Schon nach dem Jugendbüttenredner Felix Kröppel, der ein schönes Loblied auf die Omas von heute sang, griff Robert Mehler in die nicht jugendfreie Schlafzimmer-Kalauer-Kiste. Andreas Heider kam zudem als Amor auf die Bühne und gab ein Seminar zur „Kontaktaufnahme zwischen Männlein und Weiblein“. Sein Fazit: „Das Schönste auf der Suche nach dem Richtigen, ist der Spaß mit den Falschen“. Um kurz nach halb neun, als noch jede Menge kleiner Nachwuchsfastnachter aus den Kinderballetts den Bühnenrand säumten, hatte dann Lack und Leder die Bühne erobert. Stefan Orf berichtete als Domina von „Backenteiler Größe Wutzekeiler“ und von den Erfahrungen im „Praktikum auf der roten Meile Gunsenum“. Orfs Vortrag und Tanz an der Tabledance-Stange waren zweifelsohne gekonnt vorgetragen. Jedoch hätte man sich diese Darbietung eher zu fortgeschrittener Stunde gewünscht. Auch die nachfolgenden Programmpunkte standen ganz im Zeichen mehr oder weniger ruppiger Schlüpfrigkeit. Annette Huth, Robert Mehler und Roger Wollstädter begeisterten mit gekonnt vorgetragenen stimmungsvollen Schlagern und holten das Publikum von den Stühlen. Moderatorin Claudia Müller setzte aber auch hier eins drauf und kommentierte die Darbietung mit dem derben Spruch: „Auf der Alm, da kannst du lieben, im Herbst da wird ja abgetrieben“.
Die große Sing- und Spielgruppe hatte sich des Themas „Wetten, dass..?“ angenommen und wie schon fast zu erwarten, war auch Gottschalk dem „Grabschfieber“ verfallen. Dennoch hatte die junge Truppe gute Einfälle und Ideen, brachte Lagerfeld ebenso auf die Bühne, wie sie auch eine Wette zu Flugzeugprofilen starten ließ. Die Truppe stellte dabei fest, dass in Flörsheim die Flieger unter den Wolken fliegen. Größte Lacher fuhr der Tanz des „Minimannes“ ein.
Bei den Balletts eroberten schon die Kleinsten, die als Cowgirls tanzten und zum ersten Mal auf der Bühne standen, die Herzen von Eltern und Großeltern. Das Nachwuchsballett brachte mit seinem „Mexikaner-Tanz“ Stimmung in den Saal. Ein Hingucker aber auch die Leistung von Fiona Huth, die als viertbeste deutsche Gardesolotänzerin in der Jugendklasse aber auch ihren Abschied vom Solotanz bekannt gab.
In der zweiten Pause eröffneten „Verrückte Hühner“ die Show, das Publikum war von dem spaßigen Schwarzlichttanz der Federtiere äußerst angetan.
Als Pamela Anderson von der Kostheimer Au betrat Gunther Raupach die Bühne und glänzte durch einen perfekt auswendig rezitierten Vortrag, der auch bei der Weiberfastnacht des Hessischen Rundfunks zu sehen sein wird. Die Tänzerinnen des Harmonie-Balletts fegten als flotte Paradiesvögel über die Bühne, bevor Jürgen Leber ganz in hessisch vom Schicksal der Eintracht erzählte. Das Männerballett kam als „Schlümpfe“ daher und Anita Müller und Beate Lanz gaben eine Fortsetzung ihrer langjährigen Rollen als „alte Tanten“. Das Show-Tanz-Ballett schloss den Abend mit einer Darbietung zum Thema Burlesque.
Viele Sitzungsbesucher vermissten, wie bei Gesprächen in der Pause zu vernehmen war, lokale Bezüge und Politisches. Auf Nachfrage bei Harmoniemitgliedern bekamen die enttäuschten Besucher zur Antwort: „In Wicker kommt Politik eben nicht an“. Dafür machten viele Gäste, vor allem auf den hinteren Saalplätzen, mit „partymachenden“ und stark alkoholisierten jungen Tischnachbarn Bekanntschaft.