Auch die Chöre in Eddersheim möchten wieder singen

Monatelang konnte man fast nur über WhatsApp-Gruppen und Online-Treffen in Kontakt bleiben

Da war die SängerInnen-Welt noch in Ordnung: der Katholische Kirchenchor Eddersheim bei einer seiner zahlreichen gemeinsamen Aktivitäten - vor Corona.

„Im Oktober 2020 hätte der Chor Eddersheimer Katholische Kirchenchor sein 40-jähriges Jubiläum gefeiert. Der Tag war schon fix und fertig geplant und organisiert, mit Singen im Gottesdienst und einem anschließenden Ausflug für die Chormitglieder. Dass das nicht möglich war, war für alle sehr traurig“, erinnert sich Claudia Müller, die Pressesprecherin des Eddersheimer Katholischen Kirchenchores.

Zwar hatte der Vorstand des Chores immer versucht, den Kontakt aufrecht zu halten: so wurden etwa an Feiertagen wie Ostern und Weihnachten einige Lieder, die bei Auftritten aufgenommen wurden, in die WhatsApp-Gruppe geschickt, damit sich die Sängerinnen und Sänger diese am Ostersonntag und am Heiligabend wenigsten - wenn sie schon nicht in der Kirche gemeinsam gesungen werden konnten - zu Hause anhören konnten. „Und im Sommer 2020 haben wir uns immer donnerstags, wenn eigentlich die Proben gewesen wären, in Lokalen im Freien getroffen - alle, die konnten, waren immer gerne dabei“, berichtet Claudia Müller von den Corona-Aktivitäten ihres Chores, „außerdem hat der Vorstand dieses Jahr an alle Aktiven einen kleinen Frühlingsgruß - ein blühendes Stiefmütterchen - verteilt.“ Wie gut dies angekommen ist, hat ein Chormitglied mit folgenden Worten an den Vorstand zurückgemeldet: "Das war eine sehr schöne Geste zu Ostern und auch ein Zeichen dafür, dass unser Chor noch lebt!"

Auch die Tatsache, dass der Chor jeden Sonntag über WhatsApp das „Wort zum Sonntag“ des in Eddersheim geborenen Pfarrers Hans-Walter Barthenheier, der nun in Montabaur eine Gemeinde hat und der auf YouTube sehr aktiv ist, erhält, festigte den Zusammenhalt in der sonst so „stimmlosen“ Zeit.

„Da die Außengastronomie nun ja wieder geöffnet hat, hoffen wir, dass wir uns demnächst wieder einmal alle persönlich treffen können - vielleicht sind ja sogar im Herbst wieder Proben möglich“, meint Claudia Müller, „und ein bisschen darf man ja hoffen, dass vielleicht in diesem Jahr unsere traditionelle Adventsmusik endlich wieder stattfinden kann.“

Schwierige Proben auf Distanz

Auch dem Eddersheimer Evangelischen Gemeindechor macht die lange „gesanglose“ Zeit zu schaffen. „Im letzten Jahr haben wir nach den Sommerferien auch ein paar wenige Open-Air-Chorproben im Alten Posthof in Hattersheim abgehalten“, erzählen Petra Wächter und Esther Hock, „das war zwar schön, uns dort wiederzusehen und insbesondere unsere Lieblingslieder gemeinsam zu singen, mit einer traditionellen Chorprobe hatte das jedoch leider wenig zu tun. Wenn man in drei Meter Entfernung zur nächsten Stimme singt, hört man fast nur die eigene Stimme und der gemeinsame Klang kommt nicht richtig an.“ Chorleiterin Esther Hock saß noch weiter weg, wegen der ungewöhnlichen Akustik war es für sie als Dirigentin sehr schwierig einen Stimmgruppenklang zu hören oder einen Gruppenklang zu schaffen. „Und nach kurzer Zeit hat uns dann die Witterung und die früh einsetzende Dunkelheit auch diese Möglichkeit des gemeinsamen Singens verwehrt“, erzählt Petra Wächter, „aber wir versuchen, unsere Chorgemeinschaft durch die Chor-WhatsApp-Gruppe weiter am Laufen zu halten, in dem wir uns ab und an Nachrichten schreiben, Geburtstagsgrüße verschicken, aufmunternde Worte oder Botschaften senden und natürlich auch Liedvorschläge machen.“

Esther Hock und Petra Wächter hoffen, dass die Corona-Lage es „vielleicht demnächst wieder möglich macht, dass wir wieder gemeinsam Singen können, im Idealfall durch die 3 Gs, bestenfalls in einem Raum, der den Klang bündelt“. Dabei würden sie sich natürlich „in aller erster Linie“ freuen, „uns alle wiederzusehen“. „Dies würden wir auf jeden Fall mit ein paar Gläschen Sekt feiern“, sind sich die beiden sicher - sie wissen aber auch, dass der Chor es mit den Proben langsam angehen muss: „Nach dieser langen Zeit ohne Singen würden wir zuerst unsere Stimme wieder trainieren müssen.“

