Neuerlicher Erfolg für die Planergruppe

Städtebaupreis 2020 für Hochheimer Altstadtsanierung nach dem Vorbild des „Flörsheimer Modells"

Die Hochheimer Altstadt ist in normalen Zeiten Ort für gut frequentierte Feste und Veranstaltungen, wie hier das Weinfest. Das durch die Sanierung nach dem "Flörsheimer Modell" geschaffene Ambiente wurde nun erneut ausgezeichnet.

Die vier Architekten und Stadtplaner der früheren Planergruppe Reinhold Hytrek, Prof. Horst Thomas, Adelgard Weyell und Herbert Weyell haben für ihre bereits im Jahr 1983 mit dem Walter-Hesselbach-Preis ausgezeichnete Tätigkeit in der Hochheimer Altstadt jetzt eine neue hohe Auszeichnung erhalten. Bei einer als digitales Symposium durchgeführten Festveranstaltung in der Akademie der Künste in Berlin wurde ihnen eine der beiden Auszeichnung verliehen. Die Verleihung erfolgte im Rahmen der Preisgerichtssitzung des Deutschen Städtebaupreises 2020, der von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung ausgelobt wurde.

Der Deutsche Städtebaupreis, der in den Anfangsjahren noch Walter-Hesselbach-Preis hieß, wird seit 1980 für realisierte städtebauliche Projekte verliehen, „die sich durch nachhaltige und innovative Beiträge zur Stadtbaukultur sowie zur räumlichen Entwicklung im städtischen und ländlichen Kontext auszeichnen. Dabei sollen die Projekte in herausragender Weise den aktuellen Anforderungen an zeitgemäße Lebensformen ebenso Rechnung tragen wie den Herausforderungen an die Gestaltung des öffentlichen Raums, dem sparsamen Ressourcenverbrauch sowie den Verpflichtungen gegenüber der Orts- und Stadtbildpflege“. (Auszug Originaltext der Auslobung)

Nachdem die Planergruppe bereits 1983 den begehrten Preis erhalten hat, konnte sie zum „klassischen“ Städtebaupreis nicht noch einmal antreten, wurde jedoch im Vorfeld von der Jury aus den Gewinnern der Jahre vergangenen vier Jahrzehnte in die engere Wahl für den „Sonderpreis“ bestimmt. Das waren in diesem Jahr sechs Projekte. Diese wurden von Mitgliedern des Preisgerichts besucht und danach die Rangfolge ermittelt.

Bei dem im Internet übertragenen Symposium wurde das Ergebnis bekannt gegeben: Es gab neben dem Sonderpreis zwei Auszeichnungen, darunter Hochheim und die vier Flörsheimer und Wiesbadener Planer. Das ist praktisch ein zweiter Preis, ausgewählt aus 58 ersten Preisträgern aus 40 Jahren.

Die Begründung nennt nach der Überschrift „Planungsberatung und Initiativplanungen zur Regeneration der Altstadt“ die wesentlichen Bewertungen, die zu der Wahl dieser Arbeit geführt haben. Nachfolgend einige Auszüge aus der Laudatio:

„Wer heute durch den historischen Kern der Wein- und Sektstadt geht … findet eine kompakte Altstadt vor, in der vollkommen selbstverständlich Wohnen neben hochwertiger Gastronomie stattfindet und Weinbaubetriebe – ohne ,Drosselgasseneffekt' ihre Trauben verarbeiten. (...) Ihre heutige Attraktion verdankt Hochheim zu einem erheblichen Teil einer jahrelangen, intensiven Beratungstätigkeit ab 1977 durch die junge Planergruppe Hytrek, Thomas, Weyell und Weyell.“

Es folgt eine detaillierte Auflistung der wesentlichen Planungs- und Beratungsmaßnahmen, wobei die Arbeit mit den Bewohnern von Informationen über Vorträge und Schriften sowie die Überzeugungsarbeit besonders betont werden. Ebenso die Pilotprojekte öffentlicher Baumaßnahmen von Umbauten und Sanierungen bis zur Neugestaltung der Straßenräume mit speziell gestalteten Pflasterdetails sowie der speziell für Hochheim entworfenen Straßenbeleuchtung. Hervorgehoben wird auch die Rettung, Instandsetzung und Neugestaltung des Küsterhauses und dass die Aufnahme in das Landesprogramm „Einfache Stadterneuerung“ dem Zusammenwirken all dieser Maßnahmen zu verdanken ist.

Der zusammenfassende Schlusssatz der Preisbegründung folgert aus Sicht des Preisgerichts: „Vieles, was in Hochheim pionierhaft entwickelt worden ist, ist heute selbstverständlicher Bestandteil einer denkmalgerechten Sanierung in historisch bedeutenden Altorten.“ Es wurde in Hochheim entwickelt, allerdings mit einem wichtigen „Vorspiel“ in der Nachbarstadt Flörsheim.

Hochheim war die dritte Stadt für das 1975 in Flörsheim von den vier Absolventen der TU Darmstadt gegründete Architektur- und Stadtplanungsbüro. Deren erste Stadt war Flörsheim, wo das jetzt erneut prämierte städtebauliche Vokabular entwickelt und angewendet wurde. 1977 gab es die ersten Erfolge und Presseberichte, die eine Gruppe von Parlamentariern aus Hochheim mit Bürgermeister Gottfried Gensch an der Spitze dazu anregte, das junge Büro in der Flörsheimer Altstadt zu besuchen, um die Übertragbarkeit der Flörsheimer Vorgehensweise zu überprüfen.

Man wurde sich einig und beschloss, in Hochheim eine Beratungsstelle nach Vorbild der in Flörsheim erfolgreich tätigen entsprechenden Einrichtung aufzubauen. Die Flörsheimer Methode der Altstadtsanierung wurde damit „Geburtshelfer“ für die jetzt erneut ausgezeichneten Maßnahmen im alten Stadtkern von Hochheim.

Das digitale Symposium wurde am 23.April im Internet übertragen, drei der vier Planer waren live zugeschaltet. Die vier Planer, die heute in Flörsheim und Hochheim leben, freuen sich über diese Bewertung und Ehrung für ihre städtebauliche Leistung.

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