„Keine Gefährdung am Flughafen“

Vogel-Experte Bernd Petri analysierte für Fraport das Vogelschlagrisiko

WEILBACH (drh) – Ereignisse wie die Notwasserung eines Flugzeuges auf dem Hudson River in den USA oder Bilder von aufgerissenen Flugzeugschnauzen, die auf Kollisionen mit Vögeln zurückzuführen sind, verunsichern und schüren Ängste über die Sicherheit des Flugverkehrs. Am Donnerstagabend referierte Vogel-Experte Bernd Petri auf der Kreismitgliederversammlung des BUND im Weilbacher Naturschutzhaus über das Vogelschlagrisiko.

 

Petri ist als freiberuflicher Gutachter tätig und hat im Ausbauverfahren zur Nordwestlandebahn sowohl für die Fraport als auch für die Initiative Zukunft RheinMain gearbeitet und die Vogelwelt rund um den Rhein-Main-Flughafen beobachtet. Seine Analysen, die er bis heute fortführt, sollen helfen, das Sicherheitsrisiko von Vogelschlag zu minimieren. Schon die ersten Flugkünstler Ende des 19. Jahrhunderts bezahlten eine Kollision mit Vögeln oftmals mit dem Leben, gibt es doch bis heute bei Start und Landungen keine fliegerischen Möglichkeiten, den Vögeln auszuweichen. Flugzeuge, die sich in Reisehöhe befinden, seien grundsätzlich nicht gefährdet, da Vögel zu 70 Prozent unterhalb von 130 Metern und zu 90 Prozent unterhalb von 330 Metern flögen. „Somit besteht für die Bevölkerung rund um den Frankfurter Flughafen auch keine besondere Gefährdung durch Vogelschlagunfälle, da sich die erhöhten Gefahrenzonen auf dem Flughafengelände befinden“, meint Petri.
Im Zuge des Monitorings für den Flughafenausbau verpflichtete sich der Flughafen, dem Vogelschlagrisiko dennoch besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Petri, auch Sprecher der Landesarbeitsgruppe für Ornithologie und Vogelschutz des NABU, machte den Flughafen auf große Vogelpopulationen seinerzeit aufmerksam und erstellte sodann auch Gutachten, die vor allem über dem Main erhöhte Vogelfrequentierungen ausmachte. Der Flughafen reagierte auf die Erkenntnisse, indem er mit drei Türmen an markanten Punkten am Main die Vogelflüge mit Wärmebildkameras beobachtet (Mivotherm). Sollte die Deutsche Flugsicherung hier vermehrten Vogelflug feststellen, kann sie Piloten der entsprechenden Route warnen, die Flieger umleiten oder auch ganze Flugbahnen sperren. „Das Sperren von Bahnen kommt gerade in den Sommermonaten, wenn Schwalben und Mauersegler fliegen, immer wieder vor“, berichtete Petri. Die Schwalben und Mauersegler schwärmten dann nämlich in großen Scharen und versuchten fliegende Ameisen zu fangen.
Ein besonderes Augenmerk lag auch auf den Möwen des Mains und den Krähen der Deponien. Diese Bestände seien aber aufgrund der Schließung der offenen Müllkippen extrem rückläufig. Gerade die Zahlen des aktuellen Winters belegten eine deutliche Rücknahme dieser Vogelarten. Andererseits seien die Gänsepopulationen auf dem Vormarsch und auch die Stadttauben fühlten sich in Rhein-Main wohl. Von gezielten Bejagungen bestimmter Vogelarten, wie sie in den USA durchgeführt werden, hält Petri nichts, denn auch nachdem man in Amerika 20.000 Möwen erschossen habe, hätte die Möwenproblematik dort nicht abgenommen.
Petri setzt eher auf eine entsprechende Biotoppflege, die beispielsweise das Gras auf dem Flughafengelände hoch wachsen lässt, um Vögeln die Nahrungsaufnahme am Boden zu erschweren. Auch wird es auf dem Flughafengelände wohl niemals eine Wasserfläche geben, um Vögel nicht unnötig anzulocken. „Wir wissen, dass in Rüsselsheim eine große Krähenkolonie lebt; solange die Krähen sich dort aber wohlfühlen, schaden sie dem Flughafen nicht“, meinte Petri. Dem Flughafen sei somit auch viel daran gelegen, dass an bestehenden Biotopen nichts verändert wird, um die Vögel nicht zu neuen Standortsuchen zu verleiten.
Neben dem Sicherheitsrisiko sind vor allem auch die wirtschaftlichen Schäden durch Vogelschlag nicht unerheblich. Eine Ente im Triebwerk entwickelt Schadenskräfte von einer Tonne und auch eine eingesaugte Brieftaube - deren Züchter wurde über den Taubenring ausfindig gemacht und in Regress genommen - hätte schon Schäden von mehreren 10.000 Euro verursacht. Für Brieftaubenzüchter gäbe es deshalb auch Sperrgebiete rund um die Flughäfen.
Nach Ansicht von Petri habe der Frankfurter Flughafen viel getan, um das Vogelschlagrisiko zu minimieren. Dennoch teilten sich Vögel und Flugzeuge den Luftraum und so könnten die Risiken auch niemals ganz ausgeschlossen werden. Am Frankfurter Flughafen gäbe es auch nach Inbetriebnahme der neuen Landebahn jedenfalls keine erhöhten Fallzahlen. Der Rhein-Main-Flughafen bewege sich im Mittel der Vogelschlagvorfälle an deutschen Flughäfen. Insgesamt werden pro Jahr in Deutschland etwa 500 bis 700 Vogelschlagvorfälle registriert. Die Entwicklungen der Vogelwelt rund um den Frankfurter Flughafen müssten so auch weiterhin stets kritisch beobachtet und begleitet werden.
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