Vor 27 Jahren fand das erste Mal eine Oldtimer-Ausstellung in Hattersheim statt, die vom ein Jahr zuvor gegründeten Verein scuderia Lufthansa classico organisiert wurde, ein Jahr später konnten die Freunde alter Autos etwa 300 Fahrzeuge in der Stadt bestaunen.
Wie viele rollende alte Schätze am letzten Wochenende in Hattersheim gezählt worden sind, kann man noch nicht genau sagen. „Wir haben alleine heute bis um 12 Uhr 2500 Rosen an Aussteller verteilt – und es kommen ja immer noch Oldtimer an, die einen Stellplatz suchen“, freute sich Detlef Krehl, Kurator und Moderator der Veranstaltung, gegen 14 Uhr. „Sicher hat man in diesem Jahr insgesamt an beiden Tagen mehr als 3000 Fahrzeuge hier bestaunen können!“ Ein Anziehungspunkt für die Oldtimer-Besitzer ist seiner Meinung nach das schöne Ausstellungsgelände rund um den Hattersheimer Weiher und im Posthof. „Heute Morgen habe ich schon um 8 Uhr einen Freund mit seinem VW-Käfer und einem dazu passenden Wohnanhänger ankommen gesehen – er kam so früh, damit er wieder seinen schönen Stellplatz bekommt. Da steht er jetzt mit Freunden in schönem Gelände und ist froh. Man macht die Leute hier einfach glücklich und das ist toll“, begeisterte er sich offensichtlich sehr zufrieden weiter. Dass allerdings wegen des großen Andrangs im Laufe des Sonntags auch „Notparkplätze“ für Oldtimer etwa am Hessendamm oder in den um das Ausstellungsgelände gelegenen Straßen in Anspruch genommen werden mussten und dass der Verkehr in Hattersheim nur sehr langsam fließen konnte, störte niemanden: Man hatte ja überall genug Besonderheiten zu sehen, auf den Straßen und an deren Rändern.
Nicht nur für die Aussteller ist Hattersheim offenbar ein Anziehungspunkt, der sie auch weite Anreisen, etwa aus Hamburg oder München, in Kauf nehmen lässt, auch Besucher stürmten die Stadt am letzten Wochenende in großen Mengen. Dass auch diese zum Teil von weiter her kamen, konnte man an den Kommentaren zu den tollen Autos hören, die überall in Hattersheim bestaunt werden konnten. „Also leck‘ mich doch an de Däsch – der is ja noch kleiner als ein Messerschmidt!“, hörte man etwa einen älteren Herrn beim Anblick des Mopetta ausrufen, eine Dame fasste ihren Herrn beim Anblick eines Straßenkreuzers glücklich an der Hand und meinte: „Guck emo, was ferr scheene Flosse der hot!“ Selbstverständlich bot Hattersheim zusammen mit seinen Geschäftsleuten und Vereinen auch ein Rahmenprogramm, welches den Besuch der Klassikertage für die ganze Familie zu einem schönen Erlebnis werden ließ. Viele Geschäfte hatten geöffnet, in den Lokalen und Eisdielen konnte man draußen sitzen, man konnte Essig verkosten, „Oldtimer-Brillen“ aufprobieren und auch schöne Blumen mit nach Hause nehmen. Direkt auf dem Ausstellungsgelände gab es kühle Getränke und gegrillte Wurst, am Marktplatz lockte ein Crêpe-Stand, in der Fußgängerzone konnte man frische Erdbeeren sowie Oldtimer-T-Shirts, originelle Lampen oder Aufkleber und Pins kaufen. Auch der Hattersheimer „Smiler’s Club“ hatte wieder die Gelegenheit ergriffen, mit Bratwürsten für hungrige Klassikertage-Besucher, die zu keinem festen Preis, sondern gegen eine Spende abgegeben wurden, für das Flörsheimer Hospiz Lebensbrücke zu sammeln. „Das ist toll, wie die Leute das annehmen, etwas für’s Hospiz zu tun – wir haben schon wieder 500 Euro zusammen“, freute sich Bernd Gaumer über die Spendenbereitschaft der Klassikertage-Besucher.
Musikalische Unterhaltung gab es natürlich auch am letzten Sonntag auf der großen Oldtimer-Show in Hattersheim: Nicht nur Loredana, der kleine Star aus „The Voice Kids“, erfreute ihre großen und kleinen Fans mit ihrem Gesang, auch der Singer und Songwriter Samuel Harfst lud auf Einladung des Gewerbevereins Hattersheim mit seiner sehr hörenswerten handgemachten Musik zum Verweilen ein. Nicht ganz so poetische Töne waren von den „Big Feet Boys“ zu hören, die lauten Megaphon-Gesang mit Sousaphon, Akkordeon und Schlagzeug begleiteten und so fröhlich durch die Hattersheimer Straßen wanderten. Für Kinder war auf dem Schulhof der Robinson-Schule und vor dem Haus der Schulkinder-Betreuung ein großes Angebot an Attraktionen zu finden: Sie konnten etwa beim Verein „Das kunterbunte Kinderzelt“ in großen, durchsichtigen Bällen auf dem Wasser laufen oder sich in einer riesigen Hüpfburg in Form eines Feuerwehrautos vergnügen. Für die kleineren Kinder hatte der Turnverein Okriftel wieder einen Bobbycar- und für die etwas größeren einen Roller-Parcours aufgebaut.
Wem nach dem vielen bunten Trubel zwischen Schulstraße, Mainzer Landstraße und Hessendamm der Sinn nach etwas ruhigeren Hattersheimer Straßen stand, der war in der Frankfurter Straße richtig, hier wartete eine Kunstausstellung in den Schaufenstern der Geschäfte auf Betrachter.
Das letzte Wochenende hat es wieder gezeigt: Hattersheim und die Klassikertage gehören einfach zusammen!