Kampf der Tigermücke

Pilotprojekt KomBAT in Eddersheim: Kommunale Bekämpfung der Asiatischen Stechmückenart von Juni bis Oktober

Eine weibliche Asiatische Tigermücke beim Stich.

Im Zuge der Globalisierung landen nicht nur gezielt bestellte Waren oder (Handels-)Reisende in Hessen: Auch die Asiatische Tigermücke, eine aus Südostasien stammende Stechmückenart, machte sich den internationalen Reise- und Handelsverkehr zunutze und wurde auch schon vereinzelt im Main-Taunus-Kreis entdeckt - und das ist leider nicht ganz ungefährlich. Das Insekt gilt nämlich als ausgesprochen "vektorkompetent", sprich: es kann potenziell als Überträger von tropischen Krankheitserregern von Mensch zu Mensch fungieren, wie zum Beispiel Dengue-, Zika- Chikungunya- und West-Nil-Viren. Viren, an denen man mit Sicherheit nicht erkranken möchte. Das ist zwar bislang auch in Hessen noch nicht geschehen - aber das Potenzial ist leider bekannt und kann nicht wegdiskutiert werden. Und dank des Klimawandels steigt die Wahrscheinlichkeit von Krankheitsübertragungen auf diesem Wege im Angesicht steigender Temperaturen. Deshalb ist es empfehlenswert, gezielte Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung der Asiatischen Tigermücke in unseren Breitengraden frühzeitig anzugehen.

Auftauchen in Eddersheim 2022

Im vergangenen Jahr wurde die Präsenz der Asiatischen Tigermücke auch erstmals in Eddersheim nachgewiesen. Ein nicht zu unterschätzender Dammbruch: Im benachbarten Flörsheim wurde schon 2021 erstmals die Asiatische Tigermücke entdeckt. Nur ein Jahr später konnte dort bereits eine stattliche Population verifiziert werden: 400 Exemplare zählte man dort bereits zu diesem Zeitpunkt.

Dass eine solche Mücke tatsächlich ein tropisches Virus in Eddersheim und Umgebung von Mensch zu Mensch transportiert, ist glücklicherweise noch relativ unwahrscheinlich, da es hier einfach kaum Infizierte gibt, von denen eine solche Ansteckung ausgehen kann. Das zuständige Gesundheitsamt konnte beispielsweise in diesem Jahr bislang gerade einmal drei Fälle von Dengue-Fieber nachweisen. Dies ist sicher einer der Hauptgründe dafür, dass die Asiatische Tigermücke bislang in Deutschland noch in keinem Fall eine Krankheit erfolgreich und nachweisbar übertragen konnte. Aber auch hier kann die in der Spätphase der Pandemie wieder zunehmende Reisefreudigkeit der Bürgerinnen und Bürger dieses Risiko in nennenswertem Maße erhöhen.

Pilot-Projekt läuft seit dem 12. Juni

Das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) rief als Reaktion auf die unerwünschte Ausbreitung des Insekts das Pilot-Projekt zur „Kommunalen Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke (KomBAT) ins Leben. Jenes Projekt wurde im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung am 1. Juni im Begegnungszentrum Eddersheim der hiesigen Bevölkerung vorgestellt. Um die Gesundheitsrisiken so gering wie möglich zu halten, sind Schritte zur Vorbeugung, Überwachung und Bekämpfung der Asiatischen Tigermücke dringend notwendig, die Verbreitung der Stechmückenart in Hattersheim gilt es zu kontrollieren und möglichst zu verhindern.

Im Rahmen des KomBAT-Projekts wird seit dem 12. Juni in einem ausgewählten Eddersheimer Areal das tropische Insekt im Zeitraum von Juni bis Oktober bekämpft. Im Fundgebiet der "Eddersheimer Tigermücke" im vergangenen Jahr, um die Ecke Ankerstraße / Gundhofstraße, nahe des dortigen Kleingartenvereins Eddersheim 1978 e.V., will man nun angedachte Bekämpfungsmaßnahmen ausprobieren und auf deren Wirksamkeit hin prüfen. Im Zwei-Wochen-Rhythmus sollen, nach individueller Vereinbarung, ausgewählte Grundstück begangen werden, um mögliche Brutstätten im Garten und auf Balkonen im ersten Stock zu identifizieren.

