75 Jahre VdK in Hattersheim

Großes Jubiläumsfest mit vielen prominenten Gästen am vergangenen Samstag in Okriftel

Gruppenbild der Feiergesellschaft zum 75. Jubiläum des VdK Hattersheim vor der evangelischen Kirche in Okriftel.

Für den Sozialverband VdK Hessen-Thüringen e. V. jährte sich dessen Gründungsdatum bereits im Jahre 2021 zum 75. Male, nun ist auch der Hattersheimer Ortsverband mit diesem besonderen Jubiläum an der Reihe. Und das wurde am vergangenen Samstag im evangelischen Gemeindezentrum in Okriftel groß gefeiert.

Einst stand der Name "VdK" für eine Abkürzung, denn der bundesweite Sozialverband VdK Deutschland wurde 1950 unter dem Namen "Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands e. V." gegründet. Seitdem hat sich der einstige Kriegsopferverband mehr und mehr zu einem modernen Sozialverband gewandelt, der generell für soziale Gerechtigkeit eintritt, sich für Gleichstellung stark macht und Widerstand gegen Sozialabbau leistet. Auch wenn "VdK" heute nicht mehr für "Verband der Kriegsbeschädigten" steht, hat man den gewohnten Namen für Deutschlands größten Sozialverband, dem über 2,2 Millionen Mitglieder angehören, stets beibehalten.

Die Geschichte beginnt nach Kriegsende

Am 13. Dezember 1946 wurde in Hessen die Gründung des "Verbands der Körperbeschädigten, Arbeitsinvaliden und Hinterbliebenen (Selbsthilfeorganisation)" von der amerikanischen Militärregierung zugelassen. Der Gründungsvorsitzende Abraham Sauer bemängelte damals, dass es keine Sozialrenten, keine Rentenvorsorge für Kriegsopfer, keine Prothesenvorsorge für Kriegsversehrte und keine Renten für Hinterbliebene gab. Für die Interessen dieser Menschen machte sich das VdK in seinen Anfangsjahren in besonderem Maße stark.

Schon sechs Jahre später gehörten dem VdK allein in Hessen stolze 150.000 Mitglieder an, heute sind es 293.000. Und diese Masse an Menschen machte auch gut hör- und sichtbar auf sich aufmerksam: An einer VdK-Veranstaltung zum deutschen Kriegsopfertag 1953 nahmen 50.000 Menschen teil, 1959 versammelten sich 19.000 Mitglieder zu einer Großkundgebung im Rüsselsheimer Stadion und demonstrierten für eine gerechtere Reform der Kriegsopferversorgung (Unfallopfer erhielten seinerzeit eine höhere Erwerbsminderungsrente als Kriegsgeschädigte), und am "Marsch auf Bonn" nahmen 35.000 Kriegsopfer teil, um deutlich für eine Erhöhung der Grundrente einzutreten.

Je weiter der Zweite Weltkrieg zurücklag, desto stärker nahm sich der VdK auch anderen sozial benachteiligten Gruppen an. So fand 1965 in Offenbach erstmals die "Landeskonferenz für Zivilbeschädigte" statt. Eine Veranstaltung, zu der der VdK heutzutage jährlich unter dem Namen "Landeskonferenz für Menschen mit Behinderungen" nach Wiesbaden einlädt.

Im Jahre 2003 schlossen sich die VdK-Verbände aus Hessen und Thüringen zu einem gemeinsamen Landesverband zusammen, und das gezeigte Engagement ist ungebrochen. So zum Beispiel zum internationalen "Equal Pay Day", der jährlich an genau dem Tag stattfindet, bis zu dem Frauen im Vergleich zu Männern und deren Lohn für die gleiche Arbeit quasi "umsonst" arbeiten. In diesem Jahr wurde dieser Tag in Deutschland am 6. März begangen, und an vielen Orten in Hessen und in Thüringen gingen VdK-Frauen deshalb wieder auf die Straße.

Und seit inzwischen 75 Jahren vertritt auch der VdK Hattersheim die Interessen von Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Wert gelegt wird dabei auf parteipolitische Neutralität und religiöse Unabhängigkeit. Der Sozialverband versteht sich als Interessenvertretung bedürftiger Menschen und vertritt diese gegenüber sozialen Trägern und staatlichen Einrichtungen sowie Behörden. Man berät in Fragen der Gesundheit, der Rente und der Pflege, und dies bei Bedarf auch unter Einschaltung von Fachjuristen.

