier passiert vorsätzliche Körperverletzung:
– vorsätzlich, weil die Landebahn und die Flugrouten genau so von Fraport, DFS und Hessischer Landesregierung entschieden und umgesetzt wurden;
– vorsätzlich, weil die neue Landebahn in Betrieb gegangen ist, obwohl es noch keine endgültige Genehmigung gibt;
– vorsätzlich, weil die Auswirkungen von Fluglärm auf die Gesundheit bekannt sind;
– vorsätzlich, weil die Lärmmessungen eindeutig beweisen, dass das Maß der zumutbaren Belastungen bei Weitem überschritten wird;
– vorsätzlich, weil den Entscheidern diese Daten bekannt sind, durch Medien, Briefe, Protestaktionen und sogar vor Ort durch „undercover-Besuche“; – vorsätzlich, weil es billigend in Kauf genommen wird, dass die Betroffenen diesen Zustand nicht selbst verändern können;
– vorsätzlich, weil durch die sofortige Stilllegung der Nordwestlandebahn dieser Zustand von den Verantwortlichen sofort beendet werden könnte.
Das Festhalten an dieser Entscheidung ist jedoch konsequent, weil es um Geld und Gewinn und nicht um das Leben der Menschen geht. Man hat auf die Machtlosigkeit und die Trägheit der Bevölkerung gesetzt und die Auswirkungen billigend in Kauf genommen.
Und was sagen die Menschen dazu?
– Ihnen geht es um ihr Leben, um ihre Gesundheit und ihre Heimat.
– Sie sind fassungslos, dass dieses Verhalten keine Konsequenzen hat und auch noch von den politisch Verantwortlichen gedeckt wird.
– Sie verstehen nicht, dass ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit plötzlich nicht mehr zählt, obwohl dies eine tragende Säule in unserem Grundgesetz ist.
– Sie müssen mitansehen, wie Politiker ihren Amtseid so offensichtlich verletzen und sich zu Handlangern der Fluglobby machen lassen, anstatt ihrem Volk zu dienen.
– Sie sind ohnmächtig und wütend, dass die Verantwortlichen die nun offensichtlichen Auswirkungen mit Ausreden bagatellisieren oder mit Aktionismus falsche Hoffnungen schüren.
Aber:
– sie kämpfen und sie wehren sich mit allen demokratischen Mitteln;
– sie akzeptieren nicht, dass diese Entscheidung endgültig ist;
– sie werden nicht warten, bis die gesundheitlichen Schäden sich bemerkbar machen;
– sie wollen nicht erleben, bis erst ein Mensch an den Folgen des Fluglärms oder eines Unfalls stirbt;
– sie wollen nicht unter einem Lärmteppich dahinvegetieren, eingeschlossen in ihren Häusern, sie wollen leben!
Und deshalb geht es im Kern um Geld oder Leben! Eigentlich sollte die Wahl zwischen diesen beiden Optionen einfach sein, denn Leben kann man nicht mit Geld bezahlen.
Klaus Mitter, Flörsheim
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