Diebstahl und Vandalismus auf dem Hattersheimer Friedhof

Bronzefiguren von Grabsteinen gerisssen, Lampen auf Gräbern umgetreten

Der Schaden am Grabstein ist gut zu erkennen: Inmitten des Kreuzes sieht man die Stelle, an der das gestohlene Jesuskreuz ursprünglich verankert war.

Schon aus einiger Entfernung ist der ärgerliche Schaden an den Gräbern der Familie von Annegrete Hillebrand auf dem Hattersheimer Friedhof zu erkennen: "Da sehen Sie doch schon, dass der Herrgott fehlt", stellte die Hattersheimer Unternehmerin bei einer Ortsbegehung im Gespräch mit dieser Zeitung betrübt fest.

Ursprünglich sei ihr der Schaden gar nicht direkt ins Auge gesprungen. Erst als sie nach der Grabpflege am Sonntag, 30. Oktober, noch einmal einen prüfenden Blick auf die beiden Gräber warf, fiel ihr das Fehlen der bronzenen Jesusfiguren an den Grabsteinen auf. Inmitten der Kreuze auf den Steinen sind noch gut die Schäden an den Verankerungen zu erkennen, aus denen die Bronzefiguren gewaltsam herausgerissen wurden.

Leider handelt es sich dabei nicht um die einzigen Gräber auf dem Friedhof an der Mainzer Landstraße, die in letzter Zeit auf diese Art und Weise von Dieben geschändet worden sind. Auf einem benachbarten Grab konnte Annegrete Hillebrand einen weiteren Tatort präsentieren, auf dem die Täter bei ihrem verbrecherischen und respektlosen Tun das dortige Jesuskreuz nachhaltig verbogen haben.

Auf der letzten Ruhestätte ihrer Eltern sind die Grabräuber auch auf die Lampe am Boden getreten, berichtet sie - jene Lampe, von der im letzten Jahr bereits der Messingkopf gestohlen wurde. "Jetzt ist die Lampe nicht mehr fest und eine Scheibe ist kaputt", stellt sie schwermütig fest. Annegrete Hillebrand hat deshalb bereits einen Steinmetz um einen Kostenvoranschlag für die Reparatur der zahlreichen Schäden an den Gräbern ihres verstorbenen Ehemannes und ihrer Eltern gebeten. Das Ergebnis: Die Wiederherstellung eines gepflegten und ansehnlichen Anblicks der Gräber würde sie eine vierstellige Summe kosten, allein für die Jesusfigur würden 1.800 Euro anfallen. Ein Preis, den sich die 84-Jährige kaum leisten kann - und da sie und ihre Angehörigen es leider ohnehin als wahrscheinlich erachten, dass auch die nächste Figur wieder gestohlen werden würde, hat sie sich schweren Herzens gegen die Investition in einen gleichwertigen Ersatz entschieden. Sie will nun erörtern, ob man die Jesusfigur aus einem anderen, günstigeren Material wie Plastik herstellen und am Grabstein anbringen könnte, so dass sie weniger attraktiv für Langfinger ist. "Ganz ohne die kann ich nicht leben", stellt Annegrete Hillebrand entschlossen in Bezug auf die ihr so wichtige Figur fest.

Diebstähle häufen sich

Von derartigen Geschehnissen hat die Hattersheimerin in letzter Zeit immer häufiger gehört. Im vergangenen Jahr wurden demnach auf dem Friedhof Kupferdächer abgestochen, ebenso auf dem Okrifteler Friedhof an den dortigen Urnenstelen.

Im Gespräch mit dem Friedhofsvorarbeiter Ralf Reuter hat Annegrete Hillebrand erfahren, dass man den Friedhof zur Diebstahlsprävention nicht einfach abschließen könne. "Dann steigen die über die Zäune", erkennt auch sie an - und gleichzeitig könnten Trauernde und Hinterbliebene nicht mehr so leicht an die Gräber ihrer Lieben.

In der vergangenen Woche hat sie schließlich Anzeige bei der Polizeidienststelle in Hofheim erstattet. Zufrieden berichtet sie, dass kurze Zeit später zwei nette Polizisten zu ihr in den Laden in der Hauptstraße 20 gekommen sind, um sich über die Geschehnisse zu informieren. Zudem haben sie sich von Annegrete Hillebrand die Tatorte auf dem Friedhof zeigen lassen und veranlasst, dass die Stadt die Eigentümer der Grabstätten über die Schäden und Diebstähle informiert.

Insgesamt wurden allein am letzten Oktoberwochenende auf dem Hattersheimer Friedhof vier Kreuze im Gesamtwert von 3.600 Euro entwendet. Ermittlungsergebnisse liegen bislang nicht vor, die Polizei bittet Zeugen um Hinweise unter Telefon 06192/2079-0.

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