"Unser Motto lautet: Wir lassen keinen alleine—das Thema Armut und deren Bekämpfung gehört zu unserer DNA", so Ralf Waibel, Vorstand des VdK Ortsvereins Hattersheim.

Unverzichtbarer Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pünktlich um 12 Uhr begrüßte der Vorsitzende des VdK Ortsverbands Hattersheim, Claus Eckerlin, die zahlreich erschienenen Gäste im Gemeindezentrum, darunter VdK-Landesschatzmeister Marius Fracarolli, die Landesjuniorenvertreterin Silvia Rosa Krämer, die stellvertretenden Vorsitzenden des VdK-Kreisverbands Wiesbaden Monika Feller und Annette Lask sowie die Vorsitzende des Kreisverbands Main-Taunus Inge-Lore Steinmetz.

Außerdem war es Eckerlin eine "große Ehre", den frisch gewählten neuen und alten Abgeordneten des Europäischen Parlaments Michael Gahler (CDU) begrüßen zu dürfen, ebenso die Erste Stadträtin Heike Seibert (CDU) sowie den FDP-Fraktionsvorsitzenden Norbert Reichert und den Stadtverordneten Dirk Staudt (SPD).

Claus Eckerlin betonte in seiner kurzen Eröffnungsansprache, dass er sich riesig darüber freue, an diesem Tag 75 Jahre VdK Hattersheim mit all den anwesenden Gästen feiern zu dürfen. "Das ist schon was besonderes", so der Vorsitzende, "denn ich würde mal sagen: Die meisten hier werden die 100-Jahr-Feier nicht zusammen feiern." Eckerlin wünschte "viel Spaß miteinander" und dankte allen langjährigen Mitgliedern, die dem VdK all die Jahre treu die Stange gehalten haben: "Sie sind ganz, ganz wichtig für uns: Mitglieder, Ehrenamtler - ohne diese Herrschaften kein VdK."

Die Erste Stadträtin Heike Seibert richtete ebenfalls ein Grußwort an die Jubiläumsgäste und lobte den VdK für dessen "unwahrscheinliche Leistung", die er "in all diesen Jahren und Jahrzehnten vollbracht hat." Ohne Verbände wie dem VdK wäre Seibert zufolge in unserer Gesellschaft vieles nicht mehr möglich, weshalb es für sie eine besondere Ehre sei, an diesem Tag als Vertreterin der Stadt hier sprechen zu dürfen.

Seibert bedankte sich bei den VdK-Mitgliedern für deren bedeutende Arbeit, denn seit nunmehr 75 Jahren setzen sich diese ein für Menschen in besonders herausfordernden Lebenssituationen, Menschen mit Behinderungen, Opfer von Krieg und Gewalt und generell Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. "Sie alle leisten einen unverzichtbaren Beitrag für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft", stellte die Erste Stadträtin fest. Der Sozialverband VdK werde auch nach 75 Jahren immer noch gebraucht, und das heute vielleicht sogar stärker denn je, angesichts der Folgen der Corona-Pandemie, der hohen Inflation und den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Auch wenn die Herausforderungen, vor denen man heute stehe, besonders groß seien: "Ich bin zuversichtlich, dass wir sie gemeinsam bewältigen können", zeigte sich Heike Seibert optimistisch und versicherte, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun werde, um jederzeit an der Seite des VdK zu stehen und diesen zu unterstützen, wo immer es ihr möglich ist.

Nach der offiziellen Begrüßung eröffnete der Vorsitzende Claus Eckerlin auch sogleich das Büfett: "Wir sind ja alles schon etwas ältere Herrschaften, und ältere Herrschaften essen gerne mittags pünktlich", kommentierte er mit einem Augenzwinkern.

Es folgte noch ein langer, festlicher Nachmittag im Gemeindezentrum: Geburtstagskinder und langjährige Ehrenamtler wurden geehrt, der Beisitzer Öffentlichkeitsarbeit Ralf Waibel hielt einen Vortrag zur Geschichte Hattersheims, der als Anstoß zu einem angeregten Erfahrungsaustausch verstanden werden sollte, und bevor es schließlich zum Anschneiden der Jubiläumstorte kam, trat der Frauenchor Cantabile auf und sorgte im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten auch für einen musikalischen Glanzpunkt. Es war zweifellos eine würdige, fröhliche und schöne Feier. Herzlichen Glückwunsch, VdK Hattersheim!

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