Fußballgruppe „Zurück ins Leben“

Weihnachtsfeier der inklusiven Trainingsgruppe mit vielen Gästen am letzten Sonntag im Vereinsheim des FC Germania Okriftel

Fröhliche Weihnachtsfeier der Fußballgruppe „Zurück ins Leben“.

Bei der Fußballgruppe „Zurück ins Leben“ des FC Germania 1911 Okriftel e.V. ist der Name Programm. Die Gruppe wurde im Sommer 2024 gegründet für Kinder und Jugendliche in der Nachsorge einer Krebserkrankung oder mit anderen chronischen Erkrankungen. Auch deren Geschwister werden mit aufgenommen. Der Fokus liegt hier auf Spaß am Fußball, Freude an der Bewegung und Erleben von Gemeinschaft mit anderen Kindern. Gerade diese Punkte kommen in den oft langwierigen Behandlungen der Kinder viel zu kurz und müssen erst langsam wieder „erlernt“ werden. Trainiert wird einmal im Monat am Wochenende. Zur Betreuung steht ein hochmotiviertes Team aus zertifizierten Trainern und erfahrenen Therapeuten zur Verfügung.

Bei der Weihnachtsfeier standen die vier Jungen, die aktuell in der Gruppe spielen, im Mittelpunkt. Ziel war es, gemeinsam mit der Gruppe, mit den Eltern der Kinder, den Trainern und den Unterstützern eine schöne Zeit zu verbringen. Aber nicht nur das war der Projetleiterin, Miriam Disselkamp, wichtig, sondern sie wollte auch einen Einblick geben in die Trainingsarbeit, in die Motivation zur Gründung der Gruppe und in die vielfältige Unterstützung, die die Gruppe seit Anbeginn ihrer Gründung von allen Seiten erhalten hat. „Ich möchte, dass die Leute wissen, was das ist.“ Dazu hatte sie zahlreiche Gäste geladen. So auch Thorsten Picha, den Inklusionsbeauftragten des Hessischen Fußball-Verbandes. Er berichtete, dass er vor einiger Zeit auf einer Tagung war und man dort darüber nachgedacht hätte, wie man Sport für chronisch erkrankte Kinder anbieten könne. Bei der Recherche stieß er auf das Netzwerk ActiveOncoKids, das Sport- und Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche nach einer Krebserkrankung fördert. Bei der Suche nach einem Verein, der sowohl einen passenden Ort wie auch Trainer anbieten konnte, stieß er dann auf den FC Germania Okriftel und nahm hier Kontakt zu Miriam Disselkamp auf. Für Miriam, die seit etwa fünf Jahren in Eddersheim wohnt, ist dieses Projekt ihr „Herzensprojekt“. Sie wird bei der Organisation tatkräftig von Monika Sandner unterstützt, die ihren Mann Peter Sandner gleich als Trainer verpflichtet hat. Weiter gehören Birgit Menzel, Michael Müller und Sabrina Pittlik zum Team.

Als Moderator für die Weihnachtsfeier hatte Miriam Disselkamp Mirko Morbitzer gewinnen können. Er hat Fußballerfahrung, ist aber nicht im Okrifteler Verein, sondern wurde durch verwandtschaftliche Beziehungen für den Nachmittag gewonnen. Er stellte Mirjam Dieckelmann vor, die bei der Sporttherapie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Frankfurt arbeitet. Sie äußerte sich sehr begeistert über das Projekt. „Normalerweise lerne ich die Kinder nur in der Klinik kennen, dort, wo sie eine sehr schwere, belastende Zeit durchmachen. Umso mehr freue ich mich, hier die Kinder so froh und munter zu sehen.“ Auch Karen Arnold vom Verein „Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt“ wurde herzlich begrüßt und von Morbitzer vorgestellt. Sie ist Diplom-Psychologin und beschäftigt sich mit der Beratung und Nachsorge nach einer Krebserkrankung bei Kindern. Sie war ebenfalls begeistert von dem tollen Angebot, das es in der Fußballgruppe „Zurück ins Leben“ gibt. Sie ist sicher, dass im Laufe der Zeit noch viele Kinder dazukommen werden. Sie erklärte, dass es im Großraum Frankfurt jährlich etwa 120 Kinder gäbe, die durch ihren Verein betreut würden.