Hierzu wird an Stellen, die als Brutstätten geeignet sind, der biologische Bekämpfungsstoff „Bti“ aufgetragen. Dieser biologisch abbaubare Stoff ist nur tödlich für die Larven weniger Mückenarten. Weder andere Tiere noch Menschen seien in irgendeiner Weise gefährdet. Mit „Bti“ werden seit mehr als 40 Jahren weltweit Stechmücken bekämpft.

Sollten diese Brutstätten nicht beseitigt werden können, werden sie mit einem biologischen Wirkstoff behandelt. Er ist nach Angaben des Landesamtes für andere Tierarten und auch den Menschen ungefährlich. Das eingesetzte Mittel ist ein so genanntes Larvizid, das komplett biologisch abbaubar und sowohl für die Natur als auch für Mensch und Tier ungefährlich ist.

Die angeschriebenen Anwohnerinnen und Anwohner werden gebeten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Zutritt für diese wichtige Arbeit zu gestatten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich selbstverständlich ausweisen, Kosten entstehen für die Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer nicht. Mit seiner Kooperation leiste man einen wesentlichen Beitrag zum Gesundheitsschutz nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Nachbarinnen und Nachbarn, heißt es im Schreiben des Hessischen Landesamtes für Gesundheit und Pflege, in Zusammenarbeit mit dem Main-Taunus-Kreis und der Stadt Hattersheim am Main. Die Anwohnerinnen und Anwohner müssen dafür nicht ständig anwesend sein. Wer nicht angetroffen wird, wird mit einem Schreiben informiert und kann einen individuellen Termin vereinbaren.

Hattersheims Bürgermeister Klaus Schindling zeigt sich überzeugt, „dass diese frühzeitig anberaumte Maßnahme einen wichtigen Beitrag leisten wird, um die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke zu begrenzen und damit unsere Bürgerinnen und Bürger vor möglicher Ansteckung mit exotischen Infektionskrankheiten zu schützen.“

Allgemeine Informationen zur Asiatischen Tigermücke

  • Die Asiatische Tigermücke ist 0,5 bis 1 Zentimeter groß und damit kleiner als die meisten heimischen Stechmücken.
  • Sie verfügt über ein auffälliges schwarz-weiß gestreiftes Muster am ganzen Körper.
  • Eine markante weiß-silbrige Linie verläuft über Kopf und Rücken.
  • Die Hinterbeine sind schwarz-weiß geringelt und enden weiß.
  • Die beiden Taster (Palpen) besitzen am vorderen Ende einen weißen Fleck.
  • Die Mücke ist tagaktiv und stechfreudig, fliegt allerdings nur etwa 100 bis 200 Meter weit.
  • Sie lebt vier bis sechs Wochen und legt (mehrmals) insgesamt bis zu 300 Eier ab, bevorzugt direkt oberhalb von kleinen Wasseransammlungen.
  • Zur Eiablage nutzt sie auch künstliche Brutgewässer, beispielsweise Blumentopfuntersetzer,
    Vogeltränken, Plastikverpackungen oder verstopfte Dachrinnen.
  • Die Larven schlüpfen sobald der Wasserspiegel ansteigt und die Eier überflutet werden.
  • Die Eier können Trockenperioden und den Winter überdauern.
  • Abhängig von den Temperaturen können sich in Hessen (Mai bis Oktober) zwischen vier und fünf Tigermückengenerationen entwickeln.
  • Die wärmeliebende Mücke kann sich gerade im Hochsommer massenhaft vermehren.
  • Nur weibliche Individuen stechen Menschen, Säugetiere und Vögel.

Wenn Sie die Asiatische Tigermücke im Main-Taunus-Kreis sehen, melden Sie die Sichtung bitte umgehend an klimaanpassung-muecken[at]hlfgp[dot]de und zusätzlich an gesundheitsamt[at]mtk[dot]org.

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