Vor sieben Jahren wurde Hattersheim in das bundesweite Programm KOMPASS aufgenommen. KOMPASS steht für "KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel" und wurde 2017 initiiert. Es handelt sich dabei um ein Angebot des Hessischen Innenministeriums für Städte und Gemeinden oder auch Stadtteile, mit dem diese in Zusammenarbeit mit den relevanten gesellschaftlichen Akteuren und dem Land ihre Sicherheitsarchitektur gezielt weiterentwickeln können, um insbesondere die "gefühlte Sicherheitslage" zu verbessern. Auf Grundlage einer Bestandsaufnahme bestehender Präventionsangebote und der Sicherheitslage sowie einer Bürgerbefragung sollen konkrete Lösungsvorschläge für die Sicherheitsbedarfe vor Ort erarbeitet werden. Seit 2018 hat Hattersheim nun gemeinsam mit der Polizei und den Bürgerinnen und Bürgern Problembereiche identifiziert und passgenaue Sicherheitsmaßnahmen entwickelt.
Objektive und gefühlte Sicherheitslage
Polizeipräsident Felix Paschek vom Polizeipräsidium Westhessen blickte zufrieden auf die bislang geschaffenen polizeilichen Strukturen und die Sicherheitslage in Hattersheim. Die Kernaufgabe der Polizei sei die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit, aber es sei auch Telil der Wahrheit, dass man nicht überall gleichzeitig sein kann. Deshalb sei die Aufgabenteilung mit kommunalen Aufgabenträgern unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger so wichtig.
Hattersheim war diesbezüglich schon immer aktiv, so Paschek. Seit 1998 gibt es hier beispielsweise einen Präventionsrat. Und auch die kriminalstatistischen Zahlen sprechen für eine relativ hohe Sicherheit in der Stadt: Im Jahre 2023 gab es in Hattersheim 1.387 Straftaten, eine erfreulich niedrige Zahl. Und auch die Häufigkeitszahlen in Relation zur Einwohnerzahl liege deutlich sowohl unter dem hessischen, als auch dem bundesweiten Durchschnitt.
Der Polizeipräsident wies aber auch darauf hin, dass in diese Statistiken nur Fälle einfließen, die der Polizei tatsächlich bekannt geworden sind. Beim Themenfeld der Häuslichen Gewalt geht man beispielsweise von einer hohen Dunkelziffer von über 80 Prozent aus.
In den letzten Jahren ging die Schere zwischen der objektiven Lage und der "gefühlten Sicherheit" stärker auseinander. Letztere hat auch Auswirkungen auf die objektive Lage, so Paschek: Wer sich nicht sicher fühlt, der geht weniger oder gar nicht raus. Und wenn sich weniger Menschen in der Öffentlichkeit aufhalten, dann begünstigt dies auch die Entstehung von Kriminalität.
Die umgesetzten Maßnahmen im Einzelnen
- Stadtpolizei:Die Stadtpolizei hat einen personellen Zuwachs erfahren und wurde von eingangs von vier (2018) auf acht (2024) Ordnungspolizeibeamtinnen und -beamten aufgestockt.
- Verkehrssicherheit:Ein besonderes Augenmerk wurde auf das städtische Mobilitätskonzept mit den Kontrolltätigkeiten im ruhenden und fließenden Verkehr, der stetigen Optimierung des Parkraums sowie der Anschaffung einer mobilen kommunaleigenen Geschwindigkeitsüberwachungsanlage mit mittlerweile neun Geschwindigkeitsdisplays gelegt. Zudem wurde eine feste Geschwindigkeitsmessanlage seit der Neugestaltung des kompletten Straßenzuges des Südrings im Jahr 2021 installiert. Dort besteht ein generelles LKW-Verbot und für Anlieger wurde eine alleinige Nutzung erlassen.
- Schutzmann vor Ort: Seit Beginn des Jahres 2021 gibt es einen Schutzmann vor Ort, der als Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizei fungiert. Er steht im direkten Kontakt zur Stadtverwaltung und ist unter anderem auf Fußstreifen anzutreffen und nimmt an diversen Präventionsveranstaltungen teil.
- Seniorinnen und Senioren: Die vielfältigen Veranstaltungen der mittlerweile 13 Sicherheitsberaterinnen und Sicherheitsberater sind bei Seniorinnen und Senioren beliebt und klären unter anderem über gängige Betrugsmaschen rund um Phänomene wie „Falsche Handwerker“, „Enkeltrick“ oder „Schockanruf“ auf.