Vier fußballbegeisterte Jungen

Nun zu den Hauptpersonen der Gruppe, den Fußballspielern. Bjarne, elf Jahre, ist momentan der älteste in der Gruppe. Er kam mit seiner Mutter und seiner 13-jährigen Schwester Ava zur Weihnachtsfeier. Die Familie lebt in Bornheim. Beim Fußballspiel liebt er den Angriff. Mirko Morbitzer interviewte ihn und seine Schwester. Wie Bjarne das Training gefalle, wollte Morbitzer wissen: „Cool, es macht viel Spaß. Mehr fällt mir nicht ein“, war die knappe, aber genaue Antwort. Ava, die beim Training zugeschaut hatte, fügte hinzu, dass sie gesehen habe, wie viel Spaß das Training ihrem Bruder mache. „Und es war ganz toll, als er ein Tor geschossen hat.“ Mirko Morbitzer scheute sich nicht, auch die Krankheit von Bjarne zu thematisieren. Er wollte wissen, wie die beiden Geschwister sich gefühlt hätten, als vor zwei Jahren die Nachricht kam, dass Bjarnes Tumor weg sei. „Ich habe eine große Erleichterung gespürt“, erklärte Ava, „ich habe mir immer große Sorgen gemacht, wenn es Bjarne nicht gut ging.“ „Ich war sehr froh, dass der Tumor nicht wächst und ich ein ganz normales Leben führen kann“, ergänzte Bjarne. Ihm helfe es zu wissen, dass seine Schwester für ihn da sei. Für 2025 hat Bjarne keine großen Wünsche. Ava freut sich auf den Urlaub und darauf, Zeit mit der Familie zu verbringen. Bjarne hat auch vor seiner Krankheit schon Fußball gespielt, ist also unter diesem Aspekt schon ein „alter Hase“.

Nicola, acht Jahre, der sich mit den Worten „ich bin gut im Tor“ vorstellte, hat in der Gruppe „Zurück ins Leben“ vor einem halben Jahr seine Fußballkarriere begonnen. Er kommt aus Bockenheim und war mit seinen Eltern bei der Weihnachtsfeier. Nicola sei ein wahres Energiebündel und brauche viel Bewegung, berichtete sein Vater. Das Fußballspielen liebe er sehr; am Tag des Trainings dürfe auf keinen Fall etwas dazwischenkommen. Auch Nicola sei seit einiger Zeit tumorfrei, müsse aber in der Nachsorge noch alle drei Monate zum Check-up, was CTs und aufwendige Untersuchungen bedeute. Dieses akzeptiere er gut, wenn er ausreichend darauf vorbereitet sei, berichtete seine Mutter.

Die Brüder Sydney, sechs Jahre, und Austin, zehn Jahre, spielen ebenfalls begeistert Fußball in der Gruppe. Zum Training werden sie von ihrer Mutter gebracht. Die Familie kommt aus Darmstadt. Sydney hatte Leukämie, die aber dank einer Knochenmarksspende von Austin geheilt werden konnte. Die Mutter berichtete, dass es für Austin selbstverständlich gewesen sei, seinem Bruder zu helfen. So genießen beide nun die unbeschwerte Zeit beim Training. Gerade für Sydney sei der soziale Umgang mit anderen Kindern wichtig, da er während der langen Zeit im Krankenhaus völlig von sozialen Kontakten isoliert gewesen sei, erzählte seine Mutter. Auch deswegen habe man sich entschlossen, Sydney im nächsten Jahr noch nicht einzuschulen, sondern ihm eine unbeschwerte Zeit im Kindergarten zu ermöglichen.

