Dodo – ein Roman in Familiengeschichten

Die Krifteler Autorin Hanna Dunkel spricht über ihren neuen Roman

Hanna Dunkel mit ihrem neusten Roman „Dodo“.
Hanna Dunkel mit ihrem neusten Roman „Dodo“.

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Die Autorin Hanna Dunkel ist in Hamburg geboren, lebt aber seit mehr als 50 Jahren in Kriftel. So ist es sicher korrekt, sie als Krifteler Autorin zu bezeichnen. Im Alter von 40 Jahren begann Hanna Dunkel ein Fernstudium fürs Schreiben. Seitdem können sich ihre Leserinnen und Leser über Märchen, Kurzgeschichten, Gedichte und Romane freuen. Beim Interview mit den Krifteler Nachrichten vor drei Jahren berichtete Hanna Dunkel über die Idee zu ihrem neusten Roman, Dodo, der in diesem Frühjahr erschienen ist. Eine Kostprobe davon präsentierte sie Ende April bei der Lesebühne, die sie seit 2008 für das Kulturforum Kriftel organisiert.

Der Leda-Verlag, der ihre Romane „Mordsache Ulsnis“ und „Sommervogel“ veröffentlicht hat, wurde 2020 vom Gmeiner Verlag übernommen. So suchte sie für ihr neuestes Buch einen anderen Verlag. Dabei zu Hilfe kam ihr Uta Franck von der Kelkheimer Autorengruppe. Franck selbst hatte schon drei Bücher im Ralf Liebe Verlag veröffentlicht. „Ralf Liebe ist ein Drucker aus Leidenschaft, seine Werkstatt gleicht einem arbeitenden Museum“, berichtet Hanna Dunkel. Beim ersten Kontakt im letzten Jahr habe er sie vertröstet, da er zu wenig Zeit habe, sie solle sich im Spätherbst wieder melden. „Als dann im November die Nachricht kam, dass mein Buch vom Verlag angenommen wird, da war das so toll“, erinnert sie sich. Sie bestellte zunächst 50 Exemplare und freute sich, kurze Zeit später ein sehr ansprechendes, nach alter Handwerkskunst mit Fadenheftung und Festeinband hergestelltes Buch in der Hand zu halten. Ralf Liebe hatte den Umschlag selbst gestaltet und dafür das Aquarell „Das große Rasenstück“ von Dürer verwendet. Hellgrün fügte er den Namen „Dodo“ in das Bild verschiedener Gräser ein.

Wer ist Dodo?

Der Name der Protagonistin, Dodo, hat nichts mit dem ausgestorbenen Vogel auf der Insel Mauritius zu tun, nein, er rührt daher, dass die kleine Schwester Dodos eigentlichen Namen Dorothea nicht aussprechen konnte. Dodo wuchs in Hamburg auf. Bei einer Fahrt nach Helgoland lernte sie ihren Mann Pedro kennen, den sie 1965 heiratete. Pedro hatte wenig Interesse an der Gärtnerei seiner Eltern, die sie in Kriftel aufgebaut hatten, einige Zeit, nachdem sie aus Polen vertrieben worden waren. Pedro reizte die Seefahrt und er brachte es bis zum Kapitän. Dodo lebte mit ihren beiden Kindern bei ihren Schwiegereltern in der Nähe des Krifteler Friedhofs. Pedro war leider immer nur kurz zu Hause, auch als sein Vater starb und seine Mutter in ein Heim musste. Die Rahmenhandlung des Buches spielt in der aktuellen Zeit und beginnt damit, dass Dodo die Gärtnerei verkauft hat und wieder in den Norden ziehen möchte. 44 Jahre ist es nun her, dass ihr Mann zu seiner letzten Schifffahrt aufbrach und nicht zurückkam. Dodo hält es aber immer noch für möglich, dass er lebt.

