Im Rahmen des Jubiläums „880 Jahre Eddersheim“ fand am Sonntag, 31. August, ein außergewöhnliches Event statt. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main lud zu zwei exklusiven Führungen durch das Kraftwerk an der Eddersheimer Staustufe ein. Bereits im Vorfeld war das Interesse überwältigend – die angebotenen Plätze waren innerhalb kürzester Zeit vergeben. Einmal mehr zeigte sich, wie groß die Neugier und auch die Wertschätzung bezüglich des ortsbildprägenden Bauwerks in Eddersheim sind.
Die Eddersheimer Staustufe mit ihrer 350 Meter langen Doppelschleuse wurde im Zuge der letzten Stauregulierung des Mains in den Jahren 1929 bis 1934 errichtet. Wegen kriegsbedingter Geld- und Rohstoffknappheit konnte das Wasserkraftwerk erst 1941 vollendet werden. Entlang der Mönchhof- und Kraftwerkstraße entstand ab 1928 darüber hinaus eine Wohnkolonie für die Bediensteten der Schleuse und des Kraftwerkes. Staustufe wie Siedlung sind heute denkmalgeschützt und stellen herausragende Zeugnisse der Industriekultur dar.
Unter fachkundiger Leitung von Herbert Jungfer, Leiter der Wasserkraftwerke in Eddersheim und Griesheim, erhielten die Teilnehmenden spannende Einblicke in die Funktionsweise und Geschichte des Bauwerks, aber auch in die Bedeutung des Mains als Schifffahrtsweg. Unterstützt wurde Jungfer dabei durch seinen Kollegen Maximilian Berger. Mit viel Leidenschaft und großem Fachwissen erklärte die Kraftwerksleitung, der lauten Geräuschkulisse trotzend, die Bedeutung der Anlage für die regionale Energieversorgung: Ganze 8.000 Haushalte kann der in Eddersheim produzierte Strom jährlich versorgen. Auch das Thema Klima- und Umweltschutz griff Jungfer auf. Dabei wurde deutlich, dass die Staustufe mit Wasserkraftwerk nicht nur ein architektonisches und technisches Meisterwerk ist, sondern auch ein Symbol für Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung sein kann.
Neben den Vorteilen – wie der zuverlässigen, klimafreundlichen Energieerzeugung und der wichtigen Rolle im Energiemix – wurde durch Herbert Jungfer auch auf Herausforderungen beim Betrieb von Staustufenanlagen hingewiesen. Hierbei nannte er etwa den Eingriff in den Flusslauf, die Auswirkungen auf die Fischwanderung sowie die Notwendigkeit, ökologische Aspekte stärker zu berücksichtigen.
So gäbe es etwa eine langfristig angelegte Studie, um die Wanderung der Fische mainaufwärts und -abwärts zu erforschen; auch die Eddersheimer Staustufe spiele hierbei eine wichtige Rolle. Man versuche auf diese Weise, die negativen Auswirkungen der Stauregulierung immer weiter zu reduzieren.
Besonders eindrucksvoll war für viele Gäste der Blick auf beziehungsweise unter die großen Turbinen – ein Ort, der sonst der Öffentlichkeit verborgen bleibt. Zahlreiche Fragen zeigten, wie groß das Interesse an der Technik ist: „Es ist faszinierend zu sehen, welcher Erfindergeist hinter so einem Bauwerk steckt; wie Menschen die uralte Technik – die Kraft des Wassers zu nutzen – zur Umwandlung in Strom weiterentwickelt haben“, berichtete eine begeisterte Besucherin.
Auch Hattersheims Kulturdezernentin Heike Seibert äußerte sich anerkennend: „Das Kraftwerk ist ein bedeutendes Beispiel dafür, wie regionale Energieversorgung nachhaltig gestaltet werden kann. Gleichzeitig zeigt sich hier, dass wir immer auch die ökologischen Auswirkungen im Blick behalten müssen. Solche Führungen sind wertvoll, weil sie Wissen vermitteln und zu Diskussionen anregen. Es ist großartig, dass wir im Rahmen unseres Stadtteiljubiläums einen so wertvollen Einblick erhalten durften. Mein besonderer Dank gilt Herbert Jungfer und Maximilian Berger, die mit großem Engagement und ausgewiesener Fachkenntnis durch die Anlage geführt haben.“
Der Dank der Organisatoren gilt auch dem Team der Öffentlichkeitsarbeit des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Main, welches diesen außergewöhnlichen Blick hinter die Kulissen der Anlage möglich gemacht hat. Die positive Resonanz auf das Angebot macht deutlich, dass die lokale Industriekultur und das Thema Energie-gewinnung in der Bevölkerung auf großes Interesse stoßen. Die Mitarbeiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes stellten in Aussicht, alsbald wieder einmal die Türen des Eddersheimer Kraftwerks für interessiertes Publikum zu öffnen.
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