Die vier Jungen waren fröhlich bei der Weihnachtfeier dabei und freuten sich riesig über ihre Geschenke. Für jeden gab es eine rote Sporttasche mit Trikots und Trainingsanzug. Auch die Eltern genossen den unbeschwerten Nachmittag sehr.

Sponsoren

Stellvertretend für die Sponsoren der Fußballgruppe sprach Claus Cromm ein Grußwort. Er vertritt die Jubiläumsstiftung der Volksbank Höchst, die durch Spenden die Seniorenhilfe und den Kinder- und Jugendsport unterstützt. Er freute sich sehr, zu sehen, wie sinnvoll die Gelder in der Fußballgruppe „Zurück ins Leben“ eingesetzt werden. Als besonderes „Geschenk“ hatte er eine Einladung an die Gruppe mitgebracht, im nächsten Jahr beim Höchster Schlossfest einen Stand zu machen oder am Stand der Stiftung mitzuhelfen.

Monika Sandner war es wichtig zu erwähnen, dass der 1. Vorsitzende des FC Germania Okriftel, Jörg Duchatsch, es geschafft habe, dass die Fußballgruppe „Zurück ins Leben“ beim Trading Charity an der Börse Frankfurt berücksichtigt wurde. Bei dieser Aktion werden unter dem Motto „Handeln und Helfen“ alle Transaktions- und Handelsentgelte, die am 6. Dezember am Börsenplatz Frankfurt erwirtschaftet wurden, an gemeinnützige Organisationen gespendet.

Miriam Disselkamp bedankte sich nochmals bei allen Sponsoren, dass auch sie das Projekt zu ihrer eigenen Herzensangelegenheit gemacht haben.

Unterstützung durch das Jugendparlament Hattersheim

Die beiden Vertreter des Jugendparlaments Hattersheim, Smilla Ursinus und Lukas Keil, mussten sich am Sonntag lange gedulden, bis sie ihre Reden halten konnten. Auch die Beauftragte für das Jugendparlament, Anna Bode, und Schirmherrin Myriam Jung waren anwesend. Smilla erklärte, dass in das Jugendparlament der Stadt Schüler und Schülerinnen aus den Klassen 5 bis 13 gewählt werden. Das Jugendparlament beschäftige sich mit Anliegen in der Stadt, Sorgen und Problemen der Menschen und mit dem Umweltschutz. „Das Projekt 'Zurück ins Leben' ist megacool, wir waren berührt und total geflasht, als wir davon hörten“, berichtete Smilla. Lukas fügte hinzu, dass alle sofort „Feuer und Flamme“ für das Projekt gewesen seien. „Ja, so soll Integration laufen“, sagte er, „die Kinder der Fußballgruppe haben die Unterstützung und Wertschätzung von einer großen Community und großartige Chancen verdient.“ Das Jugendparlament hatte entschieden, vom Budget 1.250 Euro für die Fußballgruppe zu spenden. Der mitgebrachte Scheck wurde unter großem Beifall überreicht.

Bürgermeister Klaus Schindling hatte es sich nicht nehmen lassen, trotz engem Zeitplan wegen einer Reise nach Paris, bei der Weihnachtsfeier der Fußballgruppe vorbeizuschauen. „Das Projekt ist eine ganz fantastische Sache. Es gibt den tapferen und mutigen Kindern eine Perspektive“, freute er sich. Seine Begeisterung war ansteckend.

Ein gemeinsames Foto mit allen Beteiligten an der schönen Weihnachtsfeier beendete den „offiziellen“ Teil. Da für das Foto das Flutlicht am Fußballplatz angeschaltet wurde, konnten die Jungen der Fußballgruppe gleich den Platz belegen und ein wenig kicken, was ihnen nach dem langen Stillsitzen sichtlich guttat. In guter Stimmung genossen alle die Pizza, die die Stadt Hattersheim spendiert hatte.

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