Von den Lesern sei oft die Frage gestellt worden, ob sie selbst Dodo sei, berichtet Hanna Dunkel. „Auch mein Mann wurde schon gefragt, ob er der Pedro sei, da er ja Peter heiße“, fügt sie lachend hinzu. „Nein, es gibt keine lebenden Vorbilder für das Buch. Aber natürlich fließen immer eigene Lebenserfahrungen und eigene Erlebnisse in ein Buch ein.“

Familiengeschichten

Als erläuternden Zusatz zum Titel findet man auf dem Umschlag von Hanna Dunkels Buch den Satz „ein Roman in Familiengeschichten“. „Das war eine Idee des Verlegers, Rolf Liebe“, erläutert Hanna Dunkel. Im Buch wird geschildert, wie in ihrem letzten Sommer in Kriftel Dodo von den Enkeln ihres Bruders besucht wird. Lotte und Laurits aus Oslo („ich habe mir nur ihre Namen und den Wohnort für das Buch entliehen, alles andere ist ausgedacht“) lernen Kriftel kennen. Dabei erzählt Dodo allerlei Geschichten aus der Vergangenheit, beispielsweise von ihrer Oma Bertha und ihren Eltern Josephine und Hein. Bei diesen Erzählungen handelt es sich um überlieferte oder selbst erlebte Begebenheiten aus Hanna Dunkels Familie, also um „Familiengeschichten“. Gerade diese unterschiedlichen Geschichten, ergänzt durch Dodos Erlebnisse während der langen Zeit in Kriftel, machen den Reiz des Buches aus. So ist der Roman abwechslungsreich und spannend genug, dass man ihn in einem Stück lesen möchte. Dabei begleitet man Dodo bei der Reise mit Lotte und Laurits zu ihrem Bruder und fragt sich, wo sie nach dem Sommer schließlich ihre Zelte aufschlagen wird. Wird sie tatsächlich im Norden eine Wohnung finden, bleibt der Nachbarshund Caspar bei ihr, kann sie Pedro vergessen oder wie sieht ihr Schicksal aus? Man kann aber auch ganz langsam mit viel Genuss an das Buch herangehen und die einzelnen Geschichten, wie Kurzgeschichten, für sich alleinstehend lesen und sich daran erfreuen.

Weitere Pläne

Einmal in der Woche ist Hanna Dunkel in der Kelkheimer Autorengruppe aktiv. Diese besteht schon seit 35 Jahren und spielt eine wichtige Rolle in ihrem Autorinnen-Leben. Bei den regelmäßigen Treffen wird von einem Mitglied eine Schreibanregung gegeben. Alle Anwesenden schreiben dann einen Text, der anschließend vorgelesen und von der Gruppe kommentiert wird. Eine ausführlichere Kritik gibt es an den Lektoratsabenden, bei denen über bereits fertige Texte gesprochen wird. „Jeder musste erst lernen mit Kritik umzugehen, das ist nicht so einfach“, erzählt Hanna Dunkel und hebt hervor, wie wichtig diese Gruppe für ihre Entwicklung war und immer noch ist. Seit 2018 ist Hanna Dunkel Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung, weiter ist sie Mitglied bei NordBuch e.V. und in der Gruppe 48. In den Anthologien der Gruppen ist sie regelmäßig mit Geschichten, aber auch Gedichten, vertreten.

Hanna Dunkel liebt nicht nur das Schreiben, sondern erfreut sich auch daran, anderen Menschen vorzulesen. So kann man sie zweimal im Monat im „Haus Mainblick“ in Kelkheim antreffen, wo sie einer kleinen Gruppe von Frauen Texte vorliest, die sie selbst sorgfältig ausgesucht hat.

Treue Leserinnen und Leser von Hanna Dunkels Texten freuen sich sicher zu hören, dass ihr nächster Roman schon in Arbeit ist, sogar schon fast abgeschlossen. Er spielt auf der Ostseeinsel Bornholm, soviel sei jetzt schon verraten.

Das Buch „Dodo“ kann für 20 Euro direkt beim Verlag Ralf Liebe versandkostenfrei bestellt werden. Ebenso ist es über den Buchhandel beziehbar. Weitere Informationen zu Hanna Dunkel findet man auf ihrer Homepage.

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