Abendspaziergang am Schwarzbach

Benedict Heinrich berichtete über die Bedeutung des Schwarzbachs für Hattersheim und die Wassernutzung im Laufe der Geschichte

hl

Die Kulturregion Frankfurt Rhein-Main richtet nun schon seit 20 Jahren alljährlich in ihrer Veranstaltungsreihe „GartenRheinMain“ den Blick auf die Gärten, Grünflächen und besonderen Parkanlagen der Region. Unter dem Motto „Dialog im Grünen“ lädt GartenRheinMain im Jubiläumsjahr 2025 dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen, von der Natur zu lernen und gemeinsam grüne Räume aktiv zu gestalten. Beim „Schwarzbachspaziergang – Teil 1“ erzählte Benedikt Heinrich vom Referat Friedhof, Grün, Natur der Stadt Hattersheim den zwar wenigen, aber sehr interessierten Teilnehmern von den Wandlungen des Schwarzbachs im Laufe der Geschichte. Heinrich hat im Masterstudiengang Landschaftsarchitektur studiert und arbeitet seit fünf Jahren in Hattersheim. Interessant war, dass die Zuhörerschaft beim Abendspaziergang aus einer Okriftelerin, einer Kriftelerin und drei Kriftelern bestand. „Das liegt vielleicht daran, dass die Krifteler neugierig sind“, schmunzelte einer der Teilnehmer. Man traf sich auf der Brücke am Ladislaus-Winterstein Ring.

Der Schwarzbach entspringt im südlichen Taunus und ist bis zur Mündung in den Main fast 32 Kilometer lang. Früher trug er den Namen Goldbach. Wegen der starken Verschmutzung durch die ansässige Lederindustrie wurde er dann in Schwarzbach umbenannt. „Jetzt ist der Schwarzbach wieder in einem sehr guten Zustand“, betonte Heinrich, eine Zurückbenennung sei nach seiner Kenntnis aber nicht geplant.

Das Wehr

Von der Brücke am Schwimmbad blickt man in Richtung Hattersheim auf ein Wehr, dort begann der ehemalige Mühlgraben. Das umgeleitete Wasser aus dem Schwarzbach diente lange dazu, Mühlen anzutreiben und konnte über den Graben gut gesteuert werden. Heute sieht man in dem Bereich des Schwarzbachs zusätzlich eine Fischtreppe, die im Rahmen des „Masterplans Wanderfische Rhein“ errichtet wurde, um an kritischen Stellen den Fischen, die Möglichkeit zu geben, wieder flussaufwärts zu gelangen.

Der historische Zugang zum Mühlengraben wurde erst 1970 verfüllt. 1937 gab es Pläne, die das Wasser des Schwarzbachs für ein Schwimmbad nutzen wollten, aber nicht realisiert wurden. Erst 1954 wurde das Schwimmbad in seiner jetzigen Form - ohne Schwarzbachwasser - gebaut.

Die Mühlen

Auf dem Weg zu den Standpunkten der ehemaligen Obermühlen ging es am Bach vorbei, die Eppsteiner Straße entlang, an der Stadthalle vorbei und den Karl-Eckel-Weg hinunter. Am Schwimmbadweg befand sich früher, an den Orten, wo jetzt die Städtische Sporthalle und das gelbe Haus (Karl-Eckel-Weg 11) stehen, eine große Anlage aus zwei Mühlen, die Cronberger Mühle und die Stephansmühle. Beide Mühlen waren durch eine Brücke verbunden, auf der sich die Toiletten befanden. Deshalb sprach man von den „Hattersheimer Bachschissern“. Die Stephansmühle brannte 1926 ab, die Cronberger Mühle wurde bis 1963 betrieben. Der Müller der Cronberger Mühle ließ es sich nicht nehmen, auch noch in den 60er Jahren, das gemahlene Korn mit dem Pferdefuhrwerk auszuliefern.

Allen Hattersheimern ist sicher der Name „Altmünstermühle“ ein Begriff. Auch der Standort in der Erbsengasse ist bekannt. Beim Betreiben der Altmünstermühle war der Müller auf das Wasser angewiesen, dass von den beiden Obermühlen aus zu seiner Mühle floss. Folglich gab es viel Streit, der vor Gericht endete. Erst als ein Abschlaggraben für die Altmünstermühle gebaut wurde, konnte der Müller der Altmünstermühle die Wasserzufuhr selbst steuern.

Auch die Geschichte von Elisabeth Höngels, die 1601 in einem Hexenprozess angeklagt wurde, gab Benedict Heinrich zum Besten. Die verwitwete Müllerin wurde, sehr wahrscheinlich aus Neid, von einigen Frauen der Hexerei bezichtigt. Zwar gab es nach Folter und Prozess einen Freispruch für sie, aber ein jahrelanger Hausarrest folgte.

Am Hessendamm

Die Brücke, die an der Ecke Frankfurter Straße / Hessendamm über den Schwarzbach führt, war die erste Schwarzbachbrücke von Hattersheim. Der Prälat von Amorbach musste beim Überqueren des Schwarzbachs gerettet werden, und so beschloss man 1739 eine Brücke zu bauen. Ein großes Unterfangen für einen Ort, der damals nur 300 Einwohner hatte. An der Brücke an der Frankfurter Straße befindet sich auch heute noch die Nepomuk-Statue, die 1765 errichtet wurde. Sie ist der Originalstatue des Heiligen Nepomuks nachempfunden, die 1683 von Johann Brokoff erschaffen wurde und in Prag auf der Karlsbrücke steht. 1919 wurde die Hattersheimer Statue beschädigt und 1930 restauriert. Dabei gelangen die Dimensionen der Figur nicht gut, der Kopf war viel zu groß im Vergleich zum Körper. Dieses wurde in einer erneuten Restauration im Jahr 1972 korrigiert.

Hattersheims Bahnhof wurde 1842 fertig gestellt, seitdem fand eine rasante Aufwärtsentwicklung im Personen-, Güter- und Expressgutverkehr satt. Mehr als 100 Jahre später war der Verkehr auf der Bahnlinie so stark geworden, dass man den Bahnübergang schloss und mit dem Bau des „Fly Overs“ am Hessendamm begann, der Ende 1970 abgeschlossen wurde. Im Rahmen der Bauarbeiten verlegte man den Schwarzbach und begradigte ihn, was man heute noch deutlich erkennen kann, da dieser Flussabschnitt noch nicht renaturiert ist.

An der Fußgängerbrücke, die den Parkplatz unter dem „Fly Over“ mit dem Kindergarten Frankfurter Straße verbindet, endete die interessante Führung. Die Fußgängerbrücke über den Schwarzbach wurde im Jahr 2022 neu geschaffen und ersetze eine alte Holzbrücke, die 1927 von den Casparis gestiftet worden war.

Für das nächste Jahr plant Benedict Heinrich die Durchführung des „Schwarzbachspaziergangs - Teil 2“, der weiter flussabwärts zur Urbans- und zur Ölmühle führen wird. Teil 1 wird sehr wahrscheinlich wieder in zwei Jahren angeboten. Wer Heinrich noch in diesem Jahr wiedersehen oder kennenlernen möchte, der kann mit ihm den Rundgang durch das Okrifteler Wäldchen unter dem Titel „Baumgespräche“ machen. Termin dafür ist Mittwoch, 4. Juni von 17 bis 19 Uhr, Treffpunkt Jahnallee 23 in Okriftel.

Alle Veranstaltungen zum „Dialog im Grünen“ findet man auf der Homepage der Stadt Hattersheim.

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
Sicherheitsprüfung
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X