- Beleuchtung und Sauberkeit: Die Verantwortlichen der Stadt haben in Eddersheim einen Straßenzug auf „smarte Beleuchtung“ (Smart Lighting) mit LED-Technik und Bewegungsmeldern umgerüstet. Die neuen Leuchten sind mit Sensoren ausgestattet, die nur dann die Lichtabstrahlung erhöhen, wenn diese benötigt wird. Ein neuer Lichtmast an der Kreuzung Bahnhofstraße/Volkerstraße im Bereich des Bahnhofs Eddersheim erhöht das Sicherheitsempfinden im Kreuzungsbereich. Zusätzlich zu dem vormals eigenständigen Bauhof Hattersheim wurde ein neuer Wertstoffhof etabliert. Für diesen wurde eigens Personal eingestellt, welches sich auch um illegale Müllablagerungen im Stadtgebiet kümmert. Zur Optimierung des Müllkonzepts werden im Frühjahr weitere Müllbehälter mit einer elektronischen Füllstandsanzeige zum Einsatz kommen. Kampagnen wie „Sauberhaftes Hattersheim“ tragen zur Sensibilisierung in jeder Altersgruppe bei.
- Jugendliche und Heranwachsende: Im Rahmen der Prävention und Förderung von Jugendlichen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Kommune die Personalressourcen von 1,5 auf 2,5 Stellen erhöht. Die Mitarbeitenden fahren alle Stadtteile regelmäßig an und sind mit Jugendlichen und Heranwachsenden beständig im Gespräch, um sich um deren Belange zu kümmern. Zudem wurden wichtige Freizeiteinrichtungen modernisiert: Die Skateranlage „Fly Over“ (2022) sowie eine neue „Calisthenics-Anlage“ (2023) wurden komplett überarbeitet und bieten nun noch mehr Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten.
Erfolgreiche Zusammenarbeit für mehr Sicherheit im Main-Taunus-Kreis
Zur Verleihung des KOMPASS-Sicherheitssiegels führte Innenminister Roman Poseck aus: „Es ist mir eine große Freude, heute der Stadt Hattersheim das KOMPASS-Sicherheitssiegel zu verleihen. Sicherheit hat oberste Priorität. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich in ihrer Stadt sicher fühlen und auch sicher sein. Mit dem KOMPASS-Programm nehmen wir seit Ende 2017 konkret das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger vor Ort in den Blick. Hattersheim hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit der Polizei und den Bürgern Sicherheitsbedarfe identifiziert. Auf dieser Grundlage wurden passgenaue Maßnahmen in der Verkehrssicherheit, Gewaltprävention für Senioren und Jugendlichen sowie für die Beleuchtung und Sauberkeit entwickelt und für ein Mehr an Sicherheit umgesetzt.
KOMPASS-Sicherheitssiegel: Zeichen für verantwortungsvolle Sicherheitsarbeit
Das KOMPASS-Sicherheitssiegel ist ein sichtbares Zeichen für verantwortungsvolles Handeln und nachhaltige Kriminalitätsverhütung. Es ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch ein Ansporn, die Sicherheitsstrategien kontinuierlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Ich möchte allen Beteiligten, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, ausdrücklich danken. Ihr Einsatz und ihre Expertise haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das KOMPASS-Programm so erfolgreich umgesetzt werden konnte.“
Bürgermeister Klaus Schindling erläuterte anschließend: „Ich freue mich sehr über die Verleihung des KOMPASS-Siegels durch Herrn Staatsminister Prof. Dr. Roman Poseck. Diese Auszeichnung macht mich stolz und bescheinigt uns, dass wir mit unseren intensiven Bemühungen zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls in Hattersheim am Main auf dem richtigen Weg sind. Mir ist es sehr wichtig, dass sich die Hattersheimerinnen und Hattersheimer sicher fühlen können. Das Siegel ist für uns Auftrag und Verantwortung zugleich, diese präventive Arbeit konsequent fortzusetzen, in dem wir weitere Optimierungspotenziale im Austausch mit der Bevölkerung aufdecken und diese entsprechend umsetzen.“
Mit der Verleihung des Sicherheitssiegels ist die Präventionsarbeit in Hattersheim nicht abgeschlossen, sondern nimmt vielmehr weiter Fahrt auf. Der Abschluss des barrierefreien Neubaus des Bahnhofs in Hattersheim ist nach Auskunft der Deutschen Bahn für 2027 in Aussicht gestellt. Überschneidend soll auch das Projekt „Elektronische Stellwerkstechnik Flörsheim“ für mehr Sicherheit bei Fußgängern und Radfahrern am Eddersheimer Bahnhof sorgen.