Auch die SängerInnen des Evangelischen Chores hoffen auf die Adventszeit: „Vielleicht wäre ein Auftritt gegen Weihnachten in einem Gottesdienst denkbar?“ Der Gedanke wird gleich wieder relativiert, zu viele Hoffnungen, die dann wieder enttäuscht werden, möchte man sich nicht machen: „Man kann es sich fast nicht mehr vorstellen. Aber irgendwann werden wir wieder ein fröhliches Frühlingskonzert, ein rauschendes Sommer-Konzert oder ein besinnliches Herbst-Konzert veranstalten. Darauf freuen wir uns schon jetzt!“

Vorfreude auf gemeinsames Singen

Auch im größten Eddersheimer Chor, dem Gesangverein Liederkranz Eddersheim, wartet man ungeduldig darauf wieder loslegen zu können. Der Gesangverein Liederkranz besteht aus dem Gemischten Chor, dem Chor „Gospel4Fun“, den Kinderchören „Liederkränzchen“ und „Zwergenchor“, außerdem ist er der Heimatverein der Tanzgruppen „Sweetie Stars“ und „Candy Girls“ und noch dazu der Veranstalter der Eddersheimer „Kümmeldrescher-Fastnacht“.

Nach Auskunft des Ersten Vorsitzenden Harry Bartels hatte der Gemischte Chor des Liederkranzes seit dem letzten Sommer keine Proben mehr, stattdessen haben sich die SängerInnen in einer Gaststätte am Mainufer getroffen. Außerdem hält Bartels auch telefonischen Kontakt zu den Chormitgliedern. „Online-Singstunden funktionieren bei uns nicht, weil bei uns weder das technische Knowhow noch die Ausrüstung dazu da ist, und es würde sicher auch am Umgang damit hapern. Aber wir fiebern alle schon sehr den gemeinsamen Singstunden entgegen,“ versichert der Erste Vorsitzende des Liederkranzes, „und die Treffen in der Gaststätte werden wir demnächst auch wieder starten.“

Auch bei „Gospel4fun“ hätten sich Online Chorproben schwierig gestaltet, weshalb man darauf verzichtet hat. „Proben im Freien sind in Eddersheim nach Rücksprache mit der Stadt leider nicht möglich, weil dadurch die Anwohner vor dem Begegnungshaus und auch an den Mainwiesen belästigt werden würden. Proben im Posthof in Hattersheim sind wegen des Transports des Klaviers und der Stühle schwierig“, erzählt Heidi Gärtner, die Zweite Vorsitzende des Liederkranzes, „leider hat die Musikschule in Hattersheim auch kein Leihklavier. Die Nutzung des Schulhofs in Eddersheim für Chorproben wurde auch abgelehnt. Aber der Vorstand trifft sich Anfang des Monats zum Gedankenaustausch und zur weiteren Planung wieder vor dem Begegnungshaus.“

Auch die Kinderchöre „Liederkränzchen“ und „Zwergenchor“ hatten seit März 2020 keine Proben mehr. „Etliche Kinder sind daher nicht mehr dabei“, bedauert Heidi Gärtner, „wir hoffen aber nach den Ferien erneut durchzustarten.“

Die Kindertanzgruppe "Sweetie Stars“ hatte kein Training seit Herbst 2020. „Aber seit letzter Woche läuft unsere Anfrage bei der Stadt Hattersheim, wann das Begegnungshaus wieder genutzt werden kann“, erklärt die Zweite Vorsitzende, „und wenn dort wieder trainiert werden kann, dann freuen sich alle auf den Start.“

Die „Candy Girls“ führen regelmäßig Online-Treffen und -Trainings durch, so bereiten sich die älteren Tänzerinnen, die ihre Proben und ihre Choreographie in Eigenregie auf die Beine stellen, schon auf die nächste Fastnachts-Saison vor.

„Wir Kümmeldrescher freuen uns ebenfalls auf die kommende Saison und zählen natürlich fest auf die nächste Kümmeldreschersitzung, auch wenn diese vielleicht noch in einer etwas anderen Form stattfinden muss“, erklärt Heidi Gärtner – wie das aussehen könnte, darüber haben sich die Kümmeldrescher rund um Birgit Bartels schon so einige Gedanken gemacht, die aber natürlich an dieser Stelle noch nicht verraten werden.

„Wir sind jedenfalls zuversichtlich, dass durch die Lockerungen bald auch der Chorgesang wieder 'normal' stattfinden kann“, sind sich die Eddersheimer Liederkranz-SängerInnen einig, „und planen spätestens im Frühherbst wieder starten zu können.“

Da freuen sich schon alle sehr drauf - Hattersheim ist mit seinem vielfältigen Chorgesang nämlich noch viel schöner, als es ohnehin schon